Gesund wohnen

Rund 90 Prozent ihrer Zeit verbringen Menschen in Innenräumen, deshalb ist es so wichtig, gerade beim Wohnen auf ein zuträgliches Umfeld zu achten. Schon mit wenigen Mitteln und überschaubaren Kosten lässt sich die Atmosphäre zu Hause deutlich verbessern: Durch gesunde Wandfarben, die richtige Farbwahl und geeignetes Licht. Was kostet ein neuer Anstrich? Je nach eigenem Arbeitseinsatz ist beispielsweise Kalk fürs eigene Anmischen schon ab etwa 15 Euro zu bekommen. Es ist der günstigste Schritt, um die eigene Wohnung in eine Wohlfühl-Oase zu verwandeln. Denn Wohnungen und Häuser – das muss man leider sagen – haben durch neue Materialien und Energiespar-Maßnahmen an Wohnqualität verloren. Für so manches Haus begann mit der Verarbeitung bequemer und möglichst effizienter Baustoffe ein Teufelskreis aus Schimmelbefall und Unbehagen. Stichwort Wärmedämmung: Außenfassaden, die mit Kunststoffen wie Polystyrol gedämmt sind, haben zu Bauschäden wie Schimmel- und Algenbildung an der Fassade und im Haus geführt. Kommt dann im Innenbereich noch Dispersionsfarbe dazu, verstärkt sich das Problem noch: Denn Dispersionsfarbe verschließt die Poren des Untergrunds und lässt die Wände nicht mehr atmen. Darüber hinaus sind die in Dispersionsfarben enthaltenen Weichmacher eine ideale Nahrungsgrundlage für Schimmel. Laut Zahlen des Landesgesundheitsamts Baden-Württemberg ist in 30 Prozent der Wohnungen von Allergikern Schimmelbefall festzustellen. Die gute Nachricht: Es gibt für nahezu alle Anwendungsbereiche auch eine umweltfreundliche Variante und manchmal sogar eine ganze Auswahl davon.

Umweltfreundliche Materialien

Lehm und Kalk sind alte Baustoffe, die bei der Wandgestaltung derzeit groß im Trend liegen. Kalk- und Lehmfarben überzeugen mit kreativen Gestaltungsoptionen, einem gesunden Wohnklima und unzähligen Einsatzmöglichkeiten. Kurzum: Sie sind die perfekten Materialien, um richtige Wohlfühlräume zu schaffen. Mit Kalkfarben behandelte Wände beispielsweise bleiben atmungsaktiv, feuchtigkeitsregulierend und frei von Lösemittel-Ausdünstungen. Darüber hinaus haben sie antibakterielle und schimmelabweisende Eigenschaften. Der Grund: Kalk hat einen hohen pH-Wert, der Schimmelwachstum verhindert und ein antiseptisches Milieu erzeugt. Heutzutage haben die Hersteller biologischer Farben dem Kalk viel von seiner Sperrigkeit bei der Verarbeitung genommen. Kalkfarbe lässt sich nun auch mit dem Farbroller auftragen, was früher nicht möglich war; außerdem hat moderne Kalkfarbe eine höhere Deckkraft als früher. Allerdings ist bei Kalkfarben auf den Untergrund zu achten. Sie haften besonders gut auf mineralischen Untergründen, bei Wänden mit alten Anstrichen aus Dispersionsfarben kann es schon schwieriger werden. Da ist es gut, sich vom Fachmann beraten zu lassen.  Lehmfarbe hingegen kann auf jeglichen Untergründen eingesetzt werden, die trocken, saugfähig und fettfrei sind. Lehmfarbe ist nicht ohne Grund so beliebt, denn sie hat zahlreiche positive Eigenschaften: Sie ist leicht zu verarbeiten und streichfertige Produkte aus dem Baumarkt sind perfekt für Heimwerker ohne viel Erfahrung. Im Gegensatz zu herkömmlichen Dispersionsfarben besteht Lehmfarbe hauptsächlich aus ökologischen, natürlichen Inhaltsstoffen, die keine Wohngifte freisetzen. Lehmfarbe absorbiert unangenehme Gerüche, bindet Schadstoffe und reguliert Feuchtigkeit. Aus diesen Gründen eignet sich Lehmfarbe perfekt fürs Schlafzimmer, die Gestaltung des Wohnzimmers, aber auch im Bad, denn moderne Lehmfarbe ist resistent gegen Spritzwasser. Und wer Farbe haben möchte, der greift zur bunten Lehmfarbe, die es etwa beim Hersteller Auro in fast 800 Farbtönen gibt.

