Erdüberlastungstag

Bild: Hochschule Fresenius, KI-generiert mit Midjourney.

Stets bemüht. Keine gute Aussage in der Schule, aber leider eine treffende zu den deutschen Nachhaltigkeitsbemühungen.Richtig voran kommt Deutschland nicht. Dieses Jahr werden die natürlichen Ressourcen bereits am 3. Mai aufgebraucht sein, wie der German Overshoot Day offenbart. Dieser symbolische Warntag ist eine Weiterentwicklung des globalen „Erdüberlastungstags” genannt. Er zeigt, wann die Erde ihr „eigentliches Limit“ überreizt. Das deutsche Ergebnis ist in diesem Jahr das Gegenteil von gut. Denn der Tag, an dem Deutschland seine Rohstoffe rechnerisch aufgebraucht hat, kommt diesmal 242 Tage zu früh. Heißt konkret: Würden alle Menschen so leben wie in Deutschland, wäre die Erde am 3. Mai erschöpft. Denn dann wären alle natürlichen Ressourcen, die das globale Ökosystem in einem Jahr reproduzieren kann, aufgebraucht. Anders ausgedrückt: Mit dem deutschen Lebensstil bräuchte die Menschheit knapp drei Erden.

Deutschland liegt weit über dem Durchschnitt – kein gutes Signal

Auch Prof. Riccardo Wagner sieht eine bedenkliche Entwicklung. Der Wirtschafts- und Nachhaltigkeitsexperte, der an der Hochschule Fresenius lehrt, sagt: „Deutschland hat momentan einen Ressourcenverbrauch von rund 16 Tonnen pro Person und Jahr. Damit liegen wir deutlich über dem globalen Durchschnitt. Trotz Effizienzgewinnen ist die Wirtschaft noch immer stark auf fossile Energieträger und flächenintensive Strukturen angewiesen. Das gilt insbesondere in der Industrie, im Bauwesen und im Verkehr.“

Im internationalen Vergleich zählt Deutschland in Europa zu den Nachhaltigkeitssäumern. Andererseits offenbart der genaue Überblick einige spannende Erkenntnisse.

Ausgewählte: Länder und ihr Overshoot-Datum:

Katar: 6. Februar
Luxemburg: 17. Februar
USA: 13. März
Frankreich: 19. April
China 23. Mai
Türkei: 18. Juni
Brasilien: 1. August
Die China-Überraschung

China dagegen liegt mit seinem Erdüberlastungstag am 23. Mai im Ranking sogar hinter Deutschland. Die Gründe für diese vermeintliche Überraschung? Der Ressourcenverbrauch wird mit Blick auf die Bevölkerung berechnet.Der Ressourcenverbrauch wird mit Blick auf die Bevölkerung berechnet. Er bezieht sich also nicht auf den Nettoverbrauch der Länder.

Warum beim Thema Nachhaltigkeit wichtige Handelspartner eine Herausforderung für Deutschland sind? Das liegt laut Riccardo Wagner an einem entscheidenden Detail. Die importierte Umweltbelastung wird ebenfalls dem deutschen ökologischen Fußabdruck zugerechnet.

Wer sich noch weiter mit den Details beschäftigt, darf sich aber auch über eine positive Entwicklung freuen. Im Vergleich zum Vorjahr konnte Deutschland den eigenen Erdüberlastungstag um einen Tag nach hinten verlegen. Verantwortlich dafür ist ein vielerorts gestiegenes Umweltbewusstsein. Und – laut Wagner entscheidend – auch die Bildung, die dazu führt. Je mehr Menschen bewusster leben, desto kleiner wird letztlich der Fußabdruck.

Bildung als Chance – auch an der Hochschule Fresenius: Prof. Riccardo Wagner sagt: „Bildung ist eine zentrale Voraussetzung für nachhaltige Entwicklung. Nachhaltigkeit ist kein rein technisches Problem, sondern eine kulturelle, soziale und ökonomische Gestaltungsfrage. Auf diese bereiten wir die Studierenden der Hochschule Fresenius vor. Und zwar in fast allen Studiengängen.“Was er damit auch meint? Nachhaltigkeitskompetenz wird zur Schlüsselqualifikation. Vor allem in Bereichen wie Management, Technik, Kommunikation, Finanzen, Design und Bildung sieht Wagner Potenzial. Für den Studiendekan der Hochschule Fresenius, der unter anderem im Master Sustainability Management & Leadership doziert, entstehen daraus berufliche Chancen für junge Menschen.Denn: Nachhaltigkeit wird trotz politischer Wankelmütigkeit bleiben. Sie hat das Potenzial zum wirtschaftlichen Wettbewerbsvorteil. Prof. Riccardo Wagner sagt: „Jetzt ist der richtige Moment, um sich nicht nur für einen Studiengang, sondern für einen Weg zu entscheiden. Dieser kann Werte, Wissen und Wandel miteinander verbinden.“

Ein erfolgreicher Pfad wird derweil im Osten Südamerikas beschritten. Dort zeigt das verhältnismäßig kleine Uruguay, wie ein respektabler Wohlstand (Platz 52 im globalen Vergleich) mit Nachhaltigkeit einhergeht. Denn Uruguay kommt bis zum 17. Dezember mit seinen natürlichen Ressourcen aus – und damit ein halbes Jahr länger als der globale Durchschnitt.

Text / Bild: Hochschule Fresenius, KI-generiert mit Midjourney.