Heil- und kraftvoller Thymian

Immer wieder berichten wir in Quell über heilsame Kräuter.

Im folgenden geht es speziell um den Thymian, ein Tausendsassa, das  nicht nur  die Lunge, sondern auch die Seele freimacht.Thymian gehört wie Rosmarin, Oregano oder Lavendel zu den aromatischen Mittelmeerkräutern. Sein bitter-süßes Aroma schenkt vielen Speisen eine harmonische Geschmacksnote. Es handelt sich aber auch um eine potente Heilpflanze. Als Inhaltsstoffe sind vor allem die Vitamin C und K zu nennen sowie die Mineralstoffe Eisen und Kalzium. Gerbstoffe im Küchenkraut wirken entzündungshemmend und antibakteriell. Die Flavonoide Apigenin und Luteolin haben ebenfalls eine entzündungshemmende und antioxidative Wirkung. Der Hauptbestandteil von Thymianöl ist Thymol, das den charakteristischen Duft und Geschmack der Pflanze prägt. Thymian wirkt entzündungshemmend, hustenlindernd, antibakteriell, antiviral und verdauungsfördernd.

Ein bisschen Geschichte: Der Thymian kann auf eine lange Geschichte als Heilpflanze zurückblicken. Die alten Ägypter benutzten ihn als Parfumzutat und wegen seiner keimtötenden Wirkung zur Einbalsamierung. Daher leitet sich vermutlich sein Name ab: „Tham“ bezeichnete im Altägyptischen eine stark duftende, für Einbalsamierungen nützliche Pflanze. In Griechenland wurde draus „Tymon“, und die alten Römer machten daraus „Thymus“. „Thymus“ bedeutet „Kraft“ und „Mut“. Römische Legionäre sollen ihren Kampfesmut durch ein Thymianbad gesteigert haben. In der Antike wurden Thymianbündel verbrannt, um Häuser und Tempel zu reinigen. In der Antike war Thymian als Heilpflanze bekannt. So beschrieb zum Beispiel Plinus Secundus Thymian und seine Heilwirkungen. Hippokrates (460 – 377 v. Chr.) setzte Thymian bereits zur Behandlung von Atemwegserkrankungen ein, und Dioskurides im 1. Jahrhundert n. Chr. bei Asthma, Ödemen, Ischias, Krämpfen und Menstruationsbeschwerden).Mithilfe von Benediktinermönchen gelangte die Pflanze im 11. Jahrhundert nach Mitteleuropa und wurde zuerst in Klostergärten angebaut. Von dort aus, wie bei vielen Heilpflanzen, gelang der Sprung in die privaten Gärten. Sowohl Hildegard von Bingen als auch Albertus Magnus schätzten die Heilwirkungen der Pflanze und machten sie als solche bekannt. In Südfrankreich bedeutete ein an die Tür gehängtes Sträußchen aus Thymianzweigen, dass ein Verehrer seine Liebe zeigen wollte.

Die Pflanze Thymian, lateinisch Thymus vulgaris L., gehört zur großen Familie der Lippenblütler. Einige der Namen des Echten oder Garten-Thymian im Volksmund sind Immenkraut – Thymian stellt eine hervorragende Bienen- und Insektenweide dar -, Römischer Quendel, Zimis, Spanisches Kudelkraut, Welscher Quendel, Demut oder Chölm. Thymian wird bis zu fünfzig Zentimeter hoch, aber meistens nur zwanzig. Er hat vierkantige Stängel, an denen kleine, ovale, dunkelgrüne Blätter wachsen, die stark duften. Von April bis Juni blüht der Thymian. Seine Blüten sind klein und hellrosa und sitzen in Kugeln oder Ähren an den Stängelspitzen.Für die gesundheitlichen Wirkungen vom Thymian sind hauptsächlich die ätherischen Öle in den Blättern verantwortlich. Davon haben die Phenole Thymol mit 30 bis fünfzig Prozent und Carvacrol mit einem bis 50 Prozent den höchsten Anteil, weitere ätherische Öle sind die Flavonoide Zineol, Geraniol, Linalool, Naringenin, Luteolin, Thymomin, Limonen, Menthon und Kampfer. Die Pflanze enthält außerdem viele Lamiaceengerbstoffe oder Salicylate, Cumarine, Harze und Flavonoide. Auch die Polyphenole Rosmarinsäure und Kaffeesäure haben ein hohes antioxidatives Potential. An Vitaminen enthält die Pflanze vor allem Betacarotene, Vitamin C und Vitamin K, und etliche Mineralstoffe und Spurenelemente wie Kalium, Eisen und Zink. Die Konzentrationen besonders der ätherischen Öle variieren stark nach Bodenbeschaffenheit, Erntezeit und Klima.Aufgrund seines hohen antioxidativen Potentials zählt Thymian zu den Kräutern mit dem höchsten ORAC-Wert. Der Oxygen-Radical-Absorption-Capacity-Wert liegt bei 27 426, nur noch getoppt durch den Salbei mit einem ORAC-Wert von mehr als 32 000

