Ackerbau: Gestern – heute – morgen
Bereits viele Jahrtausende vor Christi Geburt wurden in Ägypten und Mesopotamien bis zu 300 verschiedene Pflanzen- und Getreidearten angebaut. Dabei stand für diese Kulturen genauso wie auch später für die Griechen und Römer – bei all den ausgeklügelten Techniken und dem Wissen über die Wirkung des Wetters auf Pflanzen – stets die Dankbarkeit gegenüber dem Kosmos im Mittelpunkt, dass die zu ernährende Bevölkerung satt werden konnte. Die seit der Antike übliche Zwei-Felder-Wirtschaft, das Brachlassen der Felder und die wechselnde Fruchtfolge, ermöglichte dem Boden die Regeneration: Der nach der Brache wieder angepflanzte Weizen zeichnete sich dann durch besonders hohe Erträge aus. Mit dem Wechsel zur Drei-Felder-Wirtschaft wurden ab dem Mittelalter die Ackerparzellen nun im Turnus von Brache, Wintergetreide und Sommergetreide bearbeitet, um die Menschen ernähren zu können. Wann immer sich die Bevölkerung – ob durch Hungersnöte, die Pest oder den Dreißigjährigen Krieg – dezimierte, wurden viele unbearbeitete Felder zunächst wieder zur Wildnis und diese Brachen ermöglichten eine gewisse Bodenerholung. Im 18. Jahrhundert erfuhr der Ackerbau europaweit den Wandel von der Drei-Felder- zur permanenten Fruchtwechselwirtschaft. Durch gezielte Düngung mit Stalldung mehrte sich der Humus auf den Feldern und der Acker profitierte von den umgesetzten organischen Stoffen.
ANORGANISCHE DÜNGUNG – DER BEGINN Der ENTFREMDUNG
Bald sollte der natürliche Dung nicht mehr genügen. Schon im 19. Jahrhundert wurde mit der ungebremsten Intensivierung des Landbaus das Düngen mit anorganischen Mineralstoffen als heilsbringender Fortschritt gefeiert. Erst Gips, dann Kalksalpeter aus Afrika und Indien und andere anorganische Produkte wie Phosphor, Schwefel oder Kieselsäure wurden aus weit entfernten Ländern herantransportiert, um den Boden zur Produktionsmaschine zu verwandeln. Nach dem ersten Weltkrieg setzte man Kali-Salze, die Überbleibsel der Sprengstoffproduktion, ein. Stickstoff wurde als quantitativer und qualitativer Sprung gesehen. Mit dieser neuen Ausrichtung wurde die organisch wirkende Natur in ihrer ureigenen Struktur durchbrochen. Aus vermeintlichen Effizienzgründen griffen bald auch chemisch-synthetische Unkraut- und Schädlingsvernichtungsmittel massiv in die Natur und den Lebensraum der Tierwelt ein. Mit den immer größer werdenden Feldern und dem Trend zu Monokulturen ging der Blick für das einzelne Bodenstück zunehmend verloren. Der Teufelskreis der Wirtschaftlichkeit – in Sachen Mengen, Spezialisierung auf Produkte, Einsatz von Pestiziden und Herbiziden, Rentabilität von großen Maschinen – erschöpfte die Böden weltweit. Der Mensch hatte sich von der Basis seiner Existenz, dem fruchtbaren, gesunden Boden, zunehmend entfremdet.
RÜCKBESINNUNG UND LEISTUNGEN der ÖKO-PIONIERE
Pionieren wie Siegfried Stocker von der Hofpfisterei ist es zu verdanken, dass sich im 20. Jahrhundert zunehmend wieder ein Bewusstsein für ökologische Belange einstellte. Unermüdlich zog der visionäre Firmenchef, der für seine traditionsreichen Natursauerteige nur ökologisches Getreide verwenden wollte, in den 1970er und 1980er Jahren durch die Dörfer, um Landwirte von der ökologischen Landwirtschaft zu überzeugen, ihnen mit der Abnahme von Öko-Getreide zu fairen Preisen ihre Existenz zu sichern und mit diesem Engagement für den Boden auch Luft, Grundwasser und Artenvielfalt zu schützen.
NACHHALTIGE LANDWIRTSCHAFT HEUTE UND MORGEN
Mit der Chance, dass immer mehr Bauern ohne den Einsatz von Pestiziden und Herbziden auch auf kleineren Flächen wieder rentabel arbeiten können, könnte sich der Kreis wieder schließen: Genaues Hinschauen und individuelle Bearbeitung des Feldes sind notwendig. Zur Dokumentation und Analyse stehen den engagierten Öko-Bauern von heute neben dem über Jahrtausende tradierten Wissen und Bewusstsein, das es wieder umzusetzen gilt, auch technische Neuerungen zur Verfügung. So können Kleinst-Roboter zum Beispiel bei der Boden-Analyse und Fruchtfolge-Dokumentation behilflich sein. Wenn von der Technologie bis zur inneren Einstellung wieder in den Zusammenhängen des Kosmos gedacht wird, kann sich der Boden erholen. Doch beim derzeitigen Anteil von nur 10 Prozent ökologischem Landbau in Deutschland darf nicht mehr viel Zeit verloren werden. Da stimmt es hoffnungsvoll, dass fast ein Viertel der ökologischen Landbau-Gesamtfläche in Bayern liegt. Erheblichen Verdienst an diesem überproportionalen Anteil hat das visionäre und konsequente Engagement von Siegfried Stocker und von der Hofpfisterei, die sich seit nunmehr 50 Jahren für den ökologischen Anbau stark macht.
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ACKER & BROT
Ökologisches Brot aus Naturland-Getreide
In Bayern war es im 20. Jahrhundert die Hofpfisterei, die die Weichen stellte für die Rückbesinnung auf eine nachhaltige Landwirtschaft und für den ökologischen Getreide-Anbau in Bayern. Von dieser Pionierleistung profitieren neben der Tier- und Pflanzenwelt die Öko-Bauern mit ihren gesunden Böden und die Verbraucher, die sich bei allen Natursauerteigbroten und allen anderen Backwaren der Hofpfisterei auf ökologische Qualität verlassen können.
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