Für Allergiker ist Tonmineralerde aus Marokko eine Offenbarung: Denn mit der Wascherde lassen sich Haut und Haar so sanft waschen, dass sich der empfindliche Säureschutzmantel regeneriert. Vom Haarpraktiker Michael Rogall.

Tonmineralerde hat viele Namen. Manchmal wird sie Lavaerde genannt, was aber nichts mit Lavagestein zu tun hat, sondern übersetzt nur Wascherde (lavare) meint. Manchmal wird sie auch unter dem Begriff Rhassoul oder Ghassoul angeboten. Aber auch das heißt übersetzt einfach nur Waschen. Tonmineralerde wird tief aus dem Grund des nordafrikanischen Atlasgebirge abgebaut und dient dort schon seit Jahrhunderten zur reinigenden Wäsche von Haut und Haaren. Die königliche Familie Marokkos hat ihren eigenen Stollen zum Abbau der Erde. In der marokkanischen Bevölkerung ist Ghassoul leider mittlerweile zum „Shampoo der Armen“ geworden. Wer sich kein Shampoo mit Tensiden und Düften leisten kann, kauft auf dem Basar Tonerde als sonnengetrocknete Platte, hämmert sich zu Hause ein Stück ab und löst es zum Haarewaschen auf. Wahrscheinlich ist sie trotzdem die bessere Alternative zum schäumenden Shampoo. Für manche mag es komisch klingen, sich nur mit Erde zu waschen, denn schließlich ist „das doch auch Dreck“.
Michael Rogall berichtet im Buch „HaarSprechStunde“ von seinen eigenen Erfahrungen: „Die Tonmineralerde hat meine allergiegeplagte Haut wunderbar gesunden lassen. Etwa ein Dreivierteljahr habe ich nur Erde verwendet und auf Seife und Shampoo völlig verzichtet. Sie können sich sicher gut vorstellen, wie manche unter der Dusche der Sauna oder des Sportstudios geschaut haben, als eine dunkle Brühe an mir herunter lief.“

Kräftigt feines Haar und lindert Neurodermitis
Das Besondere der Wascherde ist ihre hohe Absorptionskraft. Sie saugt Fett und Staub wie ein Löschblatt auf, ohne den natürlichen Säureschutzmantel der Haut zu stören. Im Vergleich dazu braucht die Haut nach Verwendung eines Shampoos bis zu acht Stunden, um diesen Säureschutzmantel wieder aufzubauen. Wird jedoch Wascherde verwendet, beruhigen sich die Talgdrüsen allmählich, so dass die Haare mit der Zeit weniger häufig gewaschen werden müssen. Schuppen werden durch die Körnigkeit der Erde entfernt, ähnlich wie bei einem Peeling. Darüber hinaus lagern sich die Partikel der Erde mikrofein am Haarschaft an, was den Effekt erzielt, dass sich die Haare wie mit einem Festiger aufstellen und ein natürliches Volumen bilden. Dadurch werden auch überschüssige Fette an den folgenden Tagen des Nicht-Waschens von der Kopfhaut aufgesaugt. Trotzdem fühlt sich das Haar geschmeidig an. Besonders kommt diese Stärkung des Volumens feinen Haaren zugute. Noch mehr: Bei Neurodermitis werden Entzündungen durch die Anreicherung der Mineralien gelindert. Wer es verträgt, kann die Erde in diesem Fall auch mit Nachtkerzenöl vermischen und die Masse dann als Packung auftragen, ohne diese allerdings in die Haut einzureiben. Tasten Sie sich jedoch langsam an diese Mischung heran und testen Sie deren Verträglichkeit zunächst an kleinen Hautarealen.
Wenn Sie chemisch gefärbte Haare, Strähnen oder Dauerwellen haben, sollten Sie jedoch bei der Haarwäsche auf Tonmineralerde verzichten. Denn die Erde lagert ihre mikrofeinen Partikel am Haarschaft an und dann werden chemisch behandelte Haare knallhart. Bei Pflanzenfarbe kann es passieren, dass die Partikel der Erde die Pigmente abreibt und die Farbe dann nicht von langer Lebensdauer ist. All diese Einschränkungen gelten nicht für Kinder mit ihren naturbelassenen Haaren. Für sie wird Wascherde zum Badespaß, denn sie dürfen in „Dreck“ baden und werden trotzdem sauber. Die Wascherde brennt nicht in den Augen. Darüber hinaus bewahrt sie den Säureschutzmantel der jungen Haut.

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QC29E09_Tonmoneral-ErdeHaarpraxis-Tipp:

So sollten Sie die Erde anwenden
Geben Sie zwei Esslöffel Tonmineralerde (etwa „Ghassoul Lavaerde“ von Sanoll) in einen Liter warmes Wasser. Sollten Sie einen Duft dazu mögen, wären einige Tropfen eines ätherischen Öls erlaubt. Verrühren Sie das Ganze kräftig mit einem Schneebesen und gießen den Inhalt in Schüben direkt auf die Kopfhaut. Die Wascherde muss auf die Kopfhaut gelangen, um dort einzuwirken. Da die Erde sich immer wieder absetzt, rühren Sie mit dem Schneebesen nach und gießen erneut. Das partikelhaltige Wasser hat genug Reinigungskraft. Belassen Sie diese Mischung 10 bis 15 Minuten auf dem Kopf. Nach der Einwirkzeit nutzen Sie den Duschstrahl und waschen nun in Schüben die Erde wieder aus. Für Eilige und Reisende gibt es die Tonmineralerde auch als fertige Waschcreme, etwa von Alva („Rhassoul Mineral Waschcreme„) oder von Sanoll („Ghassoul Haarwäsche Steinöl„).

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Fotos: Michael Rogall

 

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