Mit Farben spielen

Die Frage, wie Farben wirken, ist schon lange ein Thema. Schon Dichterfürst Goethe beschäftigte sich damit, wie Farben in Räumen die Stimmung verändern können und in dem von ihm bewohnten Haus am Frauenplan in Weimar nutzte er seine Erkenntnisse, um eine angenehme Wohnatmosphäre zu schaffen. „Des Menschen Wohnung ist sein halbes Leben“, hatte er schon in einem Brief an den Maler und Freund Johann Heinrich Meyer geschrieben. Für den Dichter und Staatsmann war das Haus am Frauenplan weit mehr als eine Wohn- und Arbeitsstätte: Die nach seinen Kunstidealen und vielseitigen Interessen gestalteten Räume dienten der Geselligkeit, dem kulturellen sowie wissenschaftlichen Austausch. Sein Arbeitszimmer, in dem er sich am häufigsten aufhielt, war zum Beispiel in einem hellen Grün gestrichen, denn nach Goethes Farbenlehre verschafft Grün dem Auge „reale Befriedigung“. Anders lagen die Bedürfnisse, wenn Goethe seinen Amts- und Repräsentationspflichten nachging. So ließ er den Saal, in dem er größere Gesellschaften abhielt, in einem leuchtenden Gelb ausmalen. Diese Farbgebung sollte für „eine heitere, muntere, sanft reizende“ Stimmung sorgen.  Mehr als 150 Jahre später befragte die Soziologin und Psychologin Eva Heller Menschen danach, wie sie Farben empfinden. Ihre Erkenntnisse aus der 1888 Menschen umfassenden Befragung schrieb sie in ihrem Buch „Wie Farben wirken“ nieder. Die Lieblingsfarben der Befragten sind keine Überraschung (siehe unten), doch kann eine Farbe bei jedem Menschen ganz unterschiedliche Gefühle auslösen. Denn jeder Mensch verbindet mit Farben vielfältige Erfahrungen, die zu unbewussten Reaktionen und Assoziationen führen.  Auf die farbliche Gestaltung der eigenen Wohnung übertragen bedeutet das: Es geht darum, seine Bedürfnisse in Farben zu übersetzen. Denn die Gestaltung ist Ausdruck der eigenen Persönlichkeit. Bei der Auswahl der Farbe hilft es, den Raum, den man neu gestalten möchte, wie eine Person zu beschreiben: Ist er eher kühl und zurückhaltend oder warm und einladend? Das Beruhigende dabei: Die eigene Identität unterliegt nicht wirklich einer Mode. Wenn man seine Persönlichkeit mit Farben ausdrücken kann, dann ist das Ergebnis zeitlos. Man wird sich in so einem Zimmer immer wohlfühlen – auch in vielen Jahren noch. Daher lohnt es sich, in Farbe zu investieren.

Das richtige Licht

„In der Nacht sind alle Katzen grau“, so sagt der Volksmund. Farben kommen erst dann richtig zur Geltung, wenn auch das Licht passt. Am günstigsten ist es natürlich, Tageslicht in der Wohnung zu nutzen, denn das ist das beste Licht für Körper und Geist. Es beeinflusst körpereigene Botenstoffe und sorgt für den Takt der inneren Uhr. Der am Morgen hohe Blauanteil wirkt aktivierend und belebend. Gegen Abend nimmt dieser wieder ab. Das Licht wird wärmer, so dass der Mensch zur Ruhe kommt. Die Bedeutung von Licht auf unsere Gesundheit hat mittlerweile die Beleuchtungsbranche erkannt. Bei der Light & Building-Messe in Frankfurt war kürzlich zu erfahren: „Licht macht Dinge sichtbar und bewirkt noch so viel mehr: Es hat Einfluss auf unser Wohlbefinden, die Gesundheit und unsere Leistungsfähigkeit“. Im Mittelpunkt des auch als Human Centric Lighting (HCL) genannten Ansatzes steht die körperliche Wirkung des Lichtes auf den Menschen. Dieter Lang, Experte für HCL in der Forschung und Entwicklung des weltweit agierenden Unternehmens LEDVANCE berichtet: „Das Potenzial der menschenzentrischen Beleuchtung wurde erstmals in Pflegeheimen nachgewiesen. Der Erfolg und die Verbesserung der Situation der Bewohner durch besseres Licht, das insbesondere diejenigen unterstützt, die das Haus nicht mehr verlassen können, war so deutlich und beeindruckend, dass sich HCL-Lösungen einschließlich Tageslicht und künstlicher Beleuchtung zu einer Art Standard in modernen Pflegeheimen entwickelt haben.“ Weitere Studien in Schulen, Büros, Krankenhäusern, Produktionsstätten und Privathäusern erbrachten ähnlich ermutigende Ergebnisse.  Mit Hilfe innovativer LED-Technologie gibt es mittlerweile ein breites Spektrum an Leuchten, die das natürliche Tageslicht wiedergeben und damit Leistungsfähigkeit und Wohlbefinden steigern können. Das Angebot reicht von Lampen und Leuchten für das Home-Office bis hin zu Wand- und Deckenleuchten für Wohnbereiche wie das Wohn-, Schlaf- und Kinderzimmer. Doch auch wenn das Heim durch bewusste Gestaltung immer gemütlicher wird, sollte das kein Argument sein, das eigene Nest nicht mehr zu verlassen. Denn der Aufenthalt in der Natur und das Tanken von Sonnenlicht ist in seiner gesundheitlichen Wirkung durch nichts zu ersetzen.

