Wandern im Hinterland der Algarve – immer wieder ein Fest!
Bild (Algarve Tourismus): Die Wandergruppe beim Festival de Caminhadas in Monchique, am 30. November 2024 auf dem PR6 MCQ (Rundweg von Marmelete)
Wie Weihnachtskugeln leuchten die roten reifen Früchte des Erdbeerbaumes, des Medronheiro; sie sind nicht viel größer als Oliven und kugelrund. Ihr Geschmack erinnert mich an Erdbeeren mit exotischer Feigen-Ananas-Note, unvergleichlich und speziell.
Bild (Algarve Tourismus): Die Früchte des Erdbeerbaumes schmecken pur, als Marmelade oder als Likör.
Das ist nur eine der vielen Überraschungen, mit denen das Hinterland der Algarve in den Wintermonaten aufwartet. Wir wandern bei milden 17 Grad durch die hügelige Landschaft, die zwischen der algarvischen Küstenebene und dem Rest Portugals ein besonderes Mikroklima erschafft. Wer gerne ganzjährig wandert, aber dabei auf dicken Anorak und Handschuhe sehr gerne verzichtet, der ist in der sogenannten Nebensaison im Hinterland der Algarve genau richtig. Das ist hier in den Wintermonaten reich an Sonnenstrahlen, die Luft ist lind, die Korkeichen grün und die typischen Pflanzen der Maccia duften um die Wette.
Bild: Der Kork der Korkeichen darf nur alle 10 Jahre „geerntet“ werden, so kann der Baum sich gut entwickeln. Die Zahl am Stamm verrät das Jahr der letzten „Ernte“. Die Eicheln sind auch roh genießbar, erinnern im Geschmack an Bittermandeln.
Dabei lässt sich nicht nur richtig „Strecke machen“ (beispielsweise auf dem rund 300 Kilometer langen Fernwanderweg Via Algarviana zwischen der spanischen Grenze und dem südwestlichsten Punkt Europas, sondern auch einiges an Höhenmetern – bergauf, bergab durch die hügelige Landschaft. Der höchste Berg der Algarve ist der 902 m hohe Peak Foía, der zur Gemeinde Monchique gehört. Von ihm aus hat man nicht nur einen beeindruckenden Blick auf die ganze Algarve-Küste, sondern auch viele sehr gute beschilderte Wandermöglichkeiten.
Bild (Algarve Tourismus, Martina Guthmann):Eine sehr gute Idee zur Orientierung: auch falsche Wege sind gekennzeichnet, sodass keine Gefahr besteht, vom Hauptweg abzukommen.
Es ist das erste Adventswochenende und wir dürfen am Wanderfestival in Monchique teilnehmen. Monchique ist ja eigentlich bekannt für seine Thermalquellen und sein besonders basisches Wasser. Aktuelle Forschungen weisen darauf hin, dass diese Region aufgrund ihrer wertvollen Wasser-Ressourcen und ihrer Fruchtbarkeit schon vor Jahrtausenden als heilig verehrt wurde. Auch das Gestein in dieser vulkanischen Region ist geologisch sehr spannend und weltweit so außergewöhnlich, dass es Namen der Region trägt, beispielsweise der fast schwarze magmatische „Monchiquit“. Die Serra de Monchique ist auch ein Paradies für Vögel – von kleinen Singvögeln über Eulen bis hin zu Storchen, alle profitieren hier von Nistbedingungen und ganzjährigem Nahrungsreichtum. Und Monchique liegt direkt auf dem über 300 km langen Weitwanderweg Via Algarviana, auf dem wir heute ein kleines Teilstück wandern werden.
Bevor wir uns allerdings zwischen Rhododendren, Korkeichen, Rosmarinbüschen und Eukalyptus-Bäumen auf den Weg machen, gibt es für unsere Wandergruppe noch eine Stärkung im kleinen mobilen Restaurant „Alecrim“, was im Portugiesischen „Rosmarin“ bedeutet. Marie Anne Ferran zaubert in ihrem kleinen Foodtruck am Gipfel köstliches Picknick – von Bohnensalaten bis zu Ziegenkäse-Spezialitäten mit Rosmarin-Eukalyptus-Honig. Dazu gibt es basisches Wasser aus den Quellen von Monchique.
Bild (Marie Anne Ferran, Alecrim): Picknick mit Blick auf das Meer am Foodtruck „Alecrim“ auf dem höchsten Gipfel der Algarve
Ein echtes Kontrastprogramm zur Flora, Fauna und Küche der nahen Küste, entlang derer wir noch am Vortag gewandert sind: Die Küstenwanderwege, beispielsweise entlang der sieben hängenden Täler, sind längst kein Geheimtipp mehr, was ihrer Schönheit keinen Abbruch tut. Es ist aber genau die Mischung – zwischen quirligem Küsten-Wandern einerseits und geruhsamen Wandern in den bergiger Hochebene –, die die Algarve doppelt reizvoll macht.
