Dünnes Haar oder Glatze? Auch wenn sie es nicht offen zugeben: Männer leiden, wenn ihr Haupthaar nicht mehr die jugendliche Fülle aufweist. Dabei ist das kein unabwendbares Schicksal. Von Michael Rogall.

Viele Männer, die den Weg in meine Haarsprechstunden finden, kommen über ihre Mütter, Freundinnen oder Ehefrauen zu mir. Die eher skeptisch gestimmten Männer erhalten meist zum Geburtstag oder zu Weihnachten Gutscheine für eine meiner Haarsprechstunden und sitzen dann mit gemischten Gefühlen in meinem Beratungsstuhl. Vor dem Termin durften sie – auf Anweisung – ihre Haare zwei Tage nicht waschen und sollten zudem noch ihre aktuellen Haarprodukte mitbringen.
In fast allen Beratungsfällen ist aber nach spätestens zehn Minuten das Eis gebrochen, denn das größte erste Aha-Erlebnis bei diesen Kunden ist: „Da hört mal ein Mann als Experte geduldig dem stillen Leiden und den vielen Selbstversuchen, Haarausfall und Schuppen in Griff zu kriegen, zu.“ Ein Mann, der ihre Haar- und Kopfhautprobleme ernst nimmt, sie über mögliche Ursachen der Probleme ehrlich aufklärt und tatsächlich Rat weiß.
Aber mit welchen Haar- und Kopfhautproblemen kommen denn die Männer in meine Haarpraxis? Und was ist der Unterschied zu Frauen, für die eine solche Beratung zu Schönheit und Gesundheit ganz normal ist?

Ein paar Fakten über Männer
Alles soll bei ihnen schnell gehen: Das fängt schon damit an, dass nach dem Haarewaschen das Haargel und -wachs nicht nur ins Haar sondern aus Versehen auch auf die Kopfhaut aufgetragen wird, mit der Folge, dass diese dann durch Acryle und Paraffine teilweise verschlossen wird. Dazu kommt: Oft fönen Männer ihre Haare nicht, sondern tragen die Stylingprodukte gleich ins nasse Haar auf. Das Lufttrocknen dauert länger und durch die längere Feuchte kann sich mit der Zeit ein Pilz bilden. Die Symptome äußern sich dann in Schuppen, juckender Kopfhaut und können Haarausfall provozieren. Dermatologen nehmen bei solch einem Verdacht einen Abstrich von der Kopfhaut. Teebaumöl oder basische Shampoos helfen dann, den Pilz abzutöten. In sehr hartnäckigen Fällen muss allerdings mit einem speziellen Shampoo aus der Apotheke, das Ketoconazol enthält, nachgeholfen werden.

Zu viel Shampoo und Stylingprodukte
Dazu kommt, dass Männer ihre Haare fast täglich waschen und dabei zuviel Shampoo verwenden. Oft bleiben trotz Spülens dann noch Reste von Shampoo oder Stylingprodukten auf der Kopfhaut zurück. Das Haar wird wieder gestylt, am nächsten Tag flüchtig gewaschen und dieser Kreislauf wiederholt sich ohne Ende: bis sich eine mit Schuppen bedeckte Kopfhaut zeigt, im schlimmsten Fall noch gerötet und juckend. Doch es ist ein Leichtes, dies wieder loszuwerden. Sehe ich in meinen Haarsprechstunden solche Symptome, wird eine Erklärung zum Umgang mit Shampoo und der Wildschweinbürste obligatorisch.

Befreiendes Bürsten
Alleine schon bei der einfachen Prozedur des Bürstens, bei der die Kopfhaut mit dem „Werkzeug” Wildschweinbürste bearbeitet wird, kommt beim Mann plötzlich Freude auf. Er ist erstaunt, was da alles an Schuppen herunterkommt und erlebt die intensive Massage als Befreiung. Dann wird die Wildschweinbürste zum täglichen Begleiter. Endlich eine funktionierende Methode ohne großen Schnickschnack und Zeitaufwand. Die Haare werden gesünder, dem Haarausfall wird vorgebeugt.

