Quellenschutz bei St. Leonhards

Der Schutz des Grundwassers ist immer wieder Gegenstand von Diskussionen. Was tut St. Leonhards, um seine Quellen sauber und lebendig zu halten?

Eigentlich wähnen sich die St. Leonhardsbetriebe auf der sicheren Seite. Denn das Unternehmen mit Quellen in St. Leonhardspfunzen und Ruhpolding hat sich darauf spezialisiert, ausschließlich artesisches Wasser abzufüllen. Dieses Wasser besticht durch besondere Qualitätseigenschaften: Das Wasser ist vollkommen rein, natürlich und ursprünglich – über hunderte bis tausende von Jahren natürlich gefiltert, verwirbelt und informiert ist es voller Energie. Diese Wässer dürfen zu Recht als „Lebendiges Wasser“ ausgelobt werden. Und weil es aus geschützten Wasservorkommen in großer Tiefe kommt, ist es von den Auswirkungen der Zivilisation wie Düngemittel- oder Medikamentenrückstände noch unberührt.  Mit dem Status quo gibt sich das Team um Firmenchef Martin Abfalter jedoch nicht zufrieden. Alle Mitarbeiter arbeiten auf das Ziel hin, dass das Wasser von  St. Leonhards für die nächsten Generationen seine Reinheit bewahrt.

Mehr als eine Million Quadratmeter Vielfalt

Denn immer häufiger müssen Biobauern feststellen, dass ihre Produkte mit konventionellen Pestiziden belastet sind – und das selbst an Orten, die kilometerweit von konventionell bewirtschafteten Flächen entfernt sind. Diesem Phänomen ist das Bündnis für enkeltaugliche Landwirtschaft auf der Spur (siehe Randspalte). St. Leonhards zählt zu den 15 Bündnispartnern. Das Unternehmen fühlt sich dem Erhalt von Mutter Erde verpflichtet, denn man weiß um die Kreisläufe, wie in hunderten von Jahren aus Regenwasser „lebendiges Wasser“ wird. Und dabei spielt der Bodenschutz eine wichtige Rolle. So bemüht sich Martin Abfalter immer weiter darum, Grünflächen zu pachten oder zu kaufen, um diese auf Bio umzustellen und nach traditionellen Methoden ohne Chemie zu bewirtschaften. Die Wiesen werden nur zweimal jährlich gemäht und nicht sechs Mal wie in der konventionellen Grünlandbewirtschaftung. Auf den Abfalter’schen Wiesen haben Pflanzen noch Zeit, sich zu entwickeln und Insekten finden dort Nahrung. „Biologische Vielfalt ist unsere Lebensgrundlage“ begründet Martin Abfalter das Engagement der Unternehmerfamilie, deren Wurzeln in der Landwirtschaft liegen. Mehr als eine Million Quadratmeter Vielfalt kann St. Leonhards mittlerweile durch seine unternehmerische Initiative bewahren. In Zukunft will das Unternehmen noch mehr Grünflächen auf bio umstellen.

Vorreiter beim Quellenschutz

Mit diesem Engagement zählt St. Leonhards zu den Vorreitern in Sachen Boden- und Quellenschutz. Wie wichtig der Schutz des Grundwassers ist, belegt der diesjährige Weltwassertag. Der Weltwassertag, den die Vereinten Nationen (UN) ausgerufen haben, steht 2022 unter dem Motto “Groundwater: Making the Invisible Visible”. Ziel dieses Aktionstages ist es, auf die zunehmenden Belastungen und menschlichen Eingriffe durch Klimawandel, Urbanisierung, Industrie und Landwirtschaft aufmerksam zu machen, denen auch das Grundwasser heute in vielen Regionen der Welt ausgesetzt ist.

