Philosophie für Zwischendurch: Augustin und die Philosophie der Patristik
Die abendländische mittelalterliche Philosophie ist charakterisiert durch die Verknüpfung von Christentum und Philosophie, vor allem mit der Philosophie des Neuplatonismus. Mittelalterliche Philosophie war gleichzusetzen mit christlicher Philosophie sowohl in ihrer Intention, als auch durch ihre Vertreter, die fast alle Kleriker waren. Das Grundthema dieser Philosophie war das Verhältnis von Glauben und Wissen. Diese Phase fällt zeitlich noch mit der Antike zusammen. Sie wird auch als Patristik bezeichnet und ihre Vertreter waren die Patres, die Kirchenväter. Sie ist gekennzeichnet durch die Bemühungen der Patres, die christliche Lehre mit Hilfe der antiken Philosophie auszubauen und zu festigen sowie gegen das Heidentum und die Gnosis zu verteidigen. Die Patristik dauerte etwa bis zum 7 Jahrhundert. Der bedeutendste und wirkungsreichste Vertreter dieser philosophischen Richtung ist Aurelius Augustinus. Sein vom Neuplatonismus beeinflusstes Werk ist eine der Hauptquellen mittelalterlichen Denkens. In Anlehnung an Platon sind für Augustin die Ideen die Urbilder allen Seins. Diese platonische Ideenlehre ergänzt der Philosoph um den Zusatz „im Geiste Gottes“, das bedeutet, diese Ideen finden sich bei und in Gott. Der Grund aller Wahrheit sind die ewigen Ideen, die in Gotte Geist existieren und ihn mit der Welt verbinden. Die geschaffene Welt ist die Verwirklichung und das Abbild der göttlichen Ideen. Gott selbst ist die Wahrheit. Wie bei Platon haben auch bei Augustin die Urbilder, die Ideen, den ontologisch höchsten Status und liegen allen anderen Dingen zugrunde. Da Gott die Welt aus dem Nichts geschaffen hat, bedeutet dies, dass es vor der Schöpfung weder eine Materie noch eine Zeit gab. Materie, Zeit und Form (ewige Ideen) konstituieren die Welt. Einen Teil davon, zum Beispiel die Seele, hat Gott bereits in seiner endgültigen Form geschaffen, während ein anderer Teil, darunter der Körper, Veränderungen unterliegt. Die Erklärung hierfür führt Augustinus auf die Theorie der Urkeime (rationes seminales) zurück. Diese Keime wurden von Gott in der Materie angelegt und aus ihnen entwickeln sich die Lebewesen. Mit dieser Theorie erklärt er den Vorgang der Entwicklung, ohne auf andere Gründe als die absolute Schöpfertätigkeit Gottes zurückgreifen zu müssen. Die Veränderungen sind somit nicht naturbedingt, wie es für die Vorsokratiker der Fall war, sondern die Veränderungen sind von Gott gewollt und bedingt. Die Veränderungen sind somit ein Teil der Schöpfung. Die Erfahrung der eigenen Endlichkeit verweist den Menschen auf das Unvergängliche, dem ewigen Gott. Indem der Mensch sich auf den ewigen Gott konzentriert, von dem her alles Seiende kommt, erweist sich der Mensch als teilhaftig der Ewigkeit, als ihr Bestandteil. Nach Augustin zeigt sich das Innere des Menschen in der Dreiheit von Bewusstsein (memoria), Verstand (intelligentia) und Wille (voluntas). Der Mensch ist somit ein Bild der göttlichen Trinität.
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