Bild (Martina Guthmann): auf dem bekannten Küstenwanderweg der sieben hängenden Täler (bei Lagoa)
So kommen nicht nur Einheimische, sondern auch immer mehr Algarve – Gäste auf den Geschmack der Berge, der Orte im Hinterland und der Möglichkeit, dies alles fern vom Trubel auf gut ausgeschilderten Wegen erwandern zu können
Bilder (Martina Guthmann): Silves, aufgrund seines in maurischer Architektur errichteten „Castelo“ auch das „Granada“ der Algarve genannt, – ein Beispiel für einen schönen, authentischen Ort im Hinterland der Algarve.
Dass die Portugiesen selbst gut zu Fuß sind, beobachten wir auch an unserem Fahrer, der einfach im wahrsten Sinne „mitläuft“, beim Kraxeln anderen die helfende Hand reicht oder den Rucksack abnimmt. Gegangen sind die Portugiesen schon immer viel – um ihrer Arbeit nachzugehen oder auch um nur zur Schule oder zum nächsten Geschäft zu kommen. Aber bei den Wanderfestivals feiern sie ihre Liebe zu ihrer Heimat, ihren Traditionen, ihre Natur.
Bild (Martina Guthmann):Ana Vargues, Sport-, Natur- und Wellness- Managerin von Algarve Tourismus, freut sich, dass die Wanderfestivals der Algarve immer beliebter werden.
Aus den über 50 Gruppen-Wander-Angeboten des dreitägigen Wanderfestivals von Monchique haben wir uns auch noch eine weitere Tour herausgepickt, die in Marmelete startet. Das Dorf Marmelete ist der westlichste Ort der Gemeinde Monchique, liegt mitten in der Serra von Monchique und ist doch nur 20 km von der Küste entfernt. Bei „The Bank“ , dem super-hippen Dorftreffpunkt schlechthin, – Bankautomat, Waschsalon, Unverpacktladen, Secondhandshop, Friseur und Café Restaurant – ist unser Treffpunkt für den Rundwanderweg, der uns bergauf- bergab mal durch Korkeichen- mal durch den umstrittenen Neophyten Eukalyptus führen wird bis zum Picos – Aussichtpunkt, wo wir bis zum Meer sehen können. Unsere Mitwanderer kommen aus Lissabon, aus anderen Teilen Portugals, aus dem Ort selbst oder sind Kurz- und Langzeit-Urlauber aus anderen Ländern – so eine Wanderung ist eine ideale Möglichkeit, sich auszutauschen, Menschen und Land näher kennenzulernen.
Bild (Martina Guthmann): „Bank“ und noch vielmehr – ein wichtiger Treffpunkt für Einheimische und Gäste – und ein wertvolles Signal gegen die Landflucht.
Als wir nach unserer Wanderung wieder in Marmelete ankommen, machen wir noch einmal Pause – in der Casa der Medronho, einem kleinem Museum zu Ehren des Erdbeerbaums.Wir trinken wir den mild-aromatischen Likör Medronho aus den Früchten des Erdbeerbaumes. Der hohe Zuckergehalt der knallroten reifen Früchte erleichtert die Gärung, die Fermentation gelingt durch die natürlichen Hefen, die auf der Fruchtschale vorhanden sind. Bei der Fertigstellung und Abrundung der Liköre mit Gewürzen hat jeder Hersteller sein Geheimrezept.
Bild (Martina Guthmann): In einem kleinen Laden in Monchique stellen sich die Bauern mit ihren hausgemachten Produkten vor.
Und genauso wie die Bauern hier nach der Ernte essen wir dazu den Kuchen „Bolo de Milho“ oder auch „Bolo des Tacho“, der aus Maismehl (milho) in einem Tontopf (tacho) gebacken wird und danach noch in Kaffee getränkt wird – ein weiteres Beispiel für den authentischen und geschmackvollen Lifestyle der Algarvianer.
Wer nun spontan Reise- und Wander-Lust bekommen hat und am liebsten gleich in den nächsten Nachtzug nach Lissabon steigt, um von dort binnen drei Stunden mit Bus oder Bahn an der Algarve zu sein, der kann sich ganz unabhängig von den Festival-Terminen jederzeit auf eigene Faust und ganz individuell auf den Weg machen.