Haarausfall: Auslöser Testosteron
Bei Männern gilt der sichtbare Haarausfall als normal, bei Frauen dagegen nicht. Das stimmt zum großen Teil, denn es liegt in der unterschiedlichen hormonellen Natur der beiden Geschlechter. Haare wachsen bestens, kräftig und glänzend durch Östrogene. Das männliche Testosteron gibt dem Mann seine Kraft, bildet seine Muskeln und Aggressionen, jedoch triggert es auch den Haarausfall. Allerdings nicht grundsätzlich, denn sonst würden ja alle Männer mit einer „Vollglatze“ herumlaufen.
Bei Männern mit androgenetischem Haarausfall ist die Ansprechbarkeit des Haarfollikels auf Testosteron vererbt. Nicht die Testosterone sind erhöht, sondern ihre Wirkung wird verstärkt. In diesem Fall kann man wenig tun, es sei denn, man nähme den Inhaltsstoff Finasterid – besser bekannt als Propecia oral – ein Leben lang ein. Jedoch sind dessen Nebenwirkungen sehr umstritten.
Aber auch Stress kann Haarausfall bewirken. Traditionell waren Männer im Job oft mehr beansprucht als Frauen. Interessanterweise beobachte ich neuerdings in meiner Haarpraxis auch immer mehr Frauen mit androgenetischem Haarausfall.

Die richtige Ernährung für schönes Haar
Ernährung ist das andere große Thema bei Männern. Durch viel Fleisch-, Kohlehydrate- und Alkoholkonsum wird der Körper übersäuert. Ein schleichender Prozess, der je nach Haardichte, früher oder später bemerkt wird. Dagegen kann man mit Nahrungsumstellung und gezielter Entsäuerung arbeiten. Männer, die das Thema bewusst angehen, erleben sehr schnell einen Erfolg, nicht nur auf der Kopfhaut sondern auch im allgemeinen Wohlbefinden. Wenn man dazu noch basische Haarshampoos zur Hautentsäuerung verwendet, umso besser. Marokkanische Tonerde als Waschpeeling wirkt auch sofort Wunder. Wird dann von außen die Kopfhaut gebürstet, geht es noch tiefer in das Bindegewebe. Durch diese angeregte Durchblutung können Säuren und Schlackenstoffe abtransportiert werden. So verbessern sie das Milieu für jede noch aktive Haarwurzel. Selbst verkümmerte Härchen können sich wieder kräftig herausbilden und länger werden. Doch nachwachsende Härchen brauchen auch die richtigen Bausteine von innen.
Als natürliche Nahrungsergänzung eignet sich hier besonders die Mikroalge Spirulina. Mit ihrer Hilfe werden Gifte und anorganische Substanzen im Darm gebunden, darüber abgeführt, und müssen so nicht mehr über Haut, Kopfhaut und Haare entlastet werden. Frischpflanzensäfte und Spirulinaalgen sorgen für eine allgemeine Remineralisierung, entlasten die Entgiftungsorgane und schenken Kraft für den gesunden Stoffwechsel. Aus diesem Grund halte ich eine natürliche Nahrungsergänzung heutzutage für jeden – ob Mann oder Frau – für sehr wichtig, gerade in unserer sehr mit Schadstoffen belasteten Zeit.

Foto: Michael Rogall

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Haarpflege für Männer- 7 Tipps für innen und außen

1 Biologische Haarstylingprodukte: Haarwachs aus Bienenwachs, Olivenwachs, Sonnenblumenöl, Kokosöl, Shellac oder Gerstenmalz. Haargel aus beispielsweise Bier, Zucker, Agar Agar, Aloe vera.
2 Basisches Haarshampoo: Der höhere ph-Wert entsäuert die Kopfhaut, desinfiziert sie, löst Schuppen und sogar alte Produktreste.
3 Teebaumöl: desinfiziert und wirkt gegen Bakterien und Pilze.
4 Marokkanische Tonmineralerde: wirkt beruhigend auf die Kopfhaut, funktioniert wie ein Peeling, der Säureschutzmantel normalisiert sich, feines Haar wirkt kräftiger und erhält mehr Stand.
5 Wildschweinhaarbürste: Tägliche Anwendung fördert die Durchblutung der Kopfhaut. Haar-
wurzeln werden gestärkt und kräftiger. Das Haar erhält Glanz und wird fester.
6 Ernährungsumstellung: bewusster und langsamer essen, länger kauen, Säurebildner wie Fleisch, Alkohol oder Süßes reduzieren. Tägliches Trinken von Basica aus der Apotheke zur inneren Neutra-lisierung der verschiedenen Säuren. Nahrungsergänzungsmittel wie Spirulinaalgen verwenden.
7 Schwitzen: basische Bäder als Entsäuerungskur, Sauna und schweisstreibender Sport zur massiven Ausscheidung der angestauten, übersäuerten Körpersäfte und als Abbau von Stress.

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