Oxidative Haarfärbemittel bergen Gesundheitsrisiken, die den europäischen Gesetzgeber im letzten Herbst dazu veranlassten, deren Anwendung bei Jugendlichen unter 16 Jahren zu verbieten. Für Michael Rogall sind die Gesundheitsrisiken nur einige von vielen Gründen, in seiner „Haarpraxis“ ausschließlich natürliche Pflanzenfarben anzubieten.

Unverzichtbar für viele Frauen ist das Haarefärben: rund ein Drittel aller Frauen (und rund zehn Prozent der Männer) in Europa greifen regelmäßig zu Färbemitteln, um ihrer natürlichen Haarfarbe mehr Pep zu verleihen oder graue Haare zu übertönen. Doch das geschieht nicht immer ohne Gefahren. Oxidative Haarfärbemittel standen lange Zeit im Verdacht, Krebs zu erregen. Das nahm das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) 2009 zum Anlass, eine großangelegte Expertentagung zu diesem Thema einzuberufen. Da in der Vergangenheit eine ganze Reihe problematischer Substanzen verboten wurde, gehen die Experten davon aus, dass bei Haarfärbemitteln kein Krebsrisiko besteht. Dennoch sind oxidative Haarfärbemittel mit Vorsicht zu verwenden. Denn sie können allergische Reaktionen bis hin zu allergischen Schocks auslösen, was die Europäische Union im letzten Herbst dazu veranlasste, deren Anwendung bei Jugendlichen unter 16 Jahren zu verbieten.

Seit Michael Rogall vor mehr als 20 Jahren in der Zeitschrift Ökotest las, dass Frauen, die sich über einen Zeitraum von mindestens fünf Jahren regelmäßig die Haare mit oxidativer Haarfarbe färbten, ein fünffach höheres Brustkrebsrisiko hatten als diejenigen Frauen, die keine oxidativen Haarfarben verwendeten, konnte er keine oxidativen synthetischen Prozesse mehr mit ruhigem Gewissen verantworten. Der Artikel in Ökotest brachte ihn aber noch auf eine andere Fährte. Denn es wurde darin von einem Friseurmeister in Aachen berichtet, der schon in den späten 1970er Jahren mit Henna färbte, zum Unverständnis der anderen Berufskollegen. Alexander Pietschmann hatte Henna auf seinen Reisen entdeckt und begann damit zu experimentieren. Heute ist Alexander Pietschmann mit seiner Marke Oliebe Deutschlands führender Anbieter von Pflanzenfarben für den Friseurbereich und hunderte von Friseuren schätzen das faszinierende Spektrum an Naturtönen, die sich mit diesen natürlichen Haarfarben erzielen lassen.

Während synthetische Haarfarbe den Farbton der Haare radikal verändert, kann Pflanzenfarbe immer nur auf der Basis der vorhandenen Haarfarbe einen Farbton erzeugen. Eine synthetische  Haarfarbe öffnet durch die Alkalisierungsmittel die Schuppenschicht der Haare (leider auch die oberste Schicht der Kopfhaut). Die synthetischen Pigmente dringen ein und durch das Oxidationsmittel Wasserstoffperoxid wird das Haar von innen vollständig zerstört. Bei Blondierungen werden dadurch alle vorhandenen Pigmente zerstört. Bei häufigen Färbungen oder Blondierungen kann es so zu einer dauerhaften Schädigung des Haares kommen. Es wird porös und kann keine Feuchtigkeit mehr halten. Zurück bleibt im schlimmsten Fall ein leeres, ausgehöhltes Haar, ähnlich wie ein Schwamm. Ganz anders reagieren Haare, die mit Pflanzenfarbe behandelt sind. Die Pigmente der Pflanzenfarbe dringen nicht ins Haar ein, sondern setzen sich an und um die Schuppenschicht des Haars, ähnlich wie ein Stützkorsett. Dadurch ist das Haar direkt nach der Färbung spürbar fester und fühlt sich dicker an. Die Gerbsäure der Pflanzenbestandteile schließt und stärkt das Haar und führt dazu, dass es in den ersten drei Wochen nach der Färbung mehr Volumen aufweist. Auch die Talgdrüsen einer fettenden Kopfhaut beruhigen sich für die nächsten zwei Wochen. Das Haar kann durch die Schließung wieder Feuchtigkeit einlagern und wird weniger anfällig für Spliss. Allerdings haben Pflanzenfarben nicht die gleiche Deckkraft wie synthetische Farben. Man kann sich eine Pflanzenfärbung wie Wasserfarben vorstellen, die sich transparent auf ein Blatt legen. Damit kann Pflanzenfarbe immer nur auf der Basis der vorhandenen Haarfarbe einen Farbton erzeugen. Die Vorteile dieser sanften Färbung liegen auf der Hand: Jede Frau erhält ihren individuellen Haarton und die ursprünglichen Farbverläufe des Haares bleiben erhalten. Außerdem wächst die Farbe mild heraus. So sehen Ansätze weniger drastisch aus, da die Übergänge von der Naturhaarfarbe zur Pflanzenfarbe weich sind. Es entsteht kein Zwang zum permanenten Nachfärben.

HaarSprechStunde

So gelingt der Wechsel von chemischer Farbe zur Naturfarbe
Wenn Sie noch poröse Haare durch eine Oxidationsfarbe haben, sollten Sie das Haar auf die Umstellung zur Pflanzenfarbe zunächst vorbereiten. Da die Schuppenschicht der Haare beispielsweise durch eine Blondierung löchrig ist, können sich die groben Pigmente in die Löcher hinein setzen und das Haar härter und schwer kämmbar machen. In dem Fall sollten Sie so lange mit der Pflanzenfärbung warten, bis sich das Haar geschlossen hat. Als Hilfsmittel zum Haareschließen hat sich etwa Ziegenmolke im Shampoo oder Vinaigre de Toilette bewährt. Deren milde Säure schließt das Haar so, dass es wieder Feuchtigkeit aufnehmen kann. Eine andere, sehr wirkungsvolle Methode ist tägliches Haarebürsten mit einer Bürste aus Wildschweinborsten.

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Fotos: Michael Rogall

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Link Die Original-Haarbürste von Michael Rogall

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