Philosophische Betrachtung über das Glück
Das Streben nach Glück, nach einem erfüllten Leben, ist eine uralte Sehnsucht des Menschen. Bereits in der klassischen westlichen Philosophie, der Philosophie der Antike, aber auch in der östlichen Philosophie ist der Begriff des Glücks verankert. Beide Philosophien beschäftigen sich seit ihren Anfängen mit dem Thema Glück und in beiden Richtungen gibt es die Philosophie des Glücks. Dieser Zweig der Philosophie setzt sich mit der Natur und den Wegen zur Erlangung des Glücks, bzw. der Glückseligkeit auseinander. Das Glück zählt zu allen Zeiten zu den Hauptthemen der Philosophie und wird dementsprechend auch von den modernen Philosophen reflektiert.
Ein maßgeblicher Vertreter der Philosophie der Moderne ist der englische Philosoph Bertrand Russell (1872-1970), der sich, auf Grund der im Ersten Weltkrieg gemachten Erfahrungen die Frage des Verhältnisses der Gesellschaft, in der ein Mensch lebt, zum Glück des Einzelnen stellt. An erster Stelle kommen die elementaren Bedürfnisse, erst dann kann man über das Glück nachdenken. Wenn diese elementaren Bedürfnisse befriedigt sind, so hängt nach Russell das Glück der meisten Menschen von ihrer Arbeit und ihren sozialen Beziehungen ab. Hierbei spielt die Gesellschaft zunächst eine zentrale Rolle, denn in einer schlechten Gesellschaftsordnung sind die Menschen per se unglücklicher als in einer gut funktionierenden Gesellschaftsordnung. Die Gesellschaft ist zwar elementar, aber auch hier können andere Menschen durchaus Ursache und Anlass zu Unlust sein. Die Erfahrung macht jeder, der mit anderen Menschen zusammenarbeitet und hierarchischen Strukturen kennt. Russell macht die Feststellung, dass im täglichen Leben der meisten Menschen die Furcht eine größere Rolle als die Hoffnung spielt. Der Gedanke, dass andere von ihnen Besitz ergreifen könnten, was im Arbeitsleben ja oft der Fall ist, überwiegt die Freude, die sie selbst in ihrem eigenen Leben schaffen können oder in dem Leben anderer, mit denen sie in Berührung kommen. Das Misstrauen ist größer als das Vertrauen und die Menschen tun sich schwer, ihr Glück in der Gesellschaft, dem Gemeinwesen zu suchen. Aus diesem Grund liegt das Glück für Russell mehr im Individuum, als im Staat. „Wenn alle Menschen den Mut aufbrächten, trotz Widrigkeiten und Hindernissen ohne Furcht zu leben, würde es für die Erneuerung der Gesellschaft nicht erforderlich sein, mit politischer und ökonomischer Reform zu beginnen, alles dieses folge ohne Widerstand aus der moralischen Erneuerung der Individuen.“ Somit hat es nach Russell jeder Mensch selbst in der Hand, den individuellen Weg zum Glück oder den Weg zum individuellen Glück zu finden. Auch diese Erkenntnis stammt aus der antiken Philosophie.
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Helga Ranis
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Die Autorin Helga Ranis studierte Theologie und Philosophie und schöpft aus einem großen Fundus philosophischen Wissens.
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