Philosophie für Zwischendurch: Die Stoa

Die Stoa oder die stoische Philosophie ist eine der wichtigsten philosophischen Richtungen in der abendländischen Geschichte. Sie geht auf Zenon von Kition zurück und hat ihren Ursprung ca.300 v. Chr. Namensgeber war die Stoa, die Säulenhalle auf der Agora, dem Marktplatz von Athen, in der Zenon von Kition seine Lehrtätigkeit aufnahm. Kennzeichen der stoischen Philosophie ist die kosmologische, auf Ganzheitlichkeit gerichtete Betrachtungsweise, aus der sich ein in allen Naturerscheinungen und natürlichen Zusammenhängen waltendes universelles Prinzip ergibt. Um Stoiker, also Anhänger dieser Philosophie zu werden, muss man seinen Platz in dieser Ordnung erkennen und ausfüllen, indem man durch die Einübung emotionaler Selbstbeherrschung sein Los zu akzeptieren lernt und mit Hilfe von Gelassenheit und Seelenruhe (Ataraxie) nach Weisheit strebt. Die Frage nach dem richtigen Weg zum eigenen Seelenheil war den Epikureern und den Stoikern gemeinsam, da die Polis durch verschiedene Krisen hierfür nicht mehr geeignet zu sein schien. Epikur untersagte in dieser Krise jegliche politische Betätigung und machte eine rational zu steuernder Lebensfreude zum Leitbild für das Seelenheil und Lebensglück. Diesem setzte Zenon ein über die Polis weit hinausgreifendes, kosmopolitisches Bindungsbewusstsein gegenüber, in dem das individuelle Streben aufgehen und die Seele Ruhe finden sollte. Der Mensch hatte seinen Platz und seine Aufgabe im Kosmos und die musste er erfüllen. Nur ein lebenslanges Bemühen um Selbstformung, das auch den Herausforderungen von Schicksal und mitmenschlichem Umfeld standhält, schafft Aussicht auf die Seelenruhe des stoischen Weisen. Voraussetzung dafür ist eine ausgeprägte Affektkontrolle, die zur Freiheit von Leidenschaften (Apatheia), zur Selbstgenügsamkeit (Autarkie) und Unerschütterlichkeit (Ataraxie) führen soll, wobei die Apatheia nicht für Teilnahmslosigkeit oder Passivität steht, sondern als Arbeit oder Ruhen, wie es das Beste für die Gemeinschaft ist (Marc Aurel, Selbstbetrachtungen). 

Das Handeln des Stoikers ist von den vier Kardinaltugenden Mut (Tapferkeit), Weisheit, Gerechtigkeit und Mäßigung (Fähigkeit, das richtige Maß zu finden), bestimmt. Der Weise lebt demnach in vollkommener Weise in Übereinstimmung mit der Natur, die mit der Vernunft und der Tugend, dem höchsten Gut der Stoiker identifiziert wird und gelangt dadurch zur Eudaimonia, der höchsten Glückseligkeit. Die Widrigkeiten des Lebens, ja sogar Schicksalsschläge kann er mit der Apatheia, der stoischen Gelassenheit ertragen.

Neben Marc Aurel und Epiktet gehört auch Seneca zu den wichtigsten Philosophen der Stoa.

Für Seneca ist das höchste Gut die Harmonie der Seele mit sich selbst, also die vollkommene Affektlosigkeit oder Unabhängigkeit (de vita beata). Epiktet sieht den Weg zum Glück darin, „sich um nichts zu sorgen, was sich unserem Einfluss entzieht.“ Auch das muss man lernen, es ist die Weisheit, Dinge, die man ändern kann und Dinge, die man nicht ändern kann, zu unterscheiden und hinzunehmen.

 

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