Religionsphilosophie in den monotheistischen Religionen
Religionsphilosophie ist eine philosophische Disziplin, die sich mit den Ausdrucksformen und dem Inhalt von Religion beziehungsweise Religionen beschäftigt. Sie versucht, eine Brücke zwischen Glauben und Vernunft zu schlagen, das heißt Glaube und Vernunft beziehungsweise Intellekt miteinander zu verbinden. Die religionsphilosophischen Ansätze lassen sich zwischen Hermeneutik und reduktionistischen Ansätzen unterscheiden Die Hermeneutik beschäftigt sich mit dem Eigentümlichen einer bestimmten Religion und will dieses verständlich machen. Die reduktionistischen Ansätze versuchen, die Religion als Produkt externer Faktoren zu deuten. Diese Ansätze stehen in einem engen Zusammenhang mit der Religionskritik. Sie gehen davon aus, dass sich religiöse Geltungsansprüche nicht verwirklichen lassen und dass Religion als solche prinzipiell ersetzbar ist. Bekannte Vertreter dieses reduktionistischen Ansatzes sind Ludwig Feuerbach und Karl Marx. Nach Feuerbach ist Gott die Summe aller Wünsche nach Unsterblichkeit, Vollkommenheit, Glückseligkeit, Gleichberechtigung eines Menschen, der diese aber nicht als eigene Wünsche erkenne, sondern diese auf eine Gottheit projiziere. Feuerbach bezeichnete Gott somit als Projektion der Menschen. Für Marx ist die Religion „der Seufzer der bedrängten Kreatur, das Gemüt einer herzlosen Welt, wie sie der Geist geistloser Zustände ist. Sie ist das Opium des Volkes“.
Die hermeneutischen Ansätze der Religionsphilosophie haben ihren Ursprung bereits in der Scholastik, einer philosophischen Denkschule, die das Mittelalter dominierte. Ziel dieser philosophischen Richtung war es, Glaube und Intellekt miteinander zu vereinbaren. Das heißt, das, was man glaubte, mittels der Vernunft zu erklären. Das Motiv war „Credo, ut intelligam“ (ich glaube, damit ich erkenne). Dies war der Leitspruch des Erzbischofs Anselm von Canterbury (1033 – 1109), der mit der Schrift „Proslogion“ erstmals versuchte, die Existenz Gottes zu beweisen. Dieser Versuch wird als „ontologischer Gottesbeweis“ bezeichnet. Das Proslogion ist eine apologetische Schrift, die sich nicht nur an die Zweifler innerhalb der eigenen Kirche richtet, sondern vor allem auch an die anderen Religionen, nämlich an das Judentum und den Islam. Wenn Anselm versucht, die Existenz Gottes zu beweisen, so meint er natürlich den christlichen Gott. Er hatte natürlich Kenntnis von der Existenz und der Lehre dieser beiden Religionen. Es ist davon auszugehen, dass er die Schriften des persischen Philosophen Avicenna (980- 1037) kannte. Dieser versuchte, die griechische Philosophie mit seiner Religion, die Vernunft mit dem Glauben zu verbinden. Er benutzte philosophische Lehren, um die islamischen Glaubenssätze wissenschaftlich zu unterlegen. Nichts anderes tat Anselm auch. Auch er benutzte die platonische und aristotelische Philosophie, um seine Lehre wissenschaftlich zu bestätigen.
Der andalusische Philosoph Averroes (1126 – 1198) sah in der aristotelischen Logik die einzige Möglichkeit des Menschen, glücklich zu werden. Für ihn gab es keinen persönlichen Gott, der nach Belieben in die Geschicke der Welt eingreifen kann. In der arabischen Philosophie galt er deshalb als Religionskritiker und Atheist.
Der persische islamische Theologe al- Ghazali (1055 bis 1111) zählt zu den bedeutendsten religiösen Denkern des Islam. . Ihm ist Verbindung der aristotelischen Logik mit der islamischen Theologie zu verdanken. Gleichwohl lehnte er die Philosophie als eigenen Weg zur Wahrheit ab und versucht diese, ebenso wie Anselm mit dem Glauben, d.h. der Theologie zu verbinden.
Der jüdische Philosoph Maimonides (1135 – 1204) versucht einerseits, die aristotelische Philosophie mit der Lehre des Judentums zu verbinden. Anderseits ist Gott für ihn aber auch eine vollkommene Einheit, die keine Pluralität zulässt. Dies ergibt sich aus dem jüdischen Glaubensbekenntnis., „der Herr ist einer“.
Bezüglich der Aussagen über Gott sind sich somit die drei Religionen in dem Glauben einig, dass es nur einen Gott gibt.
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