Die Einteilung der Philosophie in ihre Disziplinen
Das Wort „Philosophie“ kommt aus dem Griechischen und bedeutet „Freund der Weisheit“. Dieser Begriff soll ursprünglich auf Pythagoras (570 -510 v. Chr.) zurückgehen. Damals verstand man unter Philosophie alles, was mit dem Erwerb von Wissen zu tun hatte. „Denn, wer fragt und staunt, hat das Gefühl der Unwissenheit“ heißt es bei Aristoteles. „Und, um dieser Unwissenheit zu entkommen, begannen sie (die Menschen) zu philosophier“, führt Aristoteles weiter aus.
Aristoteles war auch der Erste, der die Philosophie systematisiert und in Disziplinen eingeteilt hat., die auch heute teilweise noch gültig sind. Dabei unterscheidet er zwischen der theoretischen und der praktischen Philosophie. An der Spitze der aristotelischen Einteilung steht die Logik, die Königsdisziplin der Philosophie. Die Logik ist die Lehre vom richtigen und geordneten Denken Die formale, klassische Logik teilt sich in die Elementarlehre (Begriff, Urteil, Schluss) und in die Methodenlehre (Untersuchungs-und Beweisverfahren) Aristoteles gebraucht hier den Begriff des logischen Syllogismus, wonach man zwei gültige Prämissen haben muss, um zu einer Conclusio, einem Schluss zu gelangen. Außerdem führt er die Begriffe der Deduktion und Induktion als Methoden der Beweisführung ein.
Der Logik folgt die Metaphysik. Bei Aristoteles heißt sie Sophia oder Weisheit, als „Metaphysik“ wird sie erst später bezeichnet. Die Sophia beziehungsweise Weisheit ist die Erste Philosophie, weil sie nach den ersten Gründen und Ursprüngen des Seins und des Seienden fragt. Sie wird auch als Ontologie, als Lehre vom Sein selbst bezeichnet. Metaphysik bedeutet vor beziehungsweise über der Physik, also alles, was vor dem sinnlich Wahrnehmbaren war beziehungsweise. was darüber hinaus geht.
Die erste Disziplin der theoretischen Philosophie ist die Physik. Hier werden grundlegende Begriffe wie Raum, Zeit, Bewegung und Ursache erläutert und erklärt. Die Physik könnte man im weitesten Sinne auch als Naturphilosophie bezeichnen. Die Physik wird von der Kosmologie gefolgt. Aristoteles war der Ansicht, dass das Universum endlich und dass dessen Mittelpunkt die Erde sei. Er trennte den Kosmos in eine subluneare und eine supraluneare Sphäre (diesseits und jenseits der Mondbahn) Die Psychologie ist ebenfalls Bestandteil der theoretischen Philosophie. Hier vertrat Aristoteles die Auffassung, dass der Mensch auf Grund seiner Sinneswahrnehmung zum Denken fähig ist und dadurch zur Erkenntnis gelangt. Für ihn ist der Geist ein Teil der Seele, nach dem die Lebensprozesse strukturiert sind. Er schreibt nicht nur den Menschen, sondern auch den Tieren und Pflanzen eine Seele zu, wobei die menschliche Seele die am meisten ausgeprägte und vernunftbegabte ist. In der Zoologie als Bestandteil der theoretischen Philosophie mit den Teilen der Tiere und deren Funktionen.
