Quellen – einzigartig und schützenswert

 

Seit Urzeiten gelten Quellen als besondere Stätten. Sie wurden verehrt als Sitz von Göttern oder mythi- schen Wesen. Sie galten als Symbol für Fruchtbar- keit und Reinheit und waren bevorzugte Orte der Weissagung. Auch die Heilwirkung des Wassers mancher Quellen war schon bekannt und begehrt und in ihrer Nähe entstanden sehr früh die ersten Siedlungen. Quellen sind besondere Orte, sie sind der Ursprung der Bäche und Flüsse und stellen eine Ver- bindung von Untergrund und Erdoberfläche dar. Auf natürliche Weise tritt das Grundwasser durch Quel- len ans Tageslicht. Die mosaikartige Verzahnung von Wasser –und Landbereichen auf kleinstem Raum schafft einen einzigartigen, strukturreichen Lebens- raum. Innerhalb des mitteleuropäischen Klimas bieten Quellen darüber hinaus die gleichmäßigsten Le- bensbedingungen, die möglich sind. Temperatur, Feuchtigkeit sowie das Mineralstoffangebot sind das ganze Jahr über sehr konstant. Im Winter wie im Sommer liegt die Temperatur des Quellwassers bei sieben bis elf Grad Celsius. Bei Schneebedeckung sind Quellen deshalb als grüne Inseln besonders leicht zu entdecken. Rund 500 hoch spezialisierte Tier- und Pflanzenarten sind in Europa auf das Biotop „Quelle“ angewiesen. Neben eher wenig bekannten Arten wie beispielsweise dem Alpenstrudelwurm, einer typi- schen Eiszeitreliktart, der Quell-Köcherfliege und Quellschnecken sind auch der Feuersalamander und bestimmte Libellen wie die gestreifte Quelljungfer auf intakte Quellen angewiesen.

 

KLEIN, SENSIBEL UND GEFÄHRDET

Der Bereich, der von den Quellspezialisten besiedelt wird, ist oft nur wenige Quadratmeter groß. Schon geringe Störungen können zu einem Totalverlust des Lebensraumes führen. Ähnlich wie ein Urwald kön- nen Quellbiotope, einmal zerstört, nicht mehr so ent- stehen, wie sie einmal waren. Doch leider wird heute den Quellen selbst kaum noch Bedeutung beige- messen. Gefasst, verrohrt, verfüllt oder bereits am Quellaustritt verunreinigt beginnt der Lauf vieler Fließgewässer. Die meisten Quellen sind massiv ge- schädigt oder zerstört. Die Liste der Beeinträchtigun- gen ist lang. Viele Quellen sind immer noch verbaut, obwohl sie aufgrund der schlechteren Wasser- qualität schon lange nicht mehr genutzt werden.

 

AKTIONSPROGRAMM QUELLEN

Im Rahmen des bayerischen Aktionsprogramms Quellen entstand ein dreiteiliger Handlungsleitfaden zum Schutz von Quellen. Als Basis wurde ein bayerischer Quellentypenkatalog erar- beitet. Anhand des Austritts- verhaltens wurden fünf Grundtypen (Fließquelle, Sickerquelle, Linearquelle, Fallquelle, Tümpelquelle) definiert, die durch fünf Substrattypen in insgesamt vierzehn Quelltypen unter- teilt wurden. Eine Anleitung zur Erfassung unterstützt bei der einheitlichen Kartierung. Ein Maßnahmenkatalog bie- tet Hintergrundinforma-tio- nen über rechtliche, finanzielle und organisa- torische Details, die bei der Renaturierung von Quellen zu beachten sind. Die Abschlussbroschüre kann man hier downloaden: https://www.lbv.de/ naturschutz/massnahmen/ lebensraeume-schuetzen/ quellschutz/

Von landwirtschaftlich genutzten Flächen sind Quellen heute fast ganz verschwunden. Quellbäche wurden begradigt und in Entwässerungsrinnen um- gewandelt. Bei Regen werden zudem Nährstoffe aus den angrenzenden Ackerflächen eingeschwemmt, die die empfindlichen Tiere und Pflanzen der Quell- biotope erheblich beeinträchtigen. Noch schlimmer, wenn Pestizide ins Wasser gelangen. Aber auch der Klimawandel gefährdet die Biotope. Einerseits eig- nen sich natürliche Quellen besonders, um mittel- und langfristige Klimaveränderungen zu beobach- ten, andererseits trocknen sie aufgrund von Hitze und Trockenheit immer öfter phasenweise aus (siehe Randspalte).

QUELLEN BRAUCHEN MEHR AUFMERKSAMKEIT

Die Frage ist deshalb, wie Quellen besser geschützt werden können. Nach dem Motto man kann nur schützen, was man kennt ist die systematische Erfassung der Quellen ein wichtiger erster Schritt. In der hessischen Rhön konnten seit 1996 rund 2.200 Quellbiotope kartiert werden. In Bayern startete auf Anregung des LBV (Landesbund für Vogelschutz e.V.) 2001 das Aktionsprogramm Quellen in Bayern. Die Abschlussbroschüre wurde im August dieses Jahres präsentiert (siehe Randspalte). Im Rahmen eines der Projekte konnten in den bayerischen Staatsforsten über 1.800 Quellen erfasst werden. Darüber hinaus stellte sich heraus, dass der Waldumbau und der Rückbau von Quellfassungen am besten für den Schutz der Quellbiotope im Wald ist. Vorrangig sollte es immer darum gehen, die noch bestehenden naturnahen Quellen zu erhalten und vor Eingriffen zu schützen, aber auch wenn eine Quelle schon beeinträchtigt oder zerstört ist, kann mit wenigen Maßnahmen viel für die Quelle getan werden. Alleine durch den Rückbau von Fassungsbauwerken kann das Wasser wieder oberirdisch austreten.

Eva Schubert, die beim LBV für den Quellschutz aktiv ist, erklärt: „Es kann eigentlich jeder etwas für den Quellschutz tun“, „Gemeinden, Naturschutzverbände und der normale Bürger.“ Jeder Einzelne könne beispielsweise an die Untere Naturschutzbehörde melden, wenn er eine verbaute Quelle findet. Auf die Zukunft gesehen kann man dem LBV-Vorsitzenden Norbert Schäffer nur zustimmen, der bei der Präsen- tation der Broschüre sagte: „Gerade unsere Quellen und kleinen Bäche brauchen größere Aufmerksam- keit. Damit wir und unsere Kinder auch in Zukunft noch genügend Wasser zur Verfügung haben, muss der Rückhalt des Wassers in der Fläche oberste Priorität haben“. i QC70W05

von Claudia Schwarzmaler

über den Quellenschutz bei  St. Leonhards

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