Sinne schärfen

Wie wir durch Vertrauen auf unsere eigene Wahrnehmung mit uns selbst verbunden bleiben und selbstbestimmt leben können.

In welcher Lebenslage auch immer, unsere Sinne geben uns einen Kompass, wenn wir ihnen die Kompetenz zusprechen und wieder lernen, tief in uns hinein zu spüren.

Kurzsichtigkeit betrifft heute bereits ein Drittel aller Kinder und Heranwachsenden ab fünf Jahren und der Anteil bis 2050 wird auf 40 Prozent prognostiziert. Traurig genug für jedes einzelne Menschenkind – ist Myopie dadurch längst zum globalen Gesundheitsproblem geworden. Langes Arbeiten im Nahbereich und Mangel an Tageslicht gehören zu den wissenschaftlich nachgewiesenen Umweltfaktoren, die für den Anstieg der Erkran- kung verantwortlich sind.

Gerade weil das Sehen – ähnlich wie das Hören – stark außendominierte Sinne sind, macht uns die Reduzierung der Sehkraft besonders viel Angst. Angst verengt bekanntlich den Blick und macht ihn starr beim Versuch der Fokussierung, was der Augenlinse die Flexibilität nimmt und genau dies verstärkt wieder die Krankheitssymptome.

Statt sich auf die eigenen Defizite im Kleingedruckten zu „konzentrieren“, rät Seh-Expertin Marianne Wiendl, erstmal den Blick zu weiten, in die Ferne zu schauen, den Augen diese Entspannung zu gönnen, sich neu in sich zu „zentrieren“ (ÜBUNGEN weiter unten) und vor allem sich dessen zu besinnen, dass unsere Augen Teil unseres ganzen Körpers sind und am liebsten im Konzert all unserer Sinne spielen.“

„Der Mensch selbst, so er sich der gesunden Sinne bedient, ist das größte physikalische Gerät.“ Johann Wolfgang von Goethe

 

DAS KONZERT DER SINNE – UNSERE SINNE ALS TEAM

„Der Mensch selbst, so er sich der gesunden Sinne bedient, ist das größte physikalische Gerät“, dies postulierte bereits Goethe, der auch Naturwissenschaftler war. An dem wissenschaftlichen Beleg für die Leistungsfähigkeit von intuitiver Wahrnehmung wird seit Jahrhunderten geforscht. Doch scheint es leichter zu sein, beispielsweise die Sensitivität von Wildtieren nachzuweisen, wie sie mit erstaunlicher Präzision die für sie beste Nahrung aus dem Angebot der Natur auswählen.

Wir Menschen können das auch, wenn wir nur unserem Körpergefühl wieder mehr zutrauen. Das fängt tatsächlich damit an, dass wir bei Lebensmitteln beispielsweise nicht nur dem aufgedruckten Mindesthaltbarkeits-Datum, sondern auch unserer eigenen Nase trauen. Der Geruchssinn hat bei vielen in den letzten Jahren durch COVID 19 gelitten, aber er lässt sich gezielt wieder reaktivieren (ÜBUNGEN weiter unten). Da dieser eng mit dem Geschmacksinn zusammenhängt, eröffnen sich dadurch wieder intensivere Facetten des Genusses.

Auch beim Nahrungsmittel Nummer 1, dem Wasser, können wir selbst ganz einfach testen, welche Quelle uns gut tut, indem wir genau in unserer Mundhöhle hinschmecken (ÜBUNGEN weiter unten). Es gibt keinen Grund, die Entscheidung auszulagern an Werbebotschaften oder Ratgeber: Wir tragen in uns eine Tiefensensibilität, auch „6.Sinn“ genannt, die uns zusätzlich zu unseren fünf Sinnen beim Erspüren unterstützt. Experten wie Dr. Noemi Kempe vom Institut für Biosensorik und bioenergetische Umweltforschung in Graz sind davon überzeugt, dass für diesen sechsten Sinn das Körperwasser ein wichtiger Sensor ist. Und dieser Sensor lässt sich durch das Trinken von lebendigem Wasser noch empfindsamer machen, was die Körperintelligenz wiederum spürbar erhöht.

 

SEINEM SENSORIUM MEHR ZUTRAUEN

Sich wohl in seiner Haut fühlen – in diesem Satz steckt die enorme Bedeutung des Tastsinns, über den wir Berührung, Druck, Temperatur und Schmerz wahrnehmen und unsere Umgebung spüren.

Sich in seiner Haut richtig wohl zu fühlen, das kann aber nur dann gelingen, wenn wir uns die Freiheit nehmen, unser Wohlbefinden nicht durch chemische Haartönungen, fragwürdige Kosmetik- Produkte oder synthetische Textilien zu beeinträchtigen. Von diesen Mode-Diktaten sind leider auch viele Heranwachsende immer früher betroffen. Und daraus resultierende krankhafte Hautreaktionen können oft erst durch eine Phase kompletter Abstinenz gelindert werden.

