Philosophie für Zwischendurch: Über die Freiheit

Die Freiheit ist Gegenstand der Philosophie seitdem es diese gibt. Sie steht in der Verbindung mit der, den Menschen auszeichnenden Vernunft. Bei Sokrates und Platon ist der Mensch frei, wenn er mittels Vernunft die beste der zur Verfügung stehenden Möglichkeiten wählt.  Die Vernunft verleitet somit den Menschen zum Guten.  Freiheit wird in der Regel als die Möglichkeit verstanden, ohne Zwang zwischen unterschiedlichen Alternativen auszuwählen und entscheiden zu können. Der Begriff benennt in der Philosophie, Theologie und Jurisprudenz der Moderne allgemein einen Zustand der Autonomie eines Subjekts.  Bei Sokrates und Platon ist der Mensch frei, wenn er mittels Vernunft das Beste wählt, denn die Vernunft leitet den Menschen zum Guten.  Für Aristoteles bedeutet Freiheit die Möglichkeit, zwischen mindestens zwei Alternativen wählen zu können. Die Praktische Freiheit ist in der Philosophie ein von Kant geprägter Begriff, der das Selbstverständnis eines vernünftigen Wesens bezeichnet, nach selbsterhobenen Prinzipien zu entscheiden und sich somit selbst als frei zu begreifen. Diese praktische Freiheit unterliegt jedoch nicht der Willkür oder Beliebigkeit, sondern ist mit dem kategorischen Imperativ verbunden, nach dem man sein Handeln an dem Wohl der Allgemeinheit ausrichten soll. Der öffentliche Gebrauch von Freiheit scheint allerdings ein anderer zu sein. Freiheit wird als eine Art Willkür verstanden, sie wird für absolut gehalten und verdient ihren Namen nur dann, wenn sie keine Grenzen und Einschränkungen kennt, wenn man also machen kann, was man will, ohne Rücksicht auf die Mitmenschen zu nehmen. In der Philosophie ist diese Willkür jedoch der Gegenbegriff zur Freiheit und muss eingeschränkt werden, um die Freiheit zu ermöglichen. Freiheit liegt auch dann schon vor, wenn es keine Handlungsalternative gibt, wenn nur die Entscheidung aus Vernunftgründen erfolgt sei. Die Vernunft schränkt somit die Willkür zur Freiheit ein. Von daher ist der Begriff der Freiheit auch mit den Begriffen der Pflicht und der Verantwortung kompatibel. Wenn man die Pflicht hat, zu helfen oder Verantwortung hat, was sich nicht nur auf die Menschen bezieht, gibt es keine Alternative dazu, kann aber immer noch als Ausdruck der Freiheit angesehen werden, weil es vernünftige Gründe dafür gibt. Außerdem findet die eigene Freiheit in der Freiheitsmöglichkeit der anderen. „Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden“, lautet das berühmte Zitat von Rose Luxemburg. Die eigene Freiheit findet somit ihre Grenzen in der Freiheit der anderen. Von daher, in der aktuellen Situation, von einer Einschränkung der Freiheit zu sprechen, und sie für gefährdet zu erklären oder von einer Gängelung zu sprechen, wenn es im öffentlichen Raum um das Einhalten von Regeln zugunsten anderer geht, wird der philosophischen Dimension dieses Begriffes nicht gerecht.

Von Helga Ranis

15. September 2021