Positive Wirkungen auf die Gesundheit: Thymian stellt ein Füllhorn an Antioxidantien dar, den Gegenspielern zu freien Radikalen. Thymian wirkt antibakteriell, antiviral, entkrampfend, schleimlösend zum Beispiel bei Husten, Bronchitis und Schnupfen und stärkt unser Immunsystem. Die Pflanze besitzt aber auch Heilkraft bei Durchfall und weiteren Verdauungsbeschwerden sowie Menstruationsschmerzen. Thymian lindert Zahnfleischentzündungen und hilft bei Aphten, offene Stellen im Mund. Er hilft auch bei Hautunreinheiten und hilft bei leichten Depressionen und vertreibt Melancholie. Thymian verbessert die Blutzirkulation zum Beispiel nach Schlaganfällen. Ich betrachte Thymian fast als Alleskönner in Küche und Hausapotheke.

Was sagt die Wissenschaft?Wegen seiner antibakteriellen Eigenschaften hemmt Thymianöl und auch wässrige Auszüge daraus wie Tees das Wachstum von unterschiedlichsten grampositiven und gramnegativen Bakterien.  Wegen seiner starken antimikrobiellen Wirkung wird Thymianöl auch zur Haltbarmachung von Lebensmitteln und Medikamenten eingesetzt.

Thymian hat sich als eine Art Wunderwaffe gegenüber  antibiotikaresistenten Bakterienstämmen wie zum Beispiel MRSA, dem gefürchteten sogenannten Krankenhauskeim erwiesen ( Thymol, so konnten diverse Studien zeigen, ist nicht nur in der Lage, die Zahl der Erreger signifikant zu reduzieren, sondern auch die Gefahr einer Resistenz-Entwicklung zu minimieren. Schon 2010 konnte gezeigt werden, dass Thymusöl gegen vierzehn multiresistente Krankenhauskeime MRSA hoch wirksam ist Die Forscher schlagen vor, Thymusöl für die Behandlung von Infektionen durch MRSA-Keime mit heranzuziehen.

Thymian wirkt krampflösend und schmerzstillend. Bei Bronchitis kommt es darauf an, die entzündungsbedingt verkrampfte Bronchialmuskulatur zu entspannen, den Abtransport von Sekret und Pathogenen zu fördern und die Entzündung der Atemwegsschleimhaut zu lindern.  Thymian erfüllt alle diese Funktionen und wird daher er erfolgreich eingesetzt bei Keuchhusten, Reizhusten, Asthma und chronische Bronchitis. Eine Thymian-Efeu-Kombination erzielte bei achtzig Prozent der Patienten – Erwachsene, Jugendliche und Kinder – eine rasche Verbesserung ihrer Bronchitis-Symptome. Das Produkt „Bronchipret Saft TE“ – in Apotheken erhältlich – ist wegen der guten Verträglichkeit und Wirksamkeit für Kinder ab einem Jahr zugelassen.

