Montecasale verlassen wir am nächsten Morgen etwas wehmütig. Denn die Spiritualität dieses Ortes, wo Franziskus, Antonius und Bonaventura eine Zeit lang lebten, ist spürbar und wenn bei uns nicht der Weg – also die Wanderung bis nach Assisi binnen einer knappen Woche – das Ziel wäre, könnte man sich durchaus vorstellen, hier oben in der Einsiedelei für ein paar Tage zur Ruhe zu kommen bzw. sich einem bestimmten Projekt zu widmen. Der Emporen-Platz, an dem sich heute die Bronzestatue von Franz von Assisi befindet, könnte perfekt sein, sich neu zu sortieren. Nach einem letzten Blick auf die sanfte Landschaft, die sich im Tal erstreckt, führt uns der Weg zunächst wieder in den Wald und durch teilweise landwirtschaftlich bewirtschaftete Flächen. Viele Gehöfte am Wegesrand sind verlassen und verfallen. Der Charme des Morbiden mischt sich mit der  traurigen Realität der Landflucht.  Plötzlich öffnet  sich der Blick für einen traumhaften Ausblick auf das Tiber-Tal. Es fühlt sich an wie ein Bad in einer Infinity-landschaft. Dann führt der auf dieser Etappe gut beschilderte Weg wieder zurück ins Tal. Dann geht es entlang der Autostraße bis in den Ort Lama. Irgendwie  wirkt  Lama an diesem Sonntagnachmittag wie ausgestorben, sodass uns das Gefühl beschleicht, nicht am richtigen Fleck zu sein.  Wir checken  in einem Hotel, das wir nicht  unbedingt empfehlen würden. Hungrig suchen wir im Dorf vergeblich nach einer offenen Gaststätte. Der von außen nicht gerade einladende Supermarkt ist bereits geschlossen, als wir realisieren, dass die Einwohner von Lama sich zumindest sonntags offensichtlich mit den Gemüsen aus dem eigenen Garten versorgen und selbst bekochen. In der Bar geht es allerdings dann noch bunt, lustig und typisch italienisch zu. Wir essen uns an den Snacks von der Theke satt und genießen die isotonischen Wirkungen des Bieres, um dann erschöpft ins Bett zu fallen.

Das italienische Frühstück am nächsten Morgen wird wieder – wie in Montecasale auf Plastiktellern gereicht, was uns noch mehr darin bestärkt, jedem, der in Lama einen Übernachtungsstopp einplant, statt des Hotels besser den Agriturismo Barbarossa ans Herz zu legen.

Dafür lernen wir aber in der Hotel-Frühstücks- Bar andere Pilgerinnen kennen, was auf dem vergleichsweise einsamen Franziskus-Weg nicht ganz so selbstverständlich ist.

Dann geht es für uns weiter auf unserer 3. Tages-Etappe bis nach Bocca Serriola – darüber in Kürze mehr.

Über die erste Woche der Pilgerwanderung auf den Spuren des heiligen Franz von Assisi – vom Start in Florenz bis nach Sansepolcro – lesen Sie in dem Beitrag von Andrea Tichy.

Zur Fortführung unseres Weges von Sansepolcro bis Montecasale:

https://www.quellonline.de/persoenliche-eindruecke-vom-franziskus-weg/

Waren Sie selbst auch schon auf Pilgerschaft und möchten uns über Ihre Erlebnisse berichten. Schreiben Sie uns gerne ! martina.guthmann@quell-online.de

Sie überlegen,  den Franziskus-Weg in netter Gesellschaft einer Gruppe zu erwandern? Dann lesen Sie über eine wunderbare Möglichkeit der Entschleunigung mit   Oliva-Reisen.