Zeitweilige Abstinenz ist grundsätzlich ein guter Weg, wieder feinfühliger und zentrierter zu werden: Egal, ob wir uns zu viel „angehört“ haben, durch Lebensmittelzusatzstoffe überlastet, von Duftwolken umhüllt oder unsere Augen im Nahbereich überfordert haben. Wir stärken so unser Sensorium und nehmen Qualitätsunterschiede, die uns auf allen Sinnesebenen begegnen, wieder viel deutlicher wahr.

Dafür ganz bewusst zwischendurch mal die Augen schließen, auditive Impulse ausschalten und in sich schöne Erinnerungen, Bilder und Gedanken mit allen Sinnen wachrufen. In unserem limbischen System sind alle unsere Sinne miteinander und mit unserem Gedächtnis und unseren Emotionen verwoben.

Dieser Prozess der multisensorischen Integration hilft uns, ein umfassendes, kohärentes und unverfälschtes Bild von uns selbst und unserer Umwelt wahrzunehmen, zu erkennen: Was tut mir gut, was tut unserem Planeten gut?

Alle Sinnes-Übungen sind erholsame Atempausen und bringen mehr Lebendigkeit und Sinnlichkeit auf allen Sinnes- Ebenen in den Alltag. Ganzheitlich arbeitende Therapeuten wie Marianne Wiendl gehen noch einen Schritt weiter und sagen: Je mehr wir zum eigenen inneren Gespür zurückkehren, auf unsere Sinne als Kompass in Fragen des Geschmacks, des Wohlbefindens und der körperlichen Gesundheit bauen können, umso sicherer werden wir auch in unserer Intuition in anderen Fragen des Lebens.

QC74L01 Martina Guthmann

 

 

 

 

MARIANNE WIENDL Sehakademie

25 Jahre Erfahrung und unzählige Referenzen von Menschen, die mit Steigerung ihrer Sehleistung auch ihre Lebensqualität steigern konnten.Sehen findet nicht nur in den Augen statt. Ganzheitliches Sehtraining bedeutet auch mehr Lebendigkeit, Gesundheit und Freude. In der Schule für herzverbundenes Sehen lernen wir, unser Sehen zu verfeinern und unserer Wahrnehmung zu trauen. Sehkraft und Intuition werden so gestärkt! Marianne Wiendl entwickelte aus der systemischen Augentherapie einen besonderen Weg, mit dem es gelingen kann, nicht nur das Sehen zu kräftigen, sondern vor allem den Weg zu sich selbst zu finden.

www.mariannewiendl.de ; www.sehakademie.de

Sehtrainerausbildungen zum Augencoach:

Frankfurt ab 28. Mai 2025: https://sehtraining.coachy.net/lp/ausbildung_oberursel

München ab 25. Juli 2025: https://sehtraining.coachy.net/lp/ausbildung_steinerskirchen

 

 

 

WAHRNEHMUNGSÜBUNGEN

Fokussiertes Sehen (am Bildschirm, Handy, Buch) dominiert unseren Alltag. Dadurch wird die Linse mit den Jahren angespannter und starrer. Es hilft dann schon, die Augen kurz sanft zu schließen und zuzuhalten. Kleine Übungen unterstützen Beweglichkeit, Flexibilität und Entspannung.

  •  „SONNENÜBUNG“ Sonnenlicht durch die geschlossenen Lider in sich hineinfließen lassen, die Augen in alle Richtungen bewegen.
  •  „SCHMETTERLING“ den Blick in sanften Augenbewegungen schweifen lassen
  •  „GESICHTSFELD KITZELN“ Die Hände auf Augenhöhe nach rechts und links auseinan- derziehen und versuchen, sie beim Blick gera- deaus möglichst lange wahrzunehmen.
  •  „POSAUNEN“ Ein Auge mit der Hand abdecken und mit der anderen Hand einen Gegenstand mit unterschiedlichem Tempo vor- und zurück bewegen, sodass sich das Auge auf unterschiedliche Entfernungen einstellt.

 

KÖRPER-ÜBUNGEN FÜR ALLE SINNE

Diese Übungen regen die Aktivität unserer Sinne, die Durchblutung des Gehirns und den gesamten Kreislauf an und ach und nach lassen sich diese Übungen auch mit geschlossenen Augen machen, das aktiviert die anderen Sinne noch mehr.

