Der älteste Baustoff der Menschheit, Lehm, erobert als innovativer Baustoff der Zukunft die zeitgenössische Bühne zurück. Das ist eine gute Nachricht für den gesundheits- und energiebewussten Bauherren.

Neben den vielfältigen gesundheitlichen Aspekten des Baustoffes Lehm – es sind beispielsweise bis heute keine Allergien gegen den Baustoff bekannt – wird in Zukunft auch der gegenüber anderen Putzen weit geringere Energieeinsatz bei der Herstellung und beim Recycling eine wichtige Rolle spielen. Lehmputz ist im Innenbereich bei nahezu allen Bauvorhaben im privaten und gewerblichen Bereich einsetzbar.  Oberflächen mit erhöhten Anforderungen an die Ebenheit sind ebensowenig ein Problem wie die individuelle Gestaltung nach den Feng Shui Regeln. Eine noch kleine aber stetig wachsende Gemeinde von Anwendern schwört schon lange auf den Baustoff. Für interessierte Skeptiker werden die seit dem 1. August gültigen DIN-Normen einen ernsthaften Blick erleichtern.

DIN-Normen für den Lehmbau

Seit dem 1. August 2013 sind erstmals seit 1971 wieder verbindliche DIN-Normen für den Lehmbau in Deutschland in Kraft. Sie gelten für Lehmsteine, Lehmmauer- und Lehmputzmörtel. Damit ist der älteste Baustoff der Menschheit Lehm endgültig im modernen Bauen angelangt. Die Erfahrung im Umgang mit dem Baustoff Lehm besonders im Bereich der Denkmalsanierung war nie verschwunden, man denke nur an die Fachwerkkultur und historische Gebäude. Auch im Bereich des ökologisch orientierten Bauens hat Lehm stets eine breite Nutzung erfahren. Jedoch konnte die Skepsis der Anwender etablierter Baustoffe nicht beseitigt werden. Mit der DIN-Normierung wird ein Gutteil der Vorbehalte überwunden werden. Denn der Baustoff Lehm wird auf höchster staatlicher Ebene nun mit der gleichen Ernsthaftigkeit behandelt wie andere Baustoffe – eine längst fällige Anerkennung für ein Produkt, aus dem nach wie vor ca. 50 Prozent aller Gebäude dieser Welt gebaut werden. In Europa dagegen war Lehm ins Abseits geraten. Die Putzmörtelindustrie hatte sich anderen Materialien zugewandt. Trotz seiner Tradition wurde Lehm ab Mitte des vergangenen Jahrhunderts belächelt und mit dem Vorurteil belegt, entweder ein Baustoff von gestern oder für Exoten zu sein.

Um das mit der DIN-Normierung etablierte Maß an Anerkennung und bauaufsichtlicher Legitimation wird Deutschland von den Lehmbau-Praktizierenden aus europäischen Nachbarländern beneidet. Sie wissen aus Erfahrung: Die Normierung ist nicht die Bürokratisierung des Lehmbaus, sondern das Ende von Ignoranz und Willkür und eine entscheidende Voraussetzung für die Wettbewebsfähigkeit. „Zukünftig können Lehmputzarbeiten ganz Norm-konform und offiziell ausgeschrieben werden. Damit wird ein echter Wettbewerb mit den etablierten Putzsorten möglich und gibt dem Verarbeiter wie dem Bauherren Sicherheit“, so Ulrich Röhlen, Technikleiter des Baustoff Herstellers CLAYTEC.

Die detaillierten Inhalte der neuen Lehmbau-Normen sind auf der Webseite des Normenausschusses Bauwesen kostenpflichtig abrufbar. Tipp: Die für Planer und Anwender relevanten Informationen werden sich in der zweiten Auflage des Fachbuches Lehmbau Praxis von Prof. Dr. Christof Ziegert und Ulrich Röhlen finden. Beide saßen als Obmann und Stellvertreter dem Normausschuss vor. Das Buch wird im Herbst verfügbar sein. Veröffentlicht wird es vom Beuth-Verlag, der auch alle Normen des DIN herausbringt.

Foto: René Antonoff

Weitere Informationen:

Beitrag Wohnen mit Lehm und Kalk

Link www.din.claytec.de

Link DIN Bestellportal beim Beuth-Verlag