Das ätherische Thymianöl wirkt vorbeugend gegen Durchfallerkrankungen bzw. sogenannte Darmgrippen. Schon eine geringe Konzentration des ätherischen Thymianöls besitzt das Potential, die Durchfall erregenden Erregern wie Listerien, Salmonellen oder Escherichia coli zu vertreiben und unschädlich zu machen. Thymusöl erwies sich als genauso wirksam wie synthetische Anti-Durchfall-Mittel, die oft schwere Nebenwirkungen verursachen.Was die Wirkung als Krebsheilpflanze betrifft, liegen bisher erst Zell- und Laborstudien mit vielversprechenden Ergebnissen vor. Thymus hat eine gewebeschädigende Wirkung auf Darmkrebszellen und führte zum Absterben von Brustkrebszellen. Thymian hilft auch bei den Volkskrankheiten Diabetes Typ II und Herz-Kreislauferkrankungen. Die Probanden fügten Thymian-Blättchen als Gewürz ihren Mahlzeiten zu, und der Glukosespiegel im Blut sank signifikant. Im Tierversuch konnte ein zu hoher Blutdruck signifikant gesenkt werden.Bei Akne übertraf die antibakterielle Wirkung einer aus Thymian gewonnenen Tinktur sogar den der herkömmlichen chemischen Produkte aus Benzoylperoxid. Salben auf der Basis von Benzoylperoxid führen oft zu einem brennenden Hautgefühl und zu Hautirritationen  Thymian-Öl hat sich aufgrund seines hohen antioxidantiven Potentials als hilfreich nicht nur bei Akne, sondern auch bei anderen Hautproblemen wie Faltenbildung als wirksam erwiesen.Weiter hat sich Thymian bewährt bei Pilzbesiedelungen im Mundbereich mit Candida albicans sowie bei Karies, Zahnfleischentzündungen und Paradontitis. Das Rezept einer Spüllösung aus Thymian finden Sie weiter unten in diesem Artikel.  Auch gegen medikamentenresistenten Stämme von Candida albicans und Candida tropicalis zeigten sich Thymianöl und Thymol aus Thymian als hoch wirksam.

Bei Menstruationsschmerzen hilft Thymian besser als Schmerzmittel wie Ibuprofen, und ganz ohne Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen, Akne, Übelkeit oder Schlaflosigkeit. Thymian mit seinen ätherischen Ölen Thymol und Carvacrol senken den Prostaglandinspiegel. 2006 erschien die erste Studie von Rouzbahani und anderen zu diesem Thema, 2009 erschien eine weitere von Iravani und anderen, welche zeigte, dass Thymianöl Menstruationsschmerzen bessert lindert als ein Placebo. In einer randomisierten klinischen und mehrfach verblindeten Studie untersuchten Wissenschaftler der Babol University of Medical Sciences im Iran an 84 Studentinnen die Wirkung des Thymians im Vergleich zu Ibuprofen bei Menstruationsschmerzen. Die Studie lief über drei Zyklen. In der Thymian-Gruppe waren die Frauchen höchst zufrieden mit der Wirksamkeit, in der Ibuprofengruppe nur mittelmäßig (H. Salmalian u.a., „Comparative effect of thymus vulgaris and ibuprofen on primary dysmenorrhea: A triple-blind clinical study“ (2014), Caspaian J Intern Med Spring; 5(2): 82-88). 52 Prozent der betroffenen Frauen beurteilten die Wirkung des Thymian-Extraktes als „exzellent“. Es wurde ein zweiprozentiges ätherisches Thymian-Öl verwendet. Wenn Sie das nicht in der Apotheke bekommen, bereiten Sie sich das selbst zu: 1 Tropfen ätherisches Öl auf 50 Tropfen Wasser, das reicht für zwei Portionen. Gut verschlossen aufbewahren (vgl. auch Zentrum der Gesundheit: „Menstruationsschmerzen: Thymian statt Schmerztabletten“ von Carina Rehberg

Anwendungen

Hustenbonbons kann man leicht selbst herstellen. Erwärmen Sie 100 Gramm Koskosblütenzucker in einem Topf. Nehmen Sie den Topf vom Herd und mischen Sie den Zucker mit zwei Esslöffeln getrocknetem zerrebelten Thymian. Lassen Sie die Masse auf ein Backpapier tropfen und die Tropfen abkühlen. Nach einer Stunde können Sie die Tropfen vom Papier lösen und in einem geschlossenen Gefäß aufbewahren. Bei Halsschmerzen haben sich Thymian-Brustwickel bewährt. Auch Thymiansirup – Apotheke – hilft bei Bronchitis. Bei Erkältungen helfen Thymian-Dampfbäder und Thymian-Tee. Thymian können Sie in Gerichten mitkochen. Als Thymian-Mundspülung eignet sich Thymian-Tee. Alternativ stellt man eine Thymian-Tinktur aus hochprozentigem Alkohol her und gurgelt regelmäßig damit – ein paar Tropfen auf ein Glas Wasser – , bis die Beschwerden verschwunden sind.

