An kreisrundem Haarausfall (Alopecia areata) leiden in Deutschland rund eine Million Menschen. Die Schulmedizin ist häufig ratlos. Weniger Stress und ein Mix an alternativen Methoden schaffen nicht selten Abhilfe vom belastenden Haarausfall.

qc32e01-HaarausfallBei Maximilian M. begannen die Probleme mit seinen Haaren schlagartig und völlig überraschend: Bereits zwei Wochen, nachdem Schulkameraden bei ihm am Hinterkopf eine kleine kahle Stelle entdeckt hatten, waren ihm die Haare büschelweise ausgefallen, bis nichts mehr von seiner vorherigen Haarpracht übrig blieb. Das war im Herbst. „Alopecia areata“ (kreisrunder Haarausfall) attestierte ihm der Arzt, den er in seiner Not aufsuchte. „Vielleicht kommen die Haare nach einiger Zeit von alleine wieder“, so lautete die unsichere Prognose. Ein vom Endokrinologen erstelltes Hormonbild brachte keine Anhaltspunkte. Bis Weihnachten hatte der damals 17jährige sämtliche Haare am Körper verloren – von den Augenbrauen über die Wimpern bis hin zur Körperbehaarung. So oft es möglich war, trug er nun Mützen.
Der kreisrunde Haarausfall gehört zu den mysteriösesten Kapiteln in Sachen Haargesundheit. Man weiß nicht genau, was den Haarverlust auslöst und man weiß nicht genau, wie lange die kahlen Stellen kahl bleiben. Für einige Monate oder für immer. Das macht die Behandlung von kreisrundem Haarausfall auch so schwierig.
Der Haarpraktiker Michael Rogall beschreibt seine Erkenntnisse in Sachen kreisrunder Haarausfall folgendermaßen: „Hervorgerufen wird dieser Haarverlust durch eine Autoimmunerkrankung, eine Erkrankung, bei der körpereigene Zellen die Haarfollikel als fremd ansehen und versuchen, diese zu vernichten.“ Statt sich um die Abwehr von Viren, Bakterien und Pilzen zu kümmern, richtet sich die Immun-Abwehr der Betroffenen gegen die Zellen in den Haarwurzeln. Dies geschieht, indem zunächst eine Entzündungsreaktion entsteht, die das Haarwachstum stört und schließlich zum Ausfallen des Haares führt. Schreitet der Haarverlust weiter fort  und sind alle Kopfhaare verloren, spricht man von einer Alopecia totalis.

Schulmedizinische Therapie der Entzündungshemmung
In der Schulmedizin setzt man bei der Behandlung des kreisrunden Haarausfalls auf entzündungshemmende Therapien. Dabei versucht man die selbstzerstörerischen Aktivitäten des Körpers gegen die Haarfollikel durch äußerlich angewendetes kortisonhaltiges Haarwasser sowie Kortisonpräparate zum Einnehmen zu stoppen. Als weitere Behandlungsmaßnahme können die befallenen Stellen mit flüssigem Stickstoff (Vereisung) oder mit einer speziellen Säure behandelt bzw. mit UV-Licht (PUVA-Therapie) bestrahlt werden. Diese Verfahren sollen die Haut sensibilisieren, so dass diese mit einer entzündlichen Reaktion reagiert. Durch diese künstlich hervorgerufene Entzündung soll die Immunabwehr von den Haarwurzeln „abgelenkt“ werden und die Haarwurzeln sollen sich wieder erholen. Nachteil dieser Behandlung ist aber, dass sie nur während der Anwendung wirkt. Danach können die Haare erneut ausfallen. Wegen der oft jahrelangen Anwendung kann es außerdem zu starken allergischen Reaktionen am ganzen Körper kommen. „Die topische Immuntherapie ist bei der Hälfte der Fälle erfolgreich“, ist auf der Internet-Seite des Zentrums für Endokrinologie, Hormon- und Stoffwechselstörungen in Frankfurt zu lesen.
Nach der Erfahrung ganzheitlich praktizierender Ärzte liegt die Ursache des kreisrunden Haarausfalls oft im Unterbewusstsein der Betroffenen. Vielleicht ein tiefverdrängter Schock oder Stress, der das Immunsystem förmlich überlaufen lässt und den Haarausfall einleitet. Manchmal geschieht etwas so Existenzielles, dass die Betroffenen „entwurzelt“ dastehen, was sich nach außen hin durch Haarausfall bemerkbar macht, so erklärt der Haarpraktiker Michael Rogall. „Fragt man die Patienten, ob sie sich an ein solches Vorkommnis erinnern, ist den meisten interessanterweise nichts bewusst“, so schreibt er in seinem Buch „HaarSprechStunde“.

