Hecke – Juwel im Garten

Seit der Mensch das Land bewirtschaftet, ist die Hecke zum prägenden Landschaftselement geworden. Sie friedet Äcker, Weiden, Gärten und Gehöfte ein, bietet Geborgenheit und Schutz vor Wind, Sonne, Tieren und neugierigen Blicken. Obwohl natürlich anmutender Lebensraum zahlloser Tier- und Pflanzenarten sind Hecken doch immer menschengemacht. Der laut Definition „lineare Gehölzstreifen“, würde ohne Pflege des Menschen keinen Bestand haben, wäre nur kurzlebige Zwischenstufe zum Wald. Welcher Pflege bedarf es also, um eine Hecke dauerhaft zu erhalten?

Um eine Hecke dauerhaft zu erhalten, bedarf es der gekonnten Pflege. Landschaftshecken werden turnusmäßig (meist alle acht bis zehn Jahre) „auf den Stock gesetzt“. Hierbei werden die Gehölze abschnittsweise einige Zentimeter über dem Boden gekappt, so dass sie neu ausschlagen und sich verjüngen können. So bleibt die Hecke, wie sie sein soll: Oben licht und unten dicht.

Im Garten dagegen ist Kahlschlag unerwünscht, hier erhält der jährliche Schnitt die Form. Und welche Form, das entscheiden Sie als Gärtner, denn über Geschmack läßt sich bekanntlich nicht streiten. So unterschiedlich die Gartenstile, so vielfältig die Heckenstrukturen. Geht es im Barockgarten um die Bändigung der Natur in strikten symmetrischen Formen, lädt der Naturgarten diese im Gegenteil ausdrücklich ein. Der Selbstversorger wünscht Essbares, ein anderer Privatheit und Sichtschutz. Und alle diese Formen bedürfen des individuellen Schnittes.

In Zeiten von Klimawandel und Artensterben sollten wir aber über eines einig sein: Der Verantwortung gerecht zu werden, gerade im privaten Hausgarten, so klein er auch sein mag, die wunderbaren Möglichkeiten zu nutzen, der heimischen Flora und Fauna Rückzugsräume zu bieten. Denn wie schaurig ist heute der Anblick vieler Siedlungen mit ihren lebensfeindlichen Schluchten aus monotonem Thuja oder Kirschlorbeer, nur durchbrochen von gleichförmigen Schotter“gärten“ – Karikaturen lebensfroher Gartenräume, gekrönt von mährobotergeschorenen Zierrasenflächen um auch ja jedes wilde Geschöpf, dass sich hierher verirren könnte, zu guillotinieren.

Eine Hecke aus heimischen Gehölzen dagegen ist immer auch wichtiger Lebensraum. Nutzen wir also die Chance und geben Schmetterlingen und Bienen, Amphibien und Eidechsen, Vögeln und Igeln ein neues Zuhause. Das tut auch unserer Seele gut, sind doch heimische Heckensträucher tief in unserer Mythologie verwurzelt. Sagen und Märchen ranken sich um sie: Beispielsweise von Dornröschen oder von der die Betten ausschüttelnden Frau Holle, deren Name an Holunder erinnert. Gerade jenem Holunder (Sambucus nigra) wurde schon lange vor Grimms Märchen nachgesagt, er sei als Lieblingsbaum von Holda, einer germanischen Göttin, auserkoren, um Haus, Hof und deren Bewohner zu behüten. Auch in einer locker gepflanzten Gartenhecke macht Holunder eine gute Figur und bietet zudem Gaumenschmaus durch Blütensirup und Beerenmarmelade. Holunder ist nur eines von vielen, zauberhaften Gehölzen, die unsere Hecken bereichern können.

DIE RICHTIGE PFLANZENWAHL

Doch Vorsicht: Es ist nicht alles Gold, was glänzt. Auf den Schmetterlingsflieder etwa sollten Sie lieber verzichten. Als Neophyt, den es früher hier nicht gab, kann er die heimische Flora verdrängen und die Biodiversität schädigen. Und auch den Schmetterlingen nutzt er wenig, bietet er zwar Nektar, doch den heimischen Falterraupen keinerlei Nahrung. Auch von anderen verbreiteten Heckenpflanzen wie Kirschlorbeere, Thuja, (Schein-)Zypresse ist aus ähnlichen Gründen abzuraten. Es lohnt sich also, bei der Pflanzenwahl genau hinzuschauen.

 

LAZY GARDENING

Nicht viel Zeit zum Gärtnern oder keine Lust zu graben? Versuchen Sie‘s mal mit einer Benjeshecke! Erdacht von dem deutschen Landschaftsgärtner Hermann Benjes (1937-2007), läßt sich so auch im Garten ohne viel Mühe eine Hecke erschaffen. Schichtet man Reisig der Länge nach zwischen vorher gesetzte Pfähle, so werden durch Wind und Vögel schnell Samen der umgebenden Beerensträucher eingebracht und eine Hecke entsteht ganz von alleine. Praktisch auch, dass sich so Gartenschnitt dekorativ einsetzen läßt und den Lebensraum aufwertende Totholzstrukturen gleich in die Hecke integriert sind. Fehlen noch ein paar hübsche Steinstrukturen und vielleicht ein kleines Wasserreservoir, zum Beispiel eine ebenerdige Vogeltränke, dann ist der Lebensraum perfekt.

