Leibnitz und die beste aller möglichen Welten

Nicht der derzeitige Zustand der Welt ist der bestmögliche, sondern die Welt mit ihrem Entwicklungspotential ist die beste aller möglichen Welten. Dieses Entwicklungspotential ermöglicht es, den derzeitigen Zustand ständig zu verbessern.

Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716) war ein deutscher Philosoph, Mathematiker, Jurist, Historiker und politischer Berater der frühen Aufklärung. Er war einer der bedeutendsten Philosophen des ausgehenden 17. und beginnenden 18, Jahrhunderts, einer der wichtigsten Vordenker der Aufklärung und er gilt auf Grund seiner vielseitigen Bildung als Universalgelehrter. Von ihm stammt der berühmte Satz, die gegebene Welt sei „die beste aller möglichen Welten“.  Aus philosophischer Sicht sind viele Welten denkbar, das heißt möglich. Unter allen möglichen Welten hat Gott die beste verwirklicht, beziehungsweise geschaffen. Sie musste die beste sein, sonst hätte Gott eine andere Welt geschaffen. Der Satz von der besten aller möglichen Welten soll keineswegs das Übel und Leiden in der Welt leugnen oder schönreden und hat angesichts des Elends in der Welt keinesfalls etwas mit Zynismus zu tun. Vielmehr will Leibniz auf einen Zusammenhang zwischen Gutem und Üblen hinweisen. Es gibt Gutes, das nur zum Preis der Existenz von Übel zu haben ist. So ist zum Beispiel das Gute der Schöpfung mit dem Übel der Vergänglichkeit verbunden. Nicht der derzeitige Zustand der Welt ist der bestmögliche, sondern die Welt mit ihrem Entwicklungspotential ist die beste aller möglichen Welten. Dieses Entwicklungspotential ermöglicht es, den derzeitigen Zustand ständig zu verbessern, es ist also dynamisch. Aber selbst in der besten aller möglichen Welten gibt es, wie bereits erwähnt, zwangsläufig auch Übel. Die in der Welt vorkommenden Übel unterscheidet Leibniz nach metaphysischem, physischem und moralischem Übel. Das metaphysische Übel besteht in der Endlichkeit und Vergänglichkeit des Menschen und der Welt. Das physische Übel besteht aus Leiden und Schmerzen und geht aus dem metaphysischen Übel hervor, da der Mensch eben nicht vollkommen ist, sondern Leiden und Schmerzen verursacht beziehungsweise aushalten muss. Das moralische Übel besteht darin, dass der Mensch als Geschöpf Gottes die Fähigkeit hat zu fehlen, theologisch formuliert, zu sündigen. Gott hat dem Menschen die Gabe des freien Willens beziehungsweise der Freiheit verliehen. Diese Gabe beinhaltet auch die Möglichkeit der Sünde, des Ungehorsams gegen Gott. Das Übel ist nicht von Gott gewollt, sondern nur zugelassen. Gegen diese Übel setzt Leibniz die Vielfalt, die die Qualität der Welt ausmacht und sie so zur besten aller möglichen Welten macht. Gott hat nach Leibniz unter allen möglichen Welten die beste geschaffen. Es kann nur die beste aller möglichen Welten existieren, da Gott diese auf Grund seiner Weisheit geschaffen hat. Im Umkehrschluss bedeutet dies: Wenn wir unsere Welt nicht als die beste aller möglichen Welten begreifen, dann folgt daraus, dass Gott über keine Weisheit verfügt. In der Konzeption der besten aller möglichen Welten kann Gott allmächtig, allwissend und allgütig sein. Von Helga Ranis

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