Axel Honneth (*1949) ist ein deutscher Sozialphilosoph und gehört zu den wichtigsten Mitgliedern der dritten Generation der Frankfurter Schule. Von 2001 bis 2018 war er Direktor des Instituts für Sozialforschung an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt. Seine sozialphilosophischen und gesellschaftskritischen Schriften werden international rezipiert. Als Sozialphilosoph hat das Thema Arbeit für ihn einen besonderen Stellenwert. Arbeit bestimmt das Leben und ist prägend für die Demokratie. Für den Erfolg des demokratischen Zusammenlebens, statuiert er, ist vor allem die Arbeit entscheidend. Und nicht nur die Arbeit an sich, sondern vor allem ihre Organisationsform und die Frage, ob und wie sie die Bedürfnisse des demokratischen Souveräns erfüllt. Arbeit darf nicht zu einer geistigen und seelischen Verarmung der Menschen führen, die sie ausüben. Deshalb dürfe die Arbeitsteilung nicht zu weit getrieben werden. Arbeit muss Sinn ergeben und als sinnvolle Einheit verstanden werden können. Er ist der Ansicht, dass ein Arbeitsverhältnis nur dann wohlgeordnet sei, wenn es genügend Zeit für die Familie, ein Ehrenamt und für politische Partizipation zulasse. Er will die Diskrepanz zwischen politischer Demokratie und einem zermürbenden, unselbständigen Arbeitsleben aufheben. Arbeit müsse beim Arbeitenden Selbstanerkennung und Selbstachtung wecken. Nur wer sich selbst achte, fühle sich so stark, eine eigene politische Meinung zu äußern. Demokratische Partizipation und eine freie, menschengerechte Organisation von Arbeit bedingen sich wechselseitig. Die Arbeit ist für ihn die entscheidende Kraft, weil bei ihr Menschen unterschiedlicher Herkunft und aus verschiedenen Milieus zusammenkommen. Bei der Arbeit lernen sie einander kennen, sprechen miteinander und tauschen Erfahrungen und Meinungen aus. Auf diese Weise werde der „Geist des demokratischen Miteinanders“ geweckt. Die Arbeitenden lernen die demokratische Grundtugend, sich in ihnen unvertraute Existenzformen und Lebensschicksale hineinzuversetzen. Er kommt zu dem Schluss, dass in den vergangenen zwei Jahrhunderten innerhalb der Arbeitswelt zwar grundlegende Verbesserungen erreicht worden seien, dass die Arbeitswelt aber immer noch von Abhängigkeit, fehlender Partizipation der Arbeitenden und mangelnder Anerkennung bestimmt sei. Die Arbeitswelt bildet die krasse Gegenwelt zum Erfahrungsraum einer Demokratie. Aus diesem Grund, so die Forderung, müsse der Arbeitsmarkt demokratisiert werden. Diese Demokratisierung soll mit Hilfe der Sozialverbände, Kirchen und Gewerkschaften erfolgen. Ein staatlich subventionierter alternativer Arbeitsmarkt soll dagegen Langzeitarbeitslosen eine Perspektive bieten. Das „bedingungslose Grundeinkommen“ lehnt Honneth mit der Begründung ab, dass die Bezieher eines solchen Einkommens abgeschrieben und aus der Gesellschaft herausfallen würden, was der Demokratie zum Schaden wäre.
Von Helga Ranis.
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Die Autorin Helga Ranis studierte Theologie und Philosophie und schöpft aus einem großen Fundus philosophischen Wissens.
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