Kunst in der Natur
Natur war schon immer Inspirationsquelle für Kunst. Und in Verbindung mit der Natur können wir Kunst noch intensiver erleben.
MONETS GÄRTEN – Giverny in der Normandie
In Monets Garten in der Normandie fühlt es sich an, in seinen Gemälden spazieren zu gehen. Im Wasser scheint sich das impressionistische Pendant zur Realität zu spiegeln. So taucht man in den Giverny-Gärten auf magische Weise in die Sphären von Claude Monet ein.
Ob Blätter, Blüten, Pflanzen oder die geliebten Seerosen – das Spiel mit den Wasserspiegelungen gehörte in der späten Schaffensphase Monets zu den Lieblingsmotiven in seinem Garten. Denn als der Seerosenteich entstand, da lebte er schon über ein Jahrzehnt in seinem Häuschen in Giverny und hatte schon den Ruf als größter Maler des Jahrhunderts. Da ist er mehr und mehr vom Konkreten abgewichen und gab das Spiel mit Licht wieder. Beim Flanieren durch den Garten von Giverny lassen sich die scheinbar extra dafür inszenierten Motive entdecken, wie die japanische Holzbrücke im fast paradiesisch anmutenden orientalischen Bereich des Gartens.
Überall in der Normandie, ob am Strand von Deauville, in den Villenstraßen von Trouville, an den Felsen von Etretat oder in der Katehdrale von Rouen – als Besucher der realen Welt fühlt man sich unweigerlich in die Bilder von Claude Monet hineingezogen. Realität und Emotionen für die damaligen Szenarien verschwimmen. Am intensivsten ist dieses Gefühl aber sicherlich in Monets Garten in Giverny. www.fondation-monet.com
QC73E03
Bild: Gemälde oder Fotografie – in diesem Fall ist der Fotografin Monika Frei-Herrmann gelungen, die Atmosphäre des Monet-Gartens so einzufangen, wie sie Claude Monet selbst erlebt haben muss.
STOA – Eine Säulenhalle in Oberbayern
Um die 200 Künstler aus aller Welt haben zu diesem außergewöhnlichen Projekt nahe dem kleinen oberbayerischen Ort Polling einen tragenden Beitrag geleistet. Die Stoa 169 erreicht man auf dem letzten Kilometer nur zu Fuß oder mit dem Rad. Dann taucht sie auf, die Säulenhalle – fast unwirklich wie eine Fatamorgana zwischen Wiesen, Bäumen und dem Ammer-Fluss.
Der aus Polling stammende zeitgenössische international bekannte und vernetzte Künstler Bernd Zimmer hatte die Idee für eine moderne Interpretation eines antiken Säulenganges. Ihm gelang es, um die 200 Künstlerinnen und Künstler aus allen Kontinenten dafür zu gewinnen, eine Säule von 3,90 Meter Höhe zu entwickeln. Und auch wenn nicht jede Säule die Statik „trägt“, ist jede ein Teil des Gesamtkunstwerks. Zimmer: „Wir sollten die Welt vom All aus betrachten … – ein Planet – eine Menschheit – alles in dieser Halle.“
Und diese friedliche Ko-Existenz strahlt die Säulenhalle aus und schützt sich selbst – wenn auch ganz ungeschützt vor Wind, Wetter, Wildtieren und kleinen Kinderhänden – vor bösartigem oder unbedachten Vandalismus. „In der Stoa verlässt die bildende Kunst die Exklusivität des Museums und bildet dadurch Raum für öffentlichen Diskurs wie in einer philosophischen Wandelhalle.“ Wer einmal da war, den wird es wieder hinziehen.
QC73E04
Bild
Die weiteste Anreise hatte die von Kauri-Indianern aus dem neuseeländischen Kauri-Baum geschnitzte Säule. www.stoa169.com
CHIEMSEEMALER – Künstlerkolonien auf der Fraueninsel
Die Chiemsee-Inseln inspirieren heute wie damals zu künstlerischem Schaffen. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts zogen sich zahlreiche Künstler aus den sich industrialisierenden Städten in Freundes-Gruppen aufs Land zurück, so geschah es auch auf der Insel Frauenchiemsee. Diese Künstlerkolonie sollte sich aber zu einer der bedeutendsten und ungewöhnlichsten in Europa entwickeln. Bildende Künstler, Schriftsteller und Dichter – sie alle inspirierten sich gegenseitig besonders intensiv. Nicht ohne Grund sprechen die Frauenwörther Künstlerchroniken daher auch von den „Malerpoeten“. Noch heute kann man die Werke der Chiemseemaler direkt vor Ort in der Galerie auf Herrenchiemsee (und auch im Exterhaus in Übersee) bestaunen.