Bei Haut- und Nagelmykosen, die meistens durch das Bakterium Trichophyton rubrum verursacht werden, hilft ein Bio-Nagelpflegeöl „Mycea“ von Dr. Pandalis, was aus den natürlichen Bestandteilen Thymianöl, Basiliumöl und Mandelöl besteht, die synergetisch zusammenwirken. Dank Thymianöl hat das Nagelpflegeöl ein breites antibakterielles und antifungales Wirkspektrum (erhältlich über www.pandalis.de ). Chemische Mittel gegen Fuß- und Nagelpilz haben oft gravierende Nebenwirkungen wie Belastung der Leber. Unbehandelter Nagelpilz kann zur Erosion des gesamten Nagels führen. Mit Nagelpilz kann man sich zum Beispiel im Schwimmbad, durch fremde Hausschuhe oder in der Sauna anstecken. Meine Schwester ist mit Mycea Nagelpflegeöl ihren hartnäckigen Nagelpilz losgeworden.

Einen alkoholfreien Thymiansirup als Hustensirup können Sie mit starkem Tee und Rohrzucker herstellen. 500 Gramm Tee mit 500 Gramm Rohrzucker und in einem Topf erwärmen, bis der Zucker aufgelöst und eine sirupähnliche Konsistenz erreicht hat. In dunkle Flaschen füllen, mit einem Korken verschließen und kühl lagern. Mit einem Thymiantee-Spray können Sie morgens und abends Ihr Gesicht besprühen und damit das Hautbild verbessern. Aphten können Sie mit einer Mischung aus einem Tropfen Thymianöl mit einem Teelöffel Olivenöl vermischt mit einem Wattestäbchen betupfen. Warzen lassen sich erfolgreich bekämpfen, indem Sie 20 Tropfen Thymianöl mit 10 ml 40%-igem Alkohol mischen und auf die Warzen auftragen.

Thymian in der Küche

Thymian verfeinert Suppen, Kartoffel- und Gemüsegerichte. Getrockneter Thymian ist drei Mal so konzentriert wie frischer. Thymian wird den Speisen während des Garprozesses zugegeben. Thymian auf der Fensterbank vertreibt lästige Fliegen und andere Insekten in der Küche.

Thymian im eigenen Garten und auf dem Balkon

Thymian ist pflegeleicht und lässt sich problemlos im Garten, auf dem Balkon oder auf einem sonnigen Fensterbrett als Topfpflanze pflegen. Ideal ist ein vollsonniger Standort. Angesät wird Thymian im zeitigen Frühjahr in Anzuchterde, die mit etwas Sand vermischt ist. Etwa nach zehn Tagen keimen die Samen. Wenn die Pflänzchen etwa zehn Zentimeter groß ist, kann sie in einen Topf oder in den Garten gepflanzt werden. Einfacher ist es, eine fertige Pflanze im Gartencenter zu kaufen. Die Pflanze ist winterhart. Die Blätter werden vor der Blüte geerntet, dann sind ihre Inhaltsstoffe am konzentriertesten, die Ernte geht aber auch noch während der Blüte. Blätter, Knospen und Blüten können verwendet werden. Zum Trocknen nehmen Sie ein Dörrgerät oder hängen Sie die Stängel als Bündel an einem warmen, trockenen und dunklen Ort auf. Getrocknet und in luftdicht verschlossenen Gläsern oder Dose dunkel gelagert hält sich Thymian etwa ein Jahr lang.

In der Literatur finden sich als Verweise auf die wissenschaftlichen Studien mit Thymian: 

Barbara Simonsohn, „Heilsame Küchenkräuter – 10 Kräuter für Körper und Seele“, Mankau Verlag, Unterammergau 2025

Franziska Rubin, „10 Kräuter gegen 100 Krankheiten“, Goldmann, München 2023

Buch heilsame Küchenkräuter