Sonne aktiviert, steigert die Laune und ist sogar gut für die Gesundheit – sofern man sie mit Vorsicht genießt. Kosmetik-Expertin Tina Otte hat sich mit den Möglichkeiten und Grenzen marktgängiger Sonnenschutzmittel auseinandergesetzt.

In Deutschland erkranken 140.000 bis 200.000 Menschen pro Jahr an Hautkrebs, die Zahl der Betroffenen steigt jährlich um fünf bis sieben Prozent. Grund genug, sich der Sonne nur in Maßen auszusetzen und zusätzlich einen wirksamen Schutz zu verwenden. Besonders zu Beginn des Sommers, wenn die Haut noch wenig vorgebräunt ist, sind Mittel mit hoher Schutzwirkung angeraten.
Die Höhe des Lichtschutzfaktors (LSF oder SPF) bei Sonnenschutzprodukten gibt Auskunft darüber, wie lange man eingecremt höchstens in der Sonne verweilen sollte. Der Hauttyp, die Vorbräunung und die Intensität der Sonnenstrahlung spielen bei dieser Empfehlung natürlich eine Rolle. Lichtschutzfaktor 30 bedeutet, dass die Verweildauer 30-mal länger sein kann, als ohne Schutz. Bei heller Haut beträgt die Verweildauer ohne Schutz beispielsweise nur eine Minute; mit einem LSF 30 entsprechend 30-mal länger, also 30 Minuten. Dabei handelt es sich um die Tagesdosis an Strahlenbelastung, die nicht etwa durch nochmaliges Nachcremen verlängert werden kann.
 
Viel cremen, damit der Lichtschutzfaktor stimmt  
Zur Bestimmung des LSF gibt es eine von der COLIPA (European Cosmetics Association) vorgegebene, standardisierte „Internationale Methode“. Ermittelt werden kann dieser nur am Menschen und zwar über einen Sonnenbrand, der durch künstliches UV-Licht provoziert wird. Das wird mit einer Dosis des Produktes von 2 Milligramm (mg) pro Quadratzentimeter Haut festgestellt. Besonders von den dünnflüssigen Emulsionen der konventionellen Hersteller nehmen jedoch die meisten Verbraucher gerade mal die Hälfte. Die eher dickflüssigen Naturkosmetik-Produkte haben hingegen einen durchschnittlichen Auftragswert von 2 bis 3 mg. Verbraucher sollten also darauf achten, auch wirklich genug Sonnenschutzmittel aufzutragen.
Lange Jahre gab der LSF nur die Schutzwirkung eines Produktes gegen die den Sonnenbrand verursachende Strahlung an, die überwiegend vom UVB-Licht ausgeht (siehe auch Randspalte). Seit 2006 sollen Sonnenschutzmittel nachweislich auch vor UVA-Strahlen schützen und  können dann einen entsprechenden Hinweis tragen. Laut COLIPA muss der UVA-Schutzfaktor mindestens ein Drittel des angegebenen Lichtschutzfaktors betragen.

Chemisch-organische Filter:  Hautschäden durch freie Radikale
Chemisch-organische Filter dringen in die Haut ein, absorbieren das UV-Licht und wandeln es in Wärme um. Die Effizienz der Umwandlung liegt dabei zwischen 50 und 80 Prozent. Um einen breiteren Schutz zu erreichen, werden meist verschiedene Substanzen als UV-Filter kombiniert. Nicht ohne Nebenwirkungen: Die Filterkombination von BUTYL METHOXYDIBENZOYLMETHANE + ETHYLHEXYL METHOXYCINNAMATE beispielsweise beeinflusst negativ die Fortpflanzungsfähigkeit, kann Erbgut verändern, ist hormonaktiv, allergisierend, nicht UV-stabil und löst häufig Hautirritationen aus. Da nachweislich während der Umwandlung chemischer Filter in Wärme freie Radikale entstehen, wurden inzwischen sogar einige verboten.

