Über die Naturphilosophen

Die Frage „Warum ist überhaupt etwas und nicht vielmehr nichts?“ gehört zu den Grundfragen der traditionellen Philosophie. Sie wurde zwar im Jahre 1714 schriftlich von G. W. Leibniz formuliert, aber die Gedanken beziehungsweise Reflexionen darüber stammen bereits aus der Antike. Die ersten, die sich mit dieser Frage auseinandersetzten, warum etwas ist und woher es kommt, waren die Naturphilosophen, die auch als Vorsokratiker bezeichnet werden. Sie haben sich mit der Deutung und Erklärung der Natur beschäftigt und versucht, die Natur in  ihrer Gesamtheit aufzufassen, zu beschreiben, zu erklären und zu deuten. Im europäischen Kulturkreis ist die ionische, das heißt die griechische Naturphilosophie der Ausgangspunkt beziehungsweise. der Anfang der Philosophie. Die Vorsokratiker gingen davon aus, dass den Erscheinungen und Veränderungen bestimmte materielle, das heißt natürliche Prinzipien zugrunde liegen. Deswegen werden sie auch als Naturphilosophen bezeichnet.  Sie suchten nach allgemeinen und konstanten Erklärungsprinzipien, die einen gemeinsamen Ursprung (arché = Anfang) bilden. Insbesondere versuchten sie auch, die Ursache der Bewegung der Himmelskörper zu bestimmen, was zur Entwicklung der Astronomie im antiken Griechenland führte.

Der erste dieser Naturphilosophen war Thales von Milet (624-544 v.Chr.), der heute überwiegend als Mathematiker bekannt ist. Beeinflusst von den Kosmogonien des Alten Orients – nach denen die Herkunft und Entstehung der Welt auf der Vorstellung eines kosmischen Urozeans, innerhalb dessen Himmel und Erde entstanden sein sollen – sieht Thales ebenfalls das Wasser als den Anfang oder Urgrund aller Dinge.

Anaximander (610 -547 v. Chr.) hält nicht das Wasser, sondern das stofflich Unbestimmte, das hinsichtlich seiner Größe „Unbegrenzte“ bzw. „Unermessliche“ für den Ursprung. Er bezeichnet dies als Apeiron, was die Negation der Grenze bedeutet. Als bedeutender Astronom und Astrophysiker entwarf er als erster eine rein physikalische Kosmogonie. Er bezeichnete die Welt als Kosmos (Ordnung). Sie ist ein planvoll geordnetes Ganzes.

Anaximenes (585-525 v. Chr.) kam zu dem Schluss, dass die Luft der Urstoff sei. Indem sie zum Mittelpunkt des Universums hin zusammengepresst werde, entstünden aus ihr die Elemente Wasser und Erde.

Heraklit (540-475 v. Christus)) dagegen war der Ansicht, dass ein Feuer der Urstoff sein müsse. Zuerst als Wasser materiell werdend, ist dieses innerlich weiter nach Erde und Glutwind unterscheidbar und alles in stetiger Umwandlung begriffen. Dieser natürliche Prozess des Werdens und Wandels wird als panta rhei (alles fließt), nichts bleibt wie es ist, bezeichnet.

Empedokles (495-435 v. Chr.) führte die Lehre von den vier Urstoffen (Elementen) Luft, Feuer, Erde und Wasser ein und dass deren Mischungsverhältnis die Natur der Stoffe bestimmt. Hieraus entwickelte sich die Vier-Elementen-Lehre, wobei die Elemente als Prinzipien des Festen, Flüssigen, Gasförmigen und glühend Verzehrenden, also der Aggregatzustände angesehen werden.

Leukipp (* 5.JH. v. Chr.) war der Auffassung, dass die Welt aus leerem Raum und Materie besteht. Ohne einen leeren Raum kann die Materie sich nicht bewegen. Durch ein Neuordnen der kleinsten Teilchen, der Atome (Atomoi = Unteilbare) entsteht Veränderung.

Demokrit (460-370 v. Chr.) stellte die Atomtheorie auf. Die gesamte Natur besteht aus kleinsten, unsichtbaren, unteilbaren Einheiten (Elementarteilchen), den Atomen. Es gibt unendlich viele Atome in unendlich vielen Formen. Wenn diese sich miteinander verbinden, erscheinen die einen als Wasser, die anderen als Feuer, Pflanzen oder Mensch.

Die Naturphilosophen haben den Grundstein für die modernen Naturwissenschaften gelegt und zeigen, dass auch Naturwissenschaften und Philosophie miteinander verbunden sind. Sie selbst waren ebenfalls Philosophen und Naturwissenschaftler  

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