Ein Mix an Therapien und Nahrungsergänzungsmitteln
Bei Maximilian M. war der Auslöser vermutlich Stress. Zu viel hatte sich der damals 17jährige Schüler auf einmal zugemutet: Eine neue Klasse nach einem Auslandsaufenthalt, daneben Nachhilfe für jüngere Schüler, Rasen mähen in der Nachbarschaft, arbeiten im Supermarkt, Zeitungen austragen sowie Sport und Klavier. Auf Gefühle der Überforderung wollte Maximilian M. zunächst nicht hören. Viel Unterstützung erfuhr Maximilian M. in dieser Zeit durch sein Umfeld. Seine Mutter ging mit ihm zu zahlreichen Naturheilern, zum Homöopathen und zum Heilpraktiker, der mit ihm eine Ausleitungstherapie mittels Globuli begann. Eine Freundin der Familie versorgte ihn mit konkreten Hilfsmitteln, die er in den folgenden Monaten intensiv nutzte: Jeden Tag trank er bis zu sechs Liter von „Lebendigem Wasser“, das zu Vollmond abgefüllt worden war. Dazu trank er täglich mehrere Flaschen an Molke aus Stuten- und Ziegenmilch. Seine Kopfhaut massierte er mit einem ayurvedisch-tibetischen Haarwuchs-Mittel. (Dies sind die auf Maximilian M. individuell zutreffenden Mengenangaben und keine allgemeinen Empfehlungen.)
Im Juli – zu Zeiten des Abitur-Balls – zeigten sich auf seinem Kopf die ersten Haare. Während des darauffolgenden halben Jahres durchlief sein Haar die Stadien seiner Kindheit: von Flaum über helle Locken bis hin zu kräftigen dunklen Haaren. Heute haben sich von den Wimpern bis zur Körperbehaarung alle seine Haare regeneriert. Was von seinem Therapie-Mix schlussendlich die Wende brachte, vermag Maximilian M. nicht zu sagen. Gleichwohl ist er für jede damals in Anspruch genommene Hilfe unendlich dankbar. Über Fotos, die ihn mit Glatze zeigen, kann er mittlerweile sogar lachen.

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Kreisrunder Haarausfall (Alopecia areata)
Der kreisrunde Haarausfall beginnt meist am behaarten Kopf, kann aber bei Männern auch in der Bartregion beginnen. Die Haare fallen nicht diffus aus, sondern in einem umschriebenen Gebiet, das dann völlig haarlos wird. Diese Form des Haarausfalls kann zum Verlust der gesamten Körperbehaarung führen (Alopecia universalis).
In rund 80 Prozent der Fälle wachsen alle Haare nach vier bis fünf Monaten wieder nach, da die Haarfollikel erhalten bleiben.
Charakteristisch bei der Alopecia areata ist das Auftreten von sogenannten kleinen Ausrufezeichen-Haaren an den Rändern der Veränderung. Die kahlen Stellen fühlen sich glatt an. Zusätzlich sind auch Veränderungen auf den Fingernägeln zu beobachten. Diese können Rillen, Einstiche oder eine raue Oberfläche bilden.

 

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