Was hilft, wird gebraucht – über den Nutzen der Homöopathie

Forsa 2021

Homöopathie hilft heilen, dies zeigen nicht nur Einzelbeispiele, sondern wird durch evidenzbasierte Studien belegt, wenn Gelder für solche zur Verfügung stehen. Diese Gelder stehen naturgemäß mehr zur Verfügung, wenn es sich um teure Medikamente handelt.

Medizin läuft aber nicht unter kontrollierbaren Laborbedingungen ab, sondern findet in komplexen, hochindividuellen und interagierenden Systemen mit vielen Unbekannten statt. Die Medizin ist daher auch eine „Erfahrungswissenschaft“. Welche Interventionen erfolgversprechend sind – diese Frage beantwortet der Arzt zum einen aus seiner eigenen Erfahrung heraus. Zum anderen spielen Studien – natürlich! – eine wichtige Rolle in der Entscheidungsfindung: Sie validieren die medizinische Praxis objektiv, indem sie etwa mit großen Patientengruppen und Placebo-kontrolliert durchgeführt werden. Die Übertragung auf den individuellen Patienten macht Medizin allerdings erst zur „Heilkunst“.

Kritiker der Homöopathie führen an, der Homöopathie fehle es an „Evidenz“. Dabei beziehen sie sich auf das Modell der Evidenz-basierten Medizin (EBM), das sich seit den 1990er Jahren weltweit als Leitbild etabliert hat. Der Begriff Evidenz wird dabei oft reduziert auf „Studien“ und „naturwissenschaftliche“ Erkenntnisse. Doch das wird weder der Medizin noch dem Konzept der EBM gerecht. David Lawrence Sackett (1934-2015), kanadischer Mediziner und einer der Pioniere der evidenzbasierten Medizin formulierte die drei Säulen der evidenzbasierten Medizin, erstens die wissenschaftliche Evidenz– auf Basis von Studien und Literatur, zweitens die klinische Erfahrung & Expertise des Therapeuten und drittens die Wünsche, Bedürfnisse und Erfahrungen des Patienten.

Die Frage, warum die Wirkmechanismen der Homöopathie noch nicht in aller Tiefe evidenzbaisert belegt werden können, beantwortet Rachel Roberts, Hauptgeschäftsführerin des Homeopathy Research Institute (HRI) in London wie folgt:„Wie genau homöopathische Arzneimittel wirken, ist die „Millionen-Dollar-Frage“, und es gibt mehrere Forschungsteams auf der ganzen Welt, die diese Frage untersuchen. Wie die meisten Menschen wissen, werden einige homöopathische Arzneimittel über den Punkt hinaus verdünnt, an dem man erwarten würde, dass irgendwelche Moleküle übrigbleiben. Und dennoch sehen wir, dass diese Arzneimittel in Laborstudien an Kaulquappen, Fischen, weißen Blutkörperchen und Pflanzen sowie in klinischen Studien am Menschen biologische Wirkungen haben. Der gesunde Menschenverstand sagt uns, dass homöopathische Arzneimittel nicht auf die gleiche Weise wirken können wie herkömmliche Arzneimittel. Und die Art der oben genannten Laborstudien schließt aus, dass es einen Placebo-Effekt im Spiel ist. Es muss also ein neuer Wirkmechanismus im Spiel sein. Bei der Herstellung von homöopathischen Arzneimitteln werden diese nicht nur verdünnt, sondern die Probe mit dem ursprünglichen Wirkstoff (z. B. eine Pflanze oder ein Mineral) wird zwischen den einzelnen Verdünnungsschritten mindestens 10-mal heftig geschüttelt. Diese sogenannte „Verschüttelung“ erzeugt extreme Kräfte im Inneren des Fläschchens – genug, um Moleküle aus dem Inneren des Glasgefäßes in die Flüssigkeit zu reißen. Tatsächlich wird dieser Effekt in der konventionellen Medizin untersucht. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass die entstehenden G-Kräfte die Proteine des Medikaments verändern können, wenn man ein Fläschchen oder eine Spritze versehentlich fallen lässt. Dieser Stripping-Effekt allein reicht jedoch nicht aus, um die Homöopathie zu erklären. Es stellt sich also die Frage, welche anderen physikalisch-chemischen Veränderungen durch die Verschüttelung hervorgerufen werden. Und wie dadurch spezifische Informationen der ursprünglichen Substanz in die umgebende Flüssigkeit übertragen werden können – und zwar in einer Weise, die den Verdünnungsprozess übersteht. Die Beantwortung dieser Frage könnte der Schlüssel zum Verständnis sein, wie homöopathische Arzneimittel selbst bei starker Verdünnung biologisch aktiv bleiben. Das HRI hat Grundlagenforschungsprojekte mitfinanziert, um zu den weltweiten Bemühungen um die Erforschung des Wirkmechanismus zu unterstützen. Dazu gehörte beispielsweise eine dreijährige Zusammenstellung und Analyse aller bisher zu diesem Thema durchgeführten Versuche. Diese Studie hat uns geholfen, besser zu verstehen, warum einige Experimente in der Vergangenheit erfolgreich Unterschiede zwischen homöopathischen Arzneimitteln und Placebo zeigten, während dies in anderen nicht der Fall war. Diese Erkenntnisse fließen in künftige, methodisch verbesserte Untersuchungen ein und beschleunigen so den Fortschritt in diesem Forschungsgebiet. Ich freue mich auf den Tag, an dem der Wirkmechanismus endlich nachgewiesen wird. Dies würde nicht nur meine eigene wissenschaftliche Neugier stillen, sondern auch die Akzeptanz homöopathischer Arzneimittel erhöhen und somit mehr Patienten zugutekommen. Ich möchte jedoch auch daran erinnern, dass man nicht verstehen muss, wie ein Arzneimittel wirkt, um es anwenden zu können. Es gibt viele Beispiele für konventionelle Arzneimittel, die jahrelang verwendet wurden, bevor wir überhaupt wussten, wie sie funktionieren – darunter Aspirin und Anästhetika, um nur zwei zu nennen. Solange Arzneimittel sicher und wirksam eingesetzt werden können, ist die Frage, wie sie funktionieren, eine zweitrangige Forschungs-Angelegenheit.“