Mineralische Filter: Nanopartikel durch Wissenschaft rehabilitiert
Die in der Naturkosmetik ausschließlich verwendeten mineralischen Filter reflektieren das Licht, so dass dieses nicht in die Haut eindringen kann. Sie bestehen aus Mikropartikeln auf der Basis von Zinkoxid oder Titandioxid. Zinkoxid wirkt außerdem entzündungshemmend, adstringierend, reizlindernd und antimikrobiell. Durch besondere Ummantelungen eines UV-Titans wird eine noch bessere Lichtschutzleistung erreicht. Es können Produkte geschaffen werden mit einem Lichtschutzfaktor von 50+. Das Baby-Produkt der Firma Eco-Cosmetic  beispielsweise erreichte im Probandentest einen Wert von 64 im UVB-Bereich und 18,9 im UVA-Bereich (Mindestanforderung wäre hier nur 16,6 gewesen).
Um den unerwünschten „Weißel-Effekt“ zu vermeiden, werden von den beiden Metalloxiden bevorzugt Partikelgrößen im Nanobereich um 100 Nanometer verwendet. Deren Einsatz wurde seit Mitte 2008 kritisch diskutiert, da vermutet wurde, dass diese durch die Hornschicht (Stratum corneum) wandern und in tiefere Hautschichten eindringen können. Seit 2010 liegen jedoch Ergebnisse vor, die mineralische Sonnenschutzfilter rehabilitieren: Prof. Dr. Ing. Jürgen Lademann von der Abteilung für Hautphysiologie (Klinik für Dermatologie) der Charité in Berlin konnte darlegen, dass Nanopartikel mit einem Durchmesser von 100 Nanometer nicht in intakte Haut penetrieren, sondern in der Hornschicht (dem Stratum corneum) stecken bleiben. Nanomaterialien müssen ab Juli 2013 den Zusatz „nano“ in der Inhaltsstoffliste tragen.
Empfehlenswerte Sonnenschutzmittel mit mineralischen Filtern gibt es mit einem Lichtschutzfaktor bis zu 30+ von Eubiona, Lavera, Sante und Eco-Cosmetics; mit einem LSF bis zu 50+ von Eco-Cosmetics.

Die Haut fit für die Sonne machen
Die Bedeutung von „Sonnenschutzpflege“ in der Kosmetik liegt nicht nur in der Absorption von UV-Strahlung, geeigneter wäre wohl eher  „Pflege zum Schutz vor Sonnenstrahlung“. Um optimalen Schutz zu gewähren, sollten neben absorptiv-wirkenden Mineralien zusätzlich nützliche pflanzliche Wirkstoffe eingesetzt werden, die einer Schädigung  der Haut durch UV-Strahlung entgegenwirken. Dafür bekannt sind beispielsweise die in Sanddornöl vorkommenden Flavonoide oder Myricitrine und die Vitamine A, C, E, D sowie Coenzym Q10 und ß-Carotin. Ein völlig innovativer Rohstoff zum natürlichen Sonnenschutz ist das Karanjaöl aus der Saat des Karanjabaumes (Pongamia glabra). Damit wird Sonnenenergie in feinste Bewegungsenergie umgewandelt. Dies bietet ein vollkommen neues Konzept für Naturkosmetik, da zusammen mit geringeren Anteilen an Titanoxid erstmalig transparente Öle und Gele hergestellt werden können.

Gefährliches  UVC

Die Ultraviolette (UV)-Strahlung des Sonnenlichts wird in drei Bereiche unterteilt:

UVA-Strahlung ist vor allem für eine beschleunigte Hautalterung verantwortlich, denn sie schädigt Kollagen und Elastin und vermindert die Elastizität der Haut. Lange Zeit wurden diese Strahlen auch mit der Bildung von freien Radikalen und Krebs in Verbindung gebracht. Inzwischen ist aber bekannt, dass dies vor allem auf chemische Lichtschutzabsorber zurückzu- führen ist, die beim Zerfall freie Radikale freisetzen.

UVB-Strahlung gelangt teilweise in die Epidermis und löst dort den Bräunungsvorgang aus. Dabei entsteht in der Haut Melanin, das die Zellen vor weiteren Schäden durch UVB-Strahlen schützt. Die UVB-Strahlen sind auch verantwortlich für entzündliche Prozesse (Sonnenbrand/Erytheme), die Zerstörung der Keratinozyten und der Langerhansschen Zellen, die das Immunsystem aufrechterhalten, sowie für die Entstehung von Hautkrebs.

UVC-Strahlung birgt potenziell die größte Gefahr für biologische Systeme, da sie stark mit Eiweißstoffen und damit mit dem Erbgut von Zellen wechselwirken kann. Bislang ging man davon aus, dass UVC-Strahlung vollständig von der Atmosphäre absorbiert wird, aber bei geschwächter Ozonschicht oder im Gebirge können UVC-Strahlen sehr wohl die Erde erreichen; im Gebirge kann sie sogar fast 99 Prozent des Energiewertes der UV-Strahlung ausmachen. Mineralische Sonnenfilter bieten einen hohen Schutz vor UVC-Strahlen, wohingegen die chemischen Absorber hier nur eine schlechte Schutzleistung vorweisen.

Foto: Monika Frei-Herrmann

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