Knapp zwei Drittel des Trinkwassers in Deutschland (65 Prozent) werden derzeit aus Grundwasser gewonnen. Doch die Qualität des Grundwassers in Deutschland verschlechtert sich. Schadstoffeinträge, vor allem durch Düngemittel, Gülle und Pestizide aus der industriellen Landwirtschaft, aber auch industrielle Substanzen und Medikamentenrückstände, haben direkte Auswirkungen auf unsere Trinkwasserqualität. Zunehmende Bodenversiegelung und durch den Klimawandel bedingte Hitzewellen und Dürrephasen wirken sich ebenfalls negativ auf unser Grundwasser aus. Weniger Regenwasser kann versickern, der schnelle oberflächliche Abfluss nimmt zu und die Speisung des Grundwassers durch Niederschläge verringert sich.

Schwarzbuch Wasser

Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt die Qualitätsgemeinschaft Bio-Mineralwasser e.V. im aktuellen Teil des „Schwarzbuchs Wasser“, einer Übersichtsstudie zum Zustand des deutschen Grund- und Leitungswassers, die der Bioverband anlässlich des Weltwassertags veröffentlichte. „Die natürlichen Wasservorkommen in Deutschland sind stark gefährdet und befinden sich in einem teils katastrophalen Zustand“, bringt es die Qualitätsgemeinschaft Bio-Mineralwasser auf den Punkt.

Obwohl viele konkrete Gefahren wie eine anhaltend hohe Nitratbelastung, eine deutliche Zunahme von Pestizidnachweisen sowie großflächige Verunreinigungen durch perfluorierte Chemikalien und Arzneimittelrückstände hinlänglich bekannt sind, konnten diese Gefahren bisher nicht gebannt werden. So weisen deutschlandweit aktuell allein 26,7 Prozent aller Grundwassermessstellen eine Nitratkonzentration über dem gesetzlichen Grenzwert auf. Auf Landesebene sind beispielsweise in Bayern rund 22,5 Prozent des für das Leitungswasser genutzten Wassers mit Pestiziden verunreinigt, in Niedersachsen sind 60,9 Prozent aller Grundwassermessstellen mit Pestiziden oder deren Metaboliten belastet. Die inzwischen vierte Publikation des Schwarzbuchs Wasser zieht ein unerfreuliches Resümee. Die Bedrohung des Wassers – unser Lebensmittel Nummer eins – durch Schadstoffe ist in den vergangenen Jahren nicht kleiner, sondern in vielen Bereichen durch neue Messmethoden nur deutlicher sichtbar geworden. Gut, dass es Vorreiter gibt, die dieser Gefahr durch ihr Handeln aktiv etwas entgegen setzen.

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Artesisch – gut geschützt und reif zum Sprudeln 

Artesisches Wasser stammt aus geschützten Wasservorkommen in großer Tiefe, mitunter sogar unterhalb des Grundwasserspiegels. Ein solches Wasser sammelt sich oft über Jahrhunderte hinweg zwischen wasserundurchlässigen Schichten an, um sich dann infolge des Überdrucks einen Weg nach oben zu suchen. Wasserforscher bezeichnen es auch als „reifes Wasser“, also ein Wasser, das kraftvoll gespannt erst dann zu Tage tritt, wenn es seinen Reifezyklus abgeschlossen hat. Ungefähr so, wie der Mensch neun Monate im Mutterleib heranreift, um dann geboren zu werden.

Bündnis für enkeltaugliche Landwirtschaft 

Das Bündnis für eine enkeltaugliche Landwirtschaft ist ein Zusammenschluss aus Bio-­Unter­neh­men und zivil­gesellschaft­lichen Institutionen aus der ökologischen Land- und Ernährungswirtschaft.

Es setzt sich für den Erhalt und die Wiederherstellung der Lebensgrundlagen zukünftiger Generationen ein.

Insbesondere macht das Bündnis auf die Problematik des chemisch-synthetischen Pestizid-Einsatzes aufmerksam und treibt so die ökologische Agrarwende mit voran. 

www.enkeltauglich.bio

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9. Mai 2022