An seiner Magie hat der Chiemgau bis heute nichts verloren und trotz „Zivilisations-Fortschritts“ fühlt man sich selbst an vielen Natur-Plätzen in die von den Chiemseemalern festgehaltene Landschaft zurückversetzt.
Wer selbst eintauchen möchte in den kreativ inspirierenden Spirit der Insel und sich ein bisschen wie ein Künstler-Kolonist fühlen möchte, dem seien die Zeichen-, Mal- oder Schreibkurse im Kloster Frauenwörth ans Herz gelegt. Die
Benediktinerinnen der Abtei empfehlen dafür gerade die Herbst- und Wintermonate, wenn der Touristen-Ansturm nachlässt.
So malerisch wie auf dem Bild ist auch die Stimmung beim Live-Beobachten der Chiemsee-Fischer heute. Die Fischerei am Chiemsee ist ein lebendiges Gewerbe, das von Generation zu Generation weitergegeben wird: Im Sinne der Wahrung des Fischbestands sind nur 17 Berufsfischer am Chiemsee aktiv. Seit mehr als 500 Jahren geht die Fischer-Familie Minholz im achtsamen Bewusstsein um das Gleich-gewicht der Natur diesem traditionsreichen Handwerk nach.
QC73E05
www.herrenchiemsee.de
www.fischerei-minholz.de
Gemälde, Fischende Kinder am Chiemsee, Friedrich Wilhelm Pfeiffer, – das Bild ist ganzjährig zu sehen im Museum in Augustiner Chorherrenstift im alten Schloss auf Herrenchiemsee, Raum 7
Informationen zu Anreise, Besuch und aktuelle Öffnungszeiten unter www.herrenchiemsee.de
HOMBROICH – Skulpturenpark und Kunstmuseum im Rheinland
Wie eine „Insel“ fühlt sich das Gelände an, weit weg vom Alltäglichen wird Kunst in naturbelassener Landschaft begehbar.
Seit den ersten Anfängen in den 1990er Jahren scheint dieser inzwischen auf 62 Hektar gewachsene Kulturraum in der Natur immer seiner Zeit voraus zu sein und fasziniert Menschen mit unterschiedlichstem Kunstgeschmack und Background.
Es ist die Natur, die das Gesamtkunstwerk von Raum und Zeit schafft, auf dem Spazierweg zwischen Raketenstation Hombroich, dem Kirkeby-Feld, der Skulpturenhalle, dem Feld-Haus-Museum und auch dem seit kurzem wieder zugänglichen Labyrinth: Dieser Ausstellungspavillon, per se die größte begehbare Skulptur von Erwin Heerich, führt auf verschlungenen Wegen an immer wieder neuen Kunstwerken vorbei. Das energetisch ausgeklügelte gläserne Dach lässt Tageslicht ein und schützt gleichzeitig Kunst und Besucher vor UV-Strahlung und Wärme.
Geschäftsführer Roland Nachtigäller: „Kunst und Natur stehen in einem stillen, sich gegenseitig erhellenden Dialog und gestalten einen Ort, der auch mit Blick auf die Verantwortung für kommende Generationen weiterentwickelt wird.“
QC73E06
Bild Das neue Labyrinth: seiner Natur wohnt es inne, stetig neu zu überraschen.www.insel-hombroich.de
GARTEN DER KLÄNGE – Privater Künstlergarten in der Toskana
Nur Eingeweihte, die die Beschilderungszeichen kennen, finden den „Giardino dei Suoni“: In einem 12 Hektar großen Waldstück in der Nähe von Grosseto hat der deutsche Künstler Paul Fuchs Skulpturen angeordnet, die Klänge hervorbringen. Manche dieser Instrumente wie der drei Meter hohe Sonnenbass aus Bronze werden vom Wind der Maremma angestimmt, andere wie die Spirale „a little more action“ können von Menschenhand bespielt werden. Die Intention des Künstlers ist, durch das bewusste Hinhören auch für die Naturlaute der Toskana, die Grillen, die Vögel, den Wind zu sensibilisieren.
Die Skulpturen-Instrumente sind mal aus Stein gemeißelt, mal aus Holz geschnitzt, die meisten aber aus Metallen wie Kupfer, Eisen und Bronze realisiert. Damit holt Fuchs auch die geologische Beschaffenheit der metallhaltigen Hügel an die Erdoberfläche.
Fuchs: „Das Wesentliche meines künstlerischen Schaffens war und ist das Aufmerksam machen auf die unendlichen Geheimnisse des Lebens.“
Bezaubernd ist der „Giardino dei Suoni“ gerade in den kühleren Monaten, wenn zusätzlich noch Nebelschwaden durch die Kunstwerke ziehen. QC73E07
Bild „A little more action“, beim Rollen der nach dem Song von Elvis Presley benannten Spirale entstehen Töne, die zum Singen animieren. www.paulfuchs.com