Vom Charme der stillen Pfade

 

Dieser besondere Reiz wenig ausgetretener Pfade findet sich im Hinterland oder auf unbekannteren Pilgerwegen. Er findet sich zu anderen Tages- oder Jahreszeiten oder da, wo wir uns Ortskundigen anvertrauen, immer aber auch in unserem Mut, mal etwas ein wenig anders als gewohnt „anzugehen“. Reisetipps von Martina Guthmann 

 

BARDSEY ISLAND:  PILGERZIEL AUF EINER WALISISCHEN INSEL

Wie ein Wollknäuel knuddelt sich um die großen Pilgerziele aller Religionen ein Gewimmel von Wegen und Menschen. Je nach Impetus der Pilger mag sich dies am Pilger-Ziel bisweilen eher nach Party-Event als nach einem Ankommen bei sich selbst anfühlen. Anders auf Bardsey Island: Umspült von den starken und gefährlichen Strömungen der Irischen See und der Cardican Bay, nutzten Mönche und Heilige im 6. Jahrhundert diese Insel, um sich und ihren Glauben in Sicher- heit zu bringen. Angeblich haben auf dem Fried- hof der Insel 20.000 Heilige ihre Ruhe gefunden.

Im Mittelalter hieß es, drei Pilgerreisen nach Bardsey Island würden einer – damals enorm kostspieligen – Reise nach Rom entsprechen. Bei Holywell im Nordosten von Wales kann man sich auf den Weg machen, 215 Kilometer sind es bis zur Halbinsel Llyn. Vom dortigen Hafen Porth Meudwy startet, wenn der Seegang es erlaubt, das Boot von Colin, dessen Familie auf Bardsey lebt. In Santiago de Compostela – nicht viel größer als Bardsey Island – kommen jährlich um die 450.000 Pilger an und gesellen sich zu den knapp 100.000 Einwohnern. Auf Bardsey Island sind es je nach Jahreszeit um die zehn Einheimische und keine Handvoll Cottages für Gäste, die hier die heilige Stille, die kraftvolle Natur, Seehundkolonien und Scharen verschiedenster Vögel würdigen möch- ten. Hier finden sich stille Pfade auf einer wahrlich archaischen Insel.

QC74E02 www.visitwales.com www.edgeofwaleswalk.co.uk www.travelling-britain.com/bardsey-island/

 

 

ALGARVE WANDERWEGE IM HINTERLAND

 

Bild: Auf der Via Algarviana im Hinterland der Algarve

Keine 20 Kilometer vom Meer entfernt – und doch gefühlt in einer anderen Welt – der besondere Reiz beim Wandern in der Algarve sind die Kont- raste zwischen quirligem Küstenleben und au- thentischem Hinterland. Noch morgens hatten wir die Füße im Sand, die Brandung im Haar, die Millionen Jahre alten gelb strahlenden Kalksteinformationen vor Augen und das Geschrei der Seevögel im Ohr bei den „Sieben hängenden Tälern“. Jetzt wandern wir durch Korkeichenwälder, auf Wegen, die Bauern schon seit Jahrtausenden benutzten. Wir machen Rast in ei- nem kleinen Café, es gibt Espresso und Pastel de Nata für zusammen zwei Euro. Dann ziehen wir weiter. Hoch über uns segeln majestätische Geier und elegante Störche. Es duftet nach Rosmarin, Thymian und Lavendel, um die dicken Büsche tänzeln Schmetterlinge, die ich noch nie gesehen ha- be. Unweit der höchsten Erhebung der Algarve glitzert am Horizont das Meer. Zum Picknick gibt es Ziegenkäse mit Honig, Oliven, Orangen und Feigen vom Baum. Abends möchten wir die Thermalquellen von Monchique und morgen dann die nächste Etappe der Via Algarviana genießen. Aber wer weiß, vielleicht steht uns übermorgen der Sinn nach frischen Fisch-Petiscos am Meer und einer Etappe auf dem Fischer-Pfad. Touristi- sche Höhepunkte und unberührte Natur liegen so nah beieinander.

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ALTMÜHLTAL: FLUSSABWÄRTS UND AUF HÖHENWEGEN

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bilder: Die Altmühl windet sich durch die Landschaft und  Morgenstimmung in Dollnstein

 

Am Fluss entlang – da kann man sich nicht verlaufen, da spielt sich Geschichte und Zivilisation ab, da verbinden sich Regionen – da kann man sich „treiben“ lassen auf den Uferwegen. So sind viele schöne Flussabschnitte daher auch nicht selten recht überlaufen mit Radlern oder Spaziergängern. Im Touristen-Strom zu wandern – das überzeugt nicht immer, wenn die Sehnsucht nach Natur groß ist. Die Richtung gegen den (Wanderer-) Strom zu wählen, kann noch dazu anstrengend sein. Wir wählen daher einen unausgetreteneren Streckenabschnitt entlang der Altmühl, die sich mit ihrem geringem Gefälle auf fast 230 Kilometern gemächlich durch Franken und Ober-Bayern windet. Wir starten ungefähr 30 Kilometer flussabwärts, östlich des beliebten Altmühlsees, genauer gesagt am Bahnhof von Weißenburg und wer- den auf unserer mehrtägigen Wanderung in der wildromantischen Natur an diesen schönen Spätsommertagen kaum einem Menschen begegnen. Umso mehr freuen wir uns bei jedem Etappenziel – in Treuchtlingen, Solnhofen, Dollnstein und schließlich in Eichstätt – über herzliche und bodenständige Gastfreundschaft.