  • SCHÜTTEL-ÜBUNG rhythmisch Arme, Beine und gesam- ten Körper schütteln, das baut Muskelspannungen ab.
  • MERIDIANE ABKLOPFEN Bei der Außenseite des linken Arms beginnen, den Arm wechseln, dann Rücken und Nieren, die Außenseite der Beine von oben nach unten abklopfen, im Anschluss die Vorderseite von unten nach oben, am Brustbein etwas länger verweilen.
  • DREHSCHWUNG Füße hüftbreit, Knie leicht gebeugt, Arme um den Körper schwingen, während der Körper einen Halbkreis ausführt
  • DEHNEN UND STRECKEN und sich dabei ein tiefes GÄHNEN erlauben
  • ÜBERKREUZ-BEWEGUNGEN – rechter Ellenbogen ans linke Knie und umgekehrt – dies verschaltet die Gehirnbahnen und fördert das beidäugige Sehen.
  •  BALLSPIELEN, JONGLIEREN und alle Tanzarten verknüpfen unsere Sinne.

 

REGENERATION UND STÄRKUNG DES RIECHSINNS

  • STUFE 1 Schnuppern an intensiven Düften in kleinen verschließbaren Behältnissen. Dafür eigen sich beispielsweise die aromatische Ge- würznelke, die fruchtig riechende Zitrone, der würzige Eukalyptus und die blumig duftende Rose. Morgens und abends 15 Sekunden an jeder Probe schnuppern, das ist effektiver als tiefe Atemzüge zu nehmen.
  • Sich genau auf den Duft konzentrieren, mit ei- nem inneren Bild und einer Wortbeschreibung verbinden. Durch die Verknüpfung des Dufts mit Bildern und Gedanken kann sich das Gehirn den entsprechenden Geruch besser merken.
  • STUFE 2 Ausweitung des Duft-Repertoires mit feineren Duft-Nuancen
  • STUFE 3 Blindtraining mit einem Partner, der einem Riech-Aufgaben stellt
  • Nasenpflege mit Vitamin A-haltigen Pflegeölen, beispielsweise eine Mischung aus 5 ml Aprikosenkernöl und 5 ml Rosenwasser

 

DER SENSORIK-TEST: STILLE WASSERSORTEN ERSCHMECKEN

  • Einen Moment der Ruhe für diese spannende Eigenwahrnehmung finden
  • Vor dem Test keinen Kaffee, Kaugummi oder gewürzte Speisen zu sich nehmen
  • Alle Wässer sollten die gleiche Zimmertemperatur haben
  • Von jedem Wasser einen kleinen Schluck und ihn eine Weile im Mund behalten
  • Die Textur des Wassers im Mund, das „Mundgefühl“ fühlen, es kann sich beispielsweise weich, angenehm, leicht, glatt, seidig oder mineralisch anfühlen
  • Wenn das Wasser bitter schmeckt, hat es zu viel Kalzium und
    wenn es salzig schmeckt, hat es zu viel Natrium für den individuellen Bedarf.
  • Der persönliche Geschmack gibt also direkt Aufschluss über den individuellen Bedarf. Auf den Geschmack vertrauen, bedeutet seinen Bedürfnissen zu folgen.

Mit ähnlicher „Test-Anlage“ lassen sich zum Beispiel auch verschiedene Apfel- oder Kartoffelsorten erschmecken.Der „Geschmack“ ist ein Zusammenspiel des Geschmacks- und Geruchssinns gemeinsam mit Tast- und Temperaturinformationen aus der Mundhöhle. Bei fünf Grundgeschmacksrichtungen – süß, salzig, sauer, bitter und herzhaft (unami) ergibt sich durch die Kombination aus Rezeptortypen und Geschmacksintensitäten eine gigantische Vielzahl an Unterscheidungs- und Wahrnehmungsmöglichkeiten.Und die neueste Forschung spricht von weiteren Geschmacksrichtungen wie fettig und stärkereich.

 

FOKUSSIERT HÖREN

So erholen sich die Ohren von amorpher Dauerbeschallung:

  • Bei einem Musikstück versu- chen, die Flöte oder Posaune rauszuhören
  • Die Musik der Natur wahrnehmen, beispielsweise beim „Bird-Hearing“, der Identifikation von Vögeln aufgrund ihres Gesangs oder Rufs

 

Mehr Sinnlichkeit für unsere Kinder

Bereits im dritten Schwangerschaftsmonat entwickelt sich der Tiefensinn, die Fähigkeit, sich selbst wahrzunehmen.Kinder leben die Multisensorik: Geruch, Geschmack und Tastsinn sind bei ihnen noch gleichwertig zum Sehen und Hören. Sie fühlen, wie die Mama riecht und wie der Teppich schmeckt, sie lieben es, mit den Fingern zu sehen.Ermöglichen wir ihnen diese sinnlichen Erlebnisse und lassen wir ihnen die Chance, die Welt im wahrsten Sinne zu erfassen, statt sie auf kleinen Bildschirmen vorgeführt zu bekommen.