Nachhaltig sanieren

Alten Gebäudebestand nachhaltig zu sanieren, ist in dreifacher Hinsicht eine Herausforderung: In Sachen Ökologie gilt es, gesunde und werthaltige Materialien auszuwählen und die Umwelt zu schonen. In Sachen Ökonomie zwingt der Kontostand dazu, auch an die Finanzen zu denken. Und beim Sozialen geht es darum, einen Ausgleich zwischen den Interessen von Vermieter, Mieter und Nachbarschaft zu finden. In dieser Serie begleiten wir ein Sanierungsprojekt im oberbayerischen Traunstein und berichten von Stolper-steinen und Sanierungsfortschritten. Das Ziel: aus einer ehemaligen Werkstatt ein Künstler-Atelier zu entwickeln.

Das Haus in der Traunerstraße in Traunstein hat schon mehrere Wandlungen erfahren. Gebaut wurde es 1906 als Produktionsstätte einer Möbelfabrik, die im Chiemgau für ihre hochwertigen Möbel bekannt war. Dort gefertigte Kirschholz-Möbel werden immer noch genutzt und haben aufgrund ihres raffinierten Stecksystems diverse Umzüge schadlos überstanden (siehe Foto).

Im Jahr 1936 übernahm die Zimmerei Schmid & Sohn das Gebäude und betrieb dort bis 1965 florierende Werkstätten für Zimmerei, Schreinerei und Treppenbau. Nach dem Ende der Zimmerei mangels Nachfolger wurden die meisten Räume des Hauses zu Wohnraum ausgebaut. Einzig im Südwest-Teil des Hauses verblieb ein etwa 100 Quadratmeter großer Rest der Werkstätten, der seit Mitte der 1960er Jahre in eine Art Dornröschenschlaf fiel. Der Raum diente zunächst als Lager eines anderen Handwerkers, dann als Lager der Rumänienhilfe, schließlich als Rumpelkammer für ausrangierte Möbel. 

Dies soll sich nun ändern. Der international tätige Künstler Clemens Büntig stieß auf seiner Suche nach einem neuen Domizil im Chiemgau zufällig auf die verlassene Werkstatt und erkannte die Möglichkeiten, die sich auf dieser Fläche verbergen. Diesen Raum für sich, seine Druckerpresse und Galerie nutzbar zu machen, ist nun die Herausforderung. 

Es ist viel zu tun: Es braucht eine neue Elektrik, neue Fenster, Wasser, Innenausbau sowie eine Heizung. In Bezug auf Ökologie ist der Lagerraum wie eine weiße Leinwand, denn seine Wände haben noch keine synthetische Farbe gesehen. Zusammen mit der auf ökologisches Bauen spezialisierten Architektin Nina Langner erstellt Clemens Büntig derzeit ein Konzept im Sinne einer energieeffizienten, nachhaltigen Sanierung des Bestandes unter Einbeziehung von gesunden und natürlichen Baustoffen. Quell wird über die Baufortschritte berichten.

Sanieren statt neu bauen 

Eine Altbausanierung ist häufig nachhaltiger als ein Neubau. Das Ziel dabei: Den Ressourcenverbrauch insgesamt zu verringern.

Die so genannten „Grauen Emissionen“ sind ein immer häufiger diskutiertes Thema unter Immobilien-Fachleuten. Dahinter verbergen sich die Emissionen, die bei der Herstellung von Baustoffen, wie etwa Zement, freigesetzt werden. 

Allein durch den weltweiten Verbrauch von Zement werden aktuell etwa sieben Prozent der globalen Treibhausgasemissionen verursacht. 

Es gilt also auch in Hinsicht auf die Grauen Emissionen, die verwendeten Materialien unter die Lupe zu nehmen. Denn nicht nur die Nutzung von Gebäuden (Wärme und Strom), sondern auch das Bauen und Sanieren selbst verursachten hohe Treibhausgasemissionen.

Die Immobilienwirtschaft ist laut Bundesumweltministerium für rund ein Drittel des deutschen Ressourcenverbrauchs verantwortlich und weist somit einen entsprechend großen CO2-Fußabdruck auf. 

Mehr zum Thema:

Gesund wohnen

Wohnen mit Lehm und Kalk

Die dritte Haut

QC67E02