Leider erlebt die Homöopathie aktuell viel Gegenwind: So haben in Deutschland 12 von 17 Landesärztekammern (NRW hat zwei)  jüngst die Zusatzbezeichnung Homöopathie für Schulmediziner gestrichen. Wenn eine Ärztekammer die Zusatzbezeichnung Homöopathie streicht, heißt dies, dass es keine Weiterbildung mehr unter dem Dach und der Aufsicht der Kammer mehr gibt. Nur noch fünf Ärztekammern, Westfalen-Lippe, Baden- Württemberg, Rheinland-Pfalz, Sachsen und Thüringen, bieten aktuell die Weiterbildung und Zusatzbezeichnung qualifizierter Ärztinnen und Ärzte für eine gute homöopathische Behandlung ihrer Patienten an.Diese wichtige Weiterbildung wird berufsbegleitend durchgeführt und ist in der Weiterbildungsordnung der einzelnen Landesärztekammern inhaltlich festgelegt – sie dauert rund anderthalb Jahre und wird mit einer Prüfung bei der Ärztekammer abgeschlossen. Darüber hinaus geht die Diplom-Ausbildung des DZVhÄ – das Wissen wird vertieft und in weiteren anderthalb Jahren intensiviert. Einige gesetzliche Krankenkassen fordern zurecht das Diplom als weiterreichende Qualifikation. Das Diplom gilt für fünf Jahre und wird dann erneut ausgestellt, wenn 100 Stunden homöopathische Fortbildungen erbracht wurden. Gibt es keine durch die Ärztekammer anerkannte Weiterbildung Homöopathie, dann könnte jeder mit dem Begriff Homöopathie werben und dies wäre für die Patienten von großem Nachteil.

So ist es kein Zufall, dass die Pressekonferenz der DHU unter dem Motto „Wer heilt, hat recht“ am internationalen Tag der Toleranz stattfand, der uns alle daran erinnern sollte, frei von Absolutismus und Dogmatismus zu denken und zu agieren.

Weitere Informationen über den Nutzen der Homöopathie und die Zusammenhänge von Wasser und Homöopathie

Quelle und Fotonachweis: DHU

 

30. August 2022