Wie Farben wirken

Blau ist die Farbe der unbegrenzten Dimensionen, deshalb wirken kleine, enge oder niedrige Räume in dieser Farbe optisch größer, als sie tatsächlich sind. Blau symbolisiert Ruhe, Entspannung, Ausgeglichenheit und Harmonie. Blaue Räume werden immer einige Grad kühler empfunden als sie sind.  Rot wärmt und regt an.Wer Heizkosten sparen möchte, der ist mit der Farbe Rot gut beraten: Denn rote Räume werden als wärmer empfunden als sie sind. Allerdings sollte Rot nicht die dominierende Farbe in Räumen sein, in denen man zur Ruhe kommen möchte. Denn Rot regt psychisch und physisch an, sie stimmt glücklich und macht Lust auf Sex.  Grün regeneriert und macht kreativ. Grün hat eine beruhigende Wirkung. Es sorgt für Ausgleich, Ruhe, Sicherheit und Geborgenheit. Diese Farbe versetzt die Seele in positive Schwingungen und weckt die Lust auf Neues. Grün gilt auch als Quelle der Kreativität. Deshalb eignet sich Grün auch für die Gestaltung von Wohn- und Arbeitsbereichen.  Schwarz edelt andere Farben. Schwarz gehört zu den sogenannten Nichtfarben, die sich ideal mit anderen Farben kombinieren lassen. Dunkle Hintergründe lenken unsere Aufmerksamkeit auf das Helle. Der schwarze Hintergrund beengt nicht, im Gegenteil, er erweitert den Blick und eröffnet einen Raum, den der Betrachter mit seiner eigenen Fantasie füllen kann. Rosa macht empfänglich. Die Farbe Rosa baut Aggressionen ab, besänftigt und macht empfänglich für die Stimmungen anderer Menschen. Rosa ist die Farbe der Zärtlichkeit. Aus diesem Grund halten Farbexperten Rosa auch für die beste Schlafzimmer-Farbe. Kombiniert mit Weiß und Gelb wird der zarte Eindruck von Rosa noch verstärkt.  Gelb wirkt belebend und anregend. Gelb verleiht einem Raum eine sonnige, positive Atmosphäre. Die Farbe Gelb fördert die Konzentration, den Lerneifer und wirkt sich positiv auf das Gedächtnis aus. Gelb lässt kleine Räume größer erscheinen und fördert auch die Kommunikation. Die Farbe Gelb eignet sich deshalb ganz besonders für Räume, in denen Menschen sich treffen.  Weiß ist ruhig und neutral. Räume in weiß wirken frisch und homogen und weil man mit der neutralen Farbe Weiß nichts falsch machen kann, greifen die meisten Deutschen zum weißen Farbkübel. Und halten sich damit bedeckt: Denn Farbe verrät die Identität des Bewohners. 

Die Lieblingsfarben

        38 Prozent Blau         20 Prozent Rot          12 Prozent Grün          8 Prozent Schwarz          5 Prozent Rosa          5 Prozent Gelb          3 Prozent Weiß* *Gemäß der von der Psychologin Dr. Eva Heller durchgeführten Befragung von 1.888 Personen Mehr zum Thema Beitrag Wohnen mit Lehm und Kalk Beitrag Ein Meilenstein für den Baustoff Lehm Beitrag Leben mit Naturmaterialien QC66E02, QC66E03, QC66E04