Wir haben das Glück, dass uns nicht nur der Fluss Orientierung gibt, sondern auch die Pilgerbegleitung Elisabeth Buddeus-Steiff mit praktischen und spirituellen Impulsen an unserer Seite wandert.

So entdecken wir zauberhafte Pfade durch Wald und Wiesen, Kapellen, die aus Weiden oder Felsen gestaltet sind, natürliche Badestellen und beein- druckende Aussichtspunkte. Denn im Unterlauf der Altmühl hat der heute so gemütlich wirkende Fluss ein enges Tal in die fränkische Juraplatte gegraben und von den bizarre Felsformationen aus eröffnet sich der Blick auf die steilen Talhänge hi- nunter zu der ihre Schlaufen ziehenden Altmühl.

Auch „Wander-Schlaufen“ könnte man hier vieler- orts noch einlegen, so nennen die Franken die zahlreichen Rundwege, die von ihrem Altmühltal-Panorama-Weg abzweigen. Mit seiner hervorragenden Beschilderung und einer guten Verkehrsanbindung ist er vom Deutschen Wanderverband als „Qualitätsweg Wander- bares Deutschland“ zertifiziert – und immer noch ein Geheimtipp-Kleinod.

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www.quellonline.de/pilgern-im-altmuehltal/

www.naturpark-altmuehltal.de/wandern/ altmuehltal-panoramaweg/

 

 

 

BERCHTESGADENER LAND: MAUTHÄUSL UND DAS DETOX FASTENWANDERN

 

Bild:  Auf einer Fastenwanderung im Berchtesgadener Land (Heike Holz)

„Ich kann auf das Fasten ebenso wenig verzichten wie auf meine Augen. Was die Augen für die äußere Welt sind, ist das Fasten für die innere.“ Mahatma Gandhi

Seine ganz individuell vertrauten, aber persönlich ausgetretenen Pfade zu verlassen, das tut auch im übertragenen Sinne gut – beispielsweise beim Fastenwandern. Um bei dieser Erfahrung nicht durch kulinarische Versuchungen vom Weg abzukommen, schätzen viele Fastenwanderer die Möglichkeit einer Gruppe mit erfahrener Betreuung. Denn für das Erlebnis von spiritueller Tiefe des Fastens in Kombination mit dem Wandern ist die achtsame Vorbereitung empfehlenswert: Dazu gehört auch die Wahl der geeigneten Unterkunft, des Fasten-Umfeldes und der Art des Fastens.

Die durch Rüdiger Dahlke ausgebildete Fastenleiterin Heike Holz und ihr Partner Jakob Posch eröffnen den Fastenden die Schönheiten des Berchtesgadener Landes, von verwunschenen Seen über die Weißbachschlucht bis zum Nationalpark, auch mal barfuß gehend oder kneippend. Sie wis- sen, bei welchen Bedingungen welche Wege gang- bar sind und haben ein Näschen dafür, wann wel- che Kraftplätze auch wirklich nicht überlaufen sind. Denn sich nicht um organisatorische Dinge kümmern zu müssen, spielt für das Zur-Ruhe- Kommen beim Fasten eine zentrale Rolle.

Das Team des Mauthäusl bereitet für die Detox-Fasten-Wanderer Fastensuppen, frische Smoothies, Rohkost und Fasten-Tee. So bleibt zu jeder Zeit Kraft für die täglichen mehrstündigen Strecken mit erquickenden Pausen. Die intensive Bewegung bringt den Kreislauf in Schwung. Ablage- rungen in Organen, Zellen und Faszien können aufgrund der magischen Kraft des lebendigen Wassers, das im Landhotel Mauthäusl und auf den Wanderungen zur Verfügung steht, besonders gut herausgeschwemmt werden.

Beim Fasten wird das Bewusstsein für den persönlichen Lebensweg intensiver und so kann es gelingen – befreit von körperlichen, aber auch von geistigen und seelischen Giften – sich in der Naturverbundenheit auf einer ganz neuen Ebene der Bewusstseinserweiterung zu bewegen. Tiefergehendes Wissen zum Fasten als Reise zur inneren Klarheit findet sich auf der Website der St.Leonhards-Akademie.

Fasten rund um das Mauthäusl: Die Detox-Fastenwander-Woche findet jährlich im April (5.-9.4.25) und im Oktober (5.-11.10.25) statt. www.st-leonhards-akademie.de ;www.sirovita.de

Das Landhotel Mauthäusl, das für Ausflüge in das Berchtesgadener Nationalpark günstig liegt, lädt ganzjährig zur Entdeckung der Region ein. Wer nicht gerade fastet, kann hier auch köstlich und gesund schlemmen. www.hotel-mauthaeusl.de

www.nationalpark-berchtesgaden.bayern.de