Sokrates, Platon und Aristoteles
Sokrates, Platon und Aristoteles sind die Begründer der abendländischen Philosophie. Obwohl Sokrates (469-399 v. Chr.) keine schriftlichen Werke hinterlassen hat, war er grundlegend für das abendländische Denken. Er lebte und wirkte in Athen zur Zeit der attischen Demokratie. Die Überlieferung seines Lebens und Denkens erfolgt in den Schriften seiner Schüler, vor allem Platons und Xenophons. Bekannt von ihm ist der berühmte Satz „Ich weiß, dass ich nichts weiß“, womit er ausdrücken will, dass kein Mensch vollkommenes Wissen erwerben kann. Und dass, wenn man etwas zu wissen glaubt, man nicht mehr bereit ist, Neues zu lernen, sich auf Neues einzulassen. Zur Erlangung von Menschenkenntnis, ethischen Grundsätzen und Weltverstehen entwickelte er die philosophische Methode eines strukturierten Dialogs, die er als Maieutik (Hebammenkunst) bezeichnete, da seine Mutter eine Hebamme war. Durch gezieltes Fragen bringt er den Schüler oder Gesprächspartner von selbst dazu, die richtigen Antworten zu finden. Der Gesprächspartner soll nicht durch Argumente überzeugt oder überredet werden, sondern er soll durch geschicktes Fragen von selbst auf die richtigen Antworten kommen. Zu den Kernbereichen seines Philosophierens gehören das mithilfe des Dialogs gelingende Erkenntnisstreben, die Bestimmung des Guten als Handlungsmaxime und das Ringen um Selbsterkenntnis als wesentliche Voraussetzung eines gelingenden Daseins. Sokrates ist somit der erste Ethiker in der Philosophie. Der Überlieferung nach soll er in den Straßen von Athen von morgens bis abends seine Mitbürger in Gespräche verwickelt haben und in anderen Momenten völlig in Gedanken verwickelt gewesen sein. Von seinen Kritikern wurde ihm daher unterstellt, dass er die Jugend verderbe und die Götter missachte. Deswegen wurde ihm der Prozess gemacht und er wurde zum Tode verurteilt. Obwohl er die Möglichkeit zur Flucht gehabt hätte, verzichtete er aus Respekt vor den Gesetzen darauf, es wäre für sein Empfinden nicht „wahrhaftig“ und somit ein Widerspruch zu seiner Lehre gewesen. In der von Platon verfassten Apologie des Sokrates (Verteidigungsschrift) ist der Hergang des Prozesses aus der Sichtweise Sokrates wiedergegeben.
Platon (428-348) war der bedeutendste Schüler des Sokrates. Er hat dessen Lehre im Rahmen literarischer Dialoge in verschiedenen Werken wiedergegeben. Darüber hinaus war er wegweisend für die Weiterentwicklung der Philosophie. Auf ihn geht die Konzeption der Ideenlehre zurück, der zufolge die Ideen als eigenständige Gegebenheiten existieren (Entitäten), und dem Bereich der sinnlich wahrnehmbaren Objekte ontologisch (seins mäßig) übergeordnet sind. D.h., die Ideen existieren per se, auch wenn der Mensch sie nicht wahrnehmen kann. Diese Ideen sind z.B. „das Schöne an sich“, „das Gerechte an sich“, „das Gute an sich“ und „der Mensch an sich“. Die Ideen sind in der Transzendenz angesiedelt, d.h., sie existieren in der metaphysischen Ebene. Neben der sinnlich wahrnehmbaren Welt gibt es auch eine übernatürliche, d.h. metaphysische Ebene. Diese ist nach Platon die wahrhafte oder vollkommene Wirklichkeit, während die sinnlich wahrnehmbare Welt nur ein Abbild davon ist. Die Idee des Guten ist die Ursache des Seins und der Gutheit von allem. Sie ist summum bonum, das höchste Gute. Dieses setzt Platon mit der Gottheit oder dem Göttlichen gleich. Nach Platon existiert das summum bonum, die Gottheit, auch wenn der Mensch es nicht wahrnimmt. Es existiert unabhängig vom Menschen. Diese Lehre vom transzendenten Gott hat Eingang ins Christentum gefunden. Die christliche Lehre von der Unsterblichkeit der Seele, bzw. vom Weiterleben nach dem Tode geht ebenfalls auf Platon zurück. Nach Platon ist der Mensch ein zweigeteiltes Wesen, das aus einem Körper und einer Seele besteht. Im Augenblick des Todes, so Platon, trennt sich die Seele vom Körper. Während der Körper sterbe, lebe die Seele ewig. Dies wird dann im Christentum als ewiges Leben bezeichnet. Platon glaubte an eine Art Reinkarnation. Er glaube, dass der Mensch schon in irgendeiner Form gelebt habe, bevor er in einen Körper eingetreten sein und dass er nach dem Tod dieses Körpers diesen verlassen habe und vielleicht in einen anderen Körper eintrete und ein weiteres Leben habe.
Aristoteles 383 bis 322 vor Chr. war ein Schüler des Platon sowie nach Platons Tod Lehrer und Erzieher Alexanders des Großen. Er war sowohl Philosoph als auch Naturwissenschaftler und hat als erster die Philosophie in ihre Disziplinen eingeteilt. Seit ihm unterscheidet man die Hauptdisziplinen Wissenschaftstheorie, Naturphilosophie, Logik, Ethik und Staatstheorie. Auch Medizin, Biologie und die Kunst des Dichtens hat er entscheidend beeinflusst. Nach Aristoteles ist die Seele das Lebensprinzip aller Lebewesen, d.h., nicht nur Menschen, sondern auch Tiere und Pflanzen haben eine Seele. Da die unterschiedlichen Lebewesen auch unterschiedliche Seelenvermögen haben, führt er eine Klassifizierung und Hierarchisierung der Lebewesen durch: An unterster Stelle stehen die Pflanzen, sie besitzen das vegetative Seelenvermögen, das für die Fortpflanzung, das Wachstum und den Stoffwechsel verantwortlich ist. Die Tiere verfügen darüber hinaus über das sensitive Vermögen, die Fähigkeit zur Sinneswahrnehmung und zu Gefühlen. An höchster Stelle steht der Mensch, der durch das intellektuelle Vermögen die Fähigkeit zur Vernunft hat, diese bildet sich erst in der letzten Phase der seelischen Entwicklung. Während bei Platon der Tod eine Befreiung für die Seele ist, glaubt Aristoteles nicht an Weiterleben der Seele nach dem Tode. Ihm zufolge stelle der Tod das größte aller Übel für den Menschen dar. Dies sei deshalb der Fall, weil mit dem Tod alles ende, was uns als Menschen bekannt und vertraut sei. Im Gegensatz zu Platon glaubt er auch nicht an eine Gottheit als „summum bonum“, sondern für ihn ist Gott der „unbewegte Beweger“. „Der Ursprung alles Lebens kann nur ein aus sich selbst Bestehendes, lebendiges, wissendes und fähiges Wesen sein, das nicht in Bewegung ist, aber alle Bewegung erzeugt“ (Metaphysik).
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