Hildegard von Bingen – Musik neu interpretiert

Artwork by: Mario Vasylenko

Über das Multitalent Hildegard von Bingen finden sich auf quell-online bereits viele Beiträge. Nicht nur ihr enormes Kräuterwissen ist bis heute ein wertvoller Schatz, aus dem heute noch Marken wie Sonnentor Inspirationen finden. Sich auf die Spuren ihres Lebens und ihres Lebenswerkes zu machen, ist auch virtuell möglich, beispielsweise über ihre Musik.

Den ukrainischen Künstlern Heinali und Andriana-Yaroslava Saienko gelingt eine  Neuinterpretation der Musik von Hildegard von Bingen. Sie kombiniert die vokalen Klangerzeugungsmethoden des authentischen ukrainischen Volksgesangs mit modularen Synthesetechniken aus der hochmittelalterlichen Polyphonie und Monophonie. Dieser Ansatz konzentriert sich auf die Körperlichkeit von Hildegards Schrift und macht sie zu einem Spiegel, in dem die Kriegserfahrungen reflektiert, verstanden, externalisiert und transzendiert werden.

Die spartanische Instrumentierung lenkt die Aufmerksamkeit sofort auf Saienkos Vortrag. Hildegards Kompositionen sind dafür bekannt, dass sie die Interpreten durch große Intervallsprünge herausfordern, aber Saienko lässt die Aufführung mühelos erscheinen, während sie von Note zu Note gleitet. Sie glänzt besonders, wenn sie die offene Stimme einsetzt und den gregorianischen Gesängen durch Verzierungen eine erstaunlich reiche und kontemplative Farbe hinzufügt. Heinalis Synthesizer legen den Grundstein für einen meditativen Zustand; Saienkos Gesang erhebt die Musik zur Himmelfahrt.

In dieses Musikstück  – entdeckt auf einer Tagung der Evangelischen Akademie – sollten Sie unbedingt reinhören.