Gute Tipps – beispielsweise auch zum Gepäcktransport von einer Unterkunft zur nächsten – kann Paulo geben, der unter anderem auch Wanderreisen für Hauser Exkursionen organisiert. Auch die Übernachtungsmöglichkeiten im Hinterland sind besonders. Entlang der Via Algarviana reihen sie sich wie eine Perlenkette auf und auch auf den Themenwegen und Quereinstiegen lassen sich Kleinode der Gastfreundschaft entdecken, wie beispielsweise die Guest Houses von Zitur .
Weitere Hotel-Tipps für alle, die Wandern an der Algarve gerne mit Wellness kombinieren
Viele weitere Tipps zur Algarve finden sich auch in diesem Quell-Beitrag „Reisen mit gutem Gewissen“
Die Wanderfestivals 2025 der Algarve im Überblick
Wer sich bei den Wanderfestivals registriert, erhält einen Rucksack, T-Shirt, Blouson und Cappy.
7. bis 9. Februar 2025 Sta. Bárbara de Nexe
Das Wanderfestival von Sta. Bárbara de Nexe ist inspiriert von den schönen Landschaften und der reichen Volkskultur dieser Gemeinde, die im Herzen des „Algarve Barrocal“ liegt.
Auf vielen Wegstrecken lassen sich die alte Pflaster-Steine erkennen, die schon vor Hunderten von Jahren angelegt wurden, um mit Hilfe von Eseln größere Entfernungen zurück legen zu können. Auch traditionelle Musik beispielsweise das Akkordeon spielt in dieser Region eine große Rolle und bereichert das Programm des Wanderfestivals.
7. bis 9. März 2025 Caminheiros
Das Caminheiros Wanderfestival findet alljährlich Anfang März in der Grenz-Region nach Spanien zwischen Alcoutim, dem Ausgangspunkt der Via Algarviana, und Sanlúcar de Guadiana und am Fluss Guadiana statt und lädt ein, das historische, kulturelle und gastronomische Erbe der Region zu entdecken. Zwischen den Hügeln führen historische Pfade und bestimmte Themenrouten widmen sich beispielsweise der Astronomie und der Botanik. Auch viele Einheimische nehmen teil – was das Festival so authentisch macht und während den Wanderungen lassen sich gut Kontakte knüpfen. Neben den Wanderungen bietet das Festival beispielsweise auch Bootsfahrten, Workshops zu traditionellem Handwerk und Verkostungen lokaler Produkte.
25. bis 28. April 2025 Ameixal
Das Ameixal-Wanderfestival in der Gemeinde Loulé gibt es schon seit 2012 und ist längst als Wanderfestival eine echte Institution, toll organisiert und sehr beliebt. Es findet jedes Jahr am letzten Aprilwochenende im Hügelland der Algarve statt. Ein breites Publikum mit unterschiedlichen Interessen kommt zusammen, die eines gemeinsam haben: das Wandern!
Leitmotiv sind im nächsten Jahr die Berge der Algarve und ihr natürliches, kulturelles und soziales Erbe.
Neben traditionellen Wanderungen werden auch thematische Wanderungen zur lokalen Geschichte und zum kulturellen Erbe angeboten oder naturbezogene Themen wie Vogelbeobachtung und botanische, wissenschaftliche und fotografische Wanderungen.
7. bis 9. November 2025 Barão de São João Walk & Art Fest
Am ersten Novemberwochenende findet im Dorf Barão de São João in der Gemeinde Lagos ein Festival statt, das Wandern mit Kunst verbindet. So finden beispielsweise auch Workshops zum Zeichnen, zum Malen mit Gewürzen, zum Blütendruck und nette Aktivitäten für Kinder und Familien statt. Außerdem gibt es Angebote für Mountainbike-Touren und Wellness-Aktivitäten. Die Künstler der lokalen Künstlergemeinschaft des Dorfes geben Einblick in ihre Ateliers und ihr Werken. So wird der ganze Ort zur Ausstellungsfläche.
6. bis 7. Dezember 2025 Monchique
Dieses Wanderfest auf dem Heiligen Berg widmet sich auch dem Schutz und der Erhaltung der Ressource Wasser. Denn Wasser fließt durch die Adern der Serra de Monchique. ist Nahrung für das menschliche Leben und für dieses ganz besondere Ökosystem.
Weitere Informationen: www.algarvepromotion.pt, www.visitalgarve.pt, www.viaalgarviana.org/de
Das Projekt „Algarve Walking Season“ wird von Algarve Tourismus sowie von den Organisatoren der verschiedenen Festivals getragen. Dazu gehört auch der Verein Almargem, eine portugiesische Umweltorganisation mit Schwerpunkt Algarve. Almargem kommt aus dem Arabischen „al-marj“ und bedeutet Weide, Feld. Es geht der NGO um den Schutz des gemischten Ökosystems, in dem Mensch und Natur in perfektem Gleichgewicht nebeneinander leben.