Philosophie für Zwischendurch: Der Mut der Hoffnungslosigkeit

Slavoj Zizek schreibt über den Mut der Hoffnungslosigkeit. Slavoj Zizek, geboren 1949, ist ein zeitgenössischer slowenischer Philosoph, Psychoanalytiker und Kulturkritiker und Professor am Institut für Philosophie in Ljubljana. Er ist einer der Hauptvertreter der Poststrukturalismus, einer philosophischen Richtung, die seit den 70er Jahren an Bedeutung gewonnen hat. Diese Richtung setzt sich kritisch mit dem Verhältnis von sprachlicher Praxis und sozialer Wirklichkeit auseinander. Darüber hinaus nimmt Zizek auch zu gesellschaftlichen und politischen Themen dezidiert Stellung. Eines seiner bekanntesten Bücher heißt „Der Mut der Hoffnungslosigkeit“, es ist 2021 erschienen.

„Die Weltlage ist zum Verzweifeln“, diesem Statement des Philosophen kann man nur zustimmen. Durch Kriege, Terror und ökologischer Verwüstung sieht Zizek die Welt am „Nullpunkt der Hoffnungslosigkeit“, am Abgrund angekommen.  Er analysiert die Situation auf zwei Ebenen: auf der ökonomisch-politischen und auf der ideologischen. Im ökonomisch-politischen Teil setzt er sich mit den Schwierigkeiten auseinander, er spricht von einem „Schlamassel“, in dem wir stecken, von der vergeblichen Mühe der griechischen Syriza-Partei, aus den Zwängen des Kapitalismus auszusteigen, TTIP, die weltweite Migration bis zur Rückkehr der Religion als politischen Faktor. Als Ursache der weltweiten Migration sieht er den Kapitalismus und bezeichnet Flucht und Terror als Folgen eines neuen Klassenkampfes. Die geführten Kriege sind nicht nur politisch, sondern auch religiös einzuordnen, das bedeutet, die Religion ist ein politischer Faktor, spielt politisch eine Rolle.  Auf dem Gebiet der Ideologie analysiert er die terroristische Bedrohung, die politische Korrektheit sowie den Populismus. Dies alles gibt genug Grund, um an der aktuellen Situation, die sich seit dem Erscheinen des Buches nicht verbessert hat, zu verzweifeln. Die Verzweiflung ist ein wichtiges Moment in der Philosophie: Erst wenn es keine Hoffnung mehr gibt, wenn die Situation aussichtslos erscheint, erst dann wird der wahre Mut freigesetzt, erst dann kann ein fundamentaler Wandel erfolgen. Aus dieser Verzweiflung kann eine neue Hoffnung entstehen, die Hoffnung auf eine universalistische Politik, deren Focus der Kampf für Gerechtigkeit ist.

Bild: Martina Guthmann

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