An erster Stelle der praktischen Philosophie steht bei Aristoteles die Ethik. Die Ethik beschäftigt sich mit der Frage, wie man ein guter Mensch werden und ein Leben im Sinne der Eudaimonia führen kann. Das höchste Gut, das man erreichen kann, ist die Glückseligkeit. Um diese Glückseligkeit zu erreichen, bedarf es der Tugend. Die höchste Tugend ist die Ausübung der Vernunft selbst. Weitere Tugenden sind Tapferkeit, Mäßigung, Großzügigkeit und Gerechtigkeit. Eine wesentliche Tugend ist auch die Freundschaft, da sich in ihr der Übergang des Menschen vom Individuum zur Gemeinschaft vollzieht. Der Ethik schließt sich die Politik, die Staatslehre an. Der Mensch ist ein zoon politicon, ein soziales, auf Gemeinschaft ausgerichtetes und Gemeinschaft bildendes Wesen. Die Polis, das heißt, der Staat, ist die vollkommene Gemeinschaft. Der Staat besteht um des glücklichen und guten Lebens willen. Erst in ihm kann sich die Tugend des Einzelnen vollkommen entwickeln. Die Rhetorik und Poetik sind ebenfalls wichtige Bestandteile der praktischen Philosophie. Rhetorik ist die Kunst der Überzeugung, nicht des Überredens, die Poetik ist die Dichtkunst. Während die Rhetorik sich mit den verschiedenen Gattungen der Rede (Gerichtsrede, Parlamentsrede und Festrede) beschäftigt, sind die Themen der Dichtkunst, die Epik, Tragödien. Komödien, Dithyrambendichtung (Chorlyrik, Hymnen), Musik und Kunst. Auch in Bezug auf die Entwicklung des Theaters war Aristoteles wegweisend. Die Disziplinen der Praktischen Philosophie werden durch die Poietik, der Wissenschaft des Schaffens und Gestaltens von Kunst
De moderne Philosophie hat die Disziplinen Logik, Metaphysik (Ontologie), Ethik und Politische Philosophie beibehalten. Die übrigen Disziplinen sind im Laufe der Zeit eigene Studienfächer geworden. In der modernen Philosophie wurde der aristotelische Kanon um weitere Disziplinen ergänzt:
Anthropologie: Sie ist die Bemühung um die Erkenntnis der Natur des Menschen und die Klärung der Stellung des Menschen in der Welt. Hierzu gehört auch die Existenzphilosophie, die von den französischen Existenzialisten aber auch von dem deutschen Philosophen Jaspers vertreten wird.
Die Ästhetik handelt von der allgemeinen Bestimmung des Schönen und seiner Erscheinungsformen in den Künsten und der Natur.
Die Erkenntnistheorie beschäftigt sich mit den Bedingungen und den Grenzen der Erkenntnis. Sie steht in engem Zusammenhang mit der Metaphysik. Hauptvertreter für diese Disziplinen ist Kant.
Die Wissenschaftstheorie beschäftigt sich mit der Frage der Wissenschaftlichkeit der Philosophie.
Die Sprachphilosophie betrachtet die Entstehung, Entwicklung, Bedeutung und Funktion von Sprache. Hauptvertreter dieser Disziplin ist Wittgenstein.
Die Geschichtsphilosophie versucht Wesen, Sinn und Verlauf der Geschichte zu erfassen und zu deuten.
Die Rechtsphilosophie beschäftigt sich mit der Frage nach der Begründung von Recht, beziehungsweise, ob es eine übergeordnete Norm gibt, von der her gesetztes Recht abgeleitet werden kann.
Für Geschichtsphilosophie und Rechtsphilosophie steht vor allem der Name Hegel.
In der Religionsphilosophie werden Gott und die Religion auf ihr Wesen und das Verhältnis der Menschen zu ihnen befragt. Hier steht exemplarisch der Name Kierkegaard.
Die Sozialphilosophie beschäftigt sich mit dem Menschen als sozialem Wesen und dessen Selbstverwirklichung im Rahmen der Gemeinschaft. Dies schließt auch die Kritik an den Lebensbedingungen der modernen Gesellschaft ein. Hauptvertreter der Sozialphilosophie ist Simmel.
Die Sozialphilosophie schließt sozusagen an die Anthropologie an und da auch bei ihr der Mensch im Mittelpunkt steht, schließt sich hiermit der Kreis der philosophischen Disziplinen.
Buch-Tipp
LEICHTER LEBEN MIT PHILOSOPHIE
Helga Ranis
Edition Quell ISBN 978-3-9819936-2-2, Erscheinungstermin: 1. August 2024
Bestellen Sie bis zum 1. August zum Vobestellungspreis von 12,90 Euro statt 14,90 Euro.
Seit Jahren beschreibt Helga Ranis für www.quellonline.de die Erkenntnisse der großen Denkerinnen und Denker, die uns die Herausforderungen des Lebens leichter bewältigen lassen. Über die Jahre ist eine beeindruckende Sammlung an Rezepten und Strategien entstanden. Sie geben Inspirationen, wie die Menschen ihren Alltag gestalten können. Der Weg zur inneren Freiheit des stoischen Philosophen Epiktet fehlt in dieser philosophischen Hausapotheke ebenso wenig wie moderne Überlegungen über das Wesen der Arbeit von Axel Honneth. Das Spektrum reicht von Adorno bis Zizek.
Die Autorin Helga Ranis studierte Theologie und Philosophie und schöpft aus einem großen Fundus philosophischen Wissens.
zu bestellen im Quell-Shop
oder Telefon 02236 9491130