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DIE AUTORIN Anna Gladis ist Dipl. Geographin, Naturparkführerin im Naturpark Taunus

 

So gelingt das Anlegen Ihrer Hecke:

1-ZUERST STELLT SICH DIE FRAGE:

Welchen Zweck soll die Hecke erfüllen und welche Voraussetzungen bietet der Standort im Garten? Nach Funktion, Raum, Bodenverhältnissen, Was- serhaushalt und Besonnungsdauer richtet sich die Auswahl der Gehölze. Eibe, Ilex oder Kornelkirsche vertragen schattige Standorte und sind sehr schnittverträglich, während Felsenbirne und Eberesche ohne Sonne verkümmern. Für niedrige Hecken in kleinen Gärten eignen sich gut Pflanzen wie klassischer Liguster, Berberitze, Buchs oder Rosen.

 

2-PFLANZEN SIE VORAUSSCHAUEND

Meist ist die Verlockung groß, durch schnell wach- sende Pflanzen rasch zum Erfolg zu kommen. Doch Vorsicht: Bald stellt sich aufwändige Pflege ein, um die Hecke auf der gewünschten Größe zu halten. Knöterich beispielsweise trägt wegen des schnellen Wachstums nicht umsonst im Engli- schen den Spitznamen „mile-a-minute“. Besser ist, gerade in kleinen Gärten, langsam wachsende Pflanzen zu wählen. Für einen Sichtschutz bieten sich heimische immergrüne Pflanzen wie Eibe, Wacholder oder Ilex an. Auch Liguster, Berberitzen, Rot- sowie Hainbuchen halten ihr Laub bis lang in den Winter hinein. Lange kahl sind dagegen leider Felsenbirnen, die dafür durch grazilen Wuchs und tolle Herbstfärbung bestechen. Für prächtige Blütenpracht sorgen Weißdorn, Holunder und Rosen. Für Gärten mit Haustieren oder Kindern empfehlen sich ungiftige Gehölze. Möchte man auf Ilex oder Eibe, beide sehr giftig, nicht verzichten, so wähle man männliche Exemplare, die wenigstens keine leuchtend roten Früchte tragen. Trotzdem empfehlenswerter: Als Geheimtipp gelten die hier selten zu findenden Kulturformen von heimischen Wildobstsorten wie Kornelkirsche (Sorten wie Flava, Juliusz, Jantarnyj), Felsenbirne (Ballerina, Bluemoon) und Eberesche (Rosina, Businka) mit ihren leckeren Beeren.

 

3-FINGER WEG VON SCHÄDLICHEN PFLANZEN!

Insbesondere invasive Neophyten schaden unseren Landschaften. Es läßt sich nicht ausschließen, dass diese aus Gärten in die Umgebung gelangen, sich dort ausbreiten und heimische Lebensräume schädigen oder gar zerstören. Ein Handbuch der invasiven Neophyten stellt der Naturgarten e.V. unter dem link naturgarten.org/wissen/2021/11/12/invasive-neophyten zur Verfügung. Nicht erschrecken: Dieses ist sehr umfangreich und beinhaltet auch beliebte Gartenpflanzen – manchmal sind jedoch Kompromisse möglich. Hier sei als Beispiel der edle Flieder (Syringa vulgaris) genannt. Er breitet sich in Weinberggegenden am Rhein invasiv aus, dort soll- ten Sie auf ihn besser verzichten. Anderswo kann er als unschädlich gelten und bedenkenlos verwendet werden. Schauen Sie also bei der Pflanzenauswahl genau hin und achten Sie auch auf Ihren Standort!

 

4-RECHTLICHES BEACHTEN:

Bei Pflanzung einer Hecke zur Einfriedung des Gartens sind rechtliche Rahmenbedingungen einzuhalten. Abstands- und Höhenregelungen finden Sie im Nachbarschaftsrecht des entsprechenden Bundeslandes (Hessen: Hessisches Nachbarschaftsgesetz, Elfter Abschnitt, § 39 ff.) sowie den örtlichen Gemeinde- und Bausatzungen. Denken Sie auch an den jährlich anfallenden Pflegeschnitt, sprechen Sie sich gegebenenfalls mit ihrem Nachbarn ab. Zur Straße hin wird eine etwas höhere Hecke oft geduldet, solange Fußgänger und Verkehr nicht beeinträchtigt werden und die Verkehrssicherungspflicht gewahrt bleibt. Winterzeit ist Pflanzzeit, wurzel- nackte Gehölze sind beim Kauf die beste Wahl.

 

5-LAST, BUT NOT LEAST:

Der richtige Schnitt erhält die gewünschte Form der Hecke und sorgt für Verjüngung der Gehölze. Größere Pflegemaßnahmen sind nur außerhalb der Brut- und Setzzeit zulässig, also von Oktober bis Februar. Von März bis September darf lediglich ein Rückschnitt des jährlichen Zuwachses erfolgen, um Vögel und andere Heckenbewohner nicht zu stören. Bei lockeren Hecken verlangt jede Gehölzart ihren individuellen Schnitt: Hasel sieht hübsch aus, entfernt man regelmäßig zu dicht stehende oder zu groß gewordene Stangen grundständig. Die Kornelkirsche wächst schön kompakt durch Einkürzen der Zweige. Strenge Formhecken erhält man durch einheitlichen Schnitt entlang der gesamten Heckenlänge.