Das Kleingedruckte bei Wärmepumpen
Wärmepumpen liegen im Trend: Im Jahr 2021 wurden in Deutschland rund 154.000 Wärmepumpen installiert, was einer Steigerung von 28 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Damit sind Wärmepumpen mittlerweile die Heizungsvariante, die am häufigsten neu installiert wird.
Weil Wärmepumpen mit Strom betrieben werden gelten sie als ökologisch und werden von staatlicher Seite kräftig gefördert. Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) unterstützt den Einbau einer Wärmepumpe mit bis zu 35 Prozent ihrer Kosten. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass mit der Wärmepumpe ein Doppeltarifzähler oder Zweitarifzähler eingebaut wird.
Dieser Doppeltarifzähler könnte für die Verbraucher in Zeiten von Stromknappheit zum Problem werden. Dieses Gerät zählt separat den Stromverbrauch der Wärmepumpe und bietet zunächst den Verbrauchern Vorteile: Denn durch den Doppeltarifzähler wird es möglich, einen Wärmepumpen-Stromtarif abzuschließen, der etwa 10 Cent pro Kilowattstunde billiger ist als herkömmliche Stromtarife. Was aber nur wenige Wärmepumpen-Betreiber wissen: Dieser Doppeltarifzähler kann in Zeiten von Stromknappheit dazu führen, dass der Strom für die Wärmepumpe zeitweise abgestellt wird. In einem Artikel der Zeitung Die Welt wird das Kleingedruckte der Stromversorger zitiert, in dem sie sich das Recht vorbehalten, quasi per Fernbedienung die Heizung abzuschalten, wenn das Stromnetz überlastet ist. Auf Anfrage teilt der Stromversorger Vattenfall mit: „Zulässig ist es, die Stromversorgung maximal dreimal täglich für höchstens zwei Stunden zu unterbrechen. Üblich ist das morgens, mittags und abends, also zu den Zeiten, in denen die Stromnetze durch hohe Verbrauchswerte besonders stark belastet sind“. Fachleute raten dazu, sich für derartige Fälle vorzubereiten. Also die Anlagen größer zu dimensionieren und Wärmespeicher einzubauen.
Nach Einschätzung der Energieberatung der Verbraucherzentrale Bundesverband bedeutet dies bei der Wärmepumpe eine Leistung von eher neun statt sieben Kilowatt Leistung. Außerdem ein größerer Wärmespeicher, besser noch ein Pufferspeicher für Warmwasser. Der Experte Martin Schlossbach vom Onlineportal haustechnikverstehen.de geht davon aus, dass die Anlagenleistung etwa 1,2 mal größer sein müsste, um Abschaltphasen überbrücken zu können. Die Welt rechnet vor: „Eine stärkere Wärmepumpe fällt bei Online-Installationskosten um die 15.000 Euro nicht ins Gewicht. Anders sieht das mit größeren Speichern aus. Hier kommen mehrere Tausend Euro zusätzlich zusammen, vor allem wenn man für eine größere Familie die morgendliche warme Dusche gewährleisten will.“
Noch scheinen Wärmepumpen-Betreiber von Stromabschaltungen nicht betroffen zu sein: „Wir haben bisher keine Rückmeldungen, wonach die Versorger flächendeckend und über längere Zeiträume Wärmepumpen vom Netz genommen hätten“, zitiert Die Welt Martin Brandes, Experte bei der Energieberatung der Verbraucherzentrale Bundesverband. Doch Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste: Wer vor der Entscheidung steht, eine Wärmepumpe einbauen zu lassen, der sollte an deren zukunftssichere Dimensionierung denken.