Ausstellungs-Tipp: Inflation und Krise

Die Ausstellung „Inflation 1923 – Krieg, Geld, Trauma“ im Historischen Museum in Frankfurt bekam mit dem Überfall Russlands auf die Ukraine und dessen Folgen eine ungeplante Aktualität.

Doch was macht die Inflation von 1923 so ungewöhnlich? Das ist vor allem die Dimension. Zwar erlebte Deutschland im vergangenen Jahr mit durchschnittlich 7,9 Prozent die größte Preissteigerung seit der Wiedervereinigung, doch ist das nichts im Vergleich zu den Ereignissen von damals. So war der Wert der Mark bereits zum Ende des ersten Weltkriegs rapide gefallen. Im Jahr 1922 nahm das Drama dann seinen Lauf, die trabende Inflation (bis 50 Prozent Entwertung im Jahr) steigerte sich zur galoppierenden (mehr als 50 Prozent im Jahr) und mündete 1923 schließlich in einer Hyperinflation (mehr als 50 Prozent im Monat).

Veranschaulichen kann man dies in Frankfurt vielleicht am besten mit Preisen für das Getränk Apfelwein, das in der Stadt am Main gern und viel genossen wird. So stieg der Preis für einen Schoppen im Inflationsjahr 1923 von 20 Mark auf sage und schreibe 100 Milliarden Mark Ende November. Allein die Geldmassen, die nötig waren, um den Zahlungsverkehr aufrecht zu erhalten, waren immens. Banken mußten zusätzlich Räume schaffen, um all das viele Geld unterzubringen. Zum Transport größerer Summen bot sich nicht mehr das Portemonnaie, sondern die Schubkarre an.

Bereits 50 Jahre davor sorgten in mehreren deutschen Städten Verteuerungen von Bier für Krawalle. Bei den sogenannten Frankfurter Bierkrawallen wurden insgesamt 18 Lokale zerstört. Die zahlenmäßig bei weitem unterlegene Polizei muss dabei tatenlos zusehen. Erst das herbeigerufene Militär beendet schließlich die Sache auf seine Art und Weise: Nachdem Warnschüsse nichts bringen, feuern die Soldaten wahllos in die Menge, 20 Menschen starben.

Die Frankfurter Ausstellung spannt einen Bogen über das Phänomen der Geldentwertung, das schon seit der römischen Antike bekannt ist. Mit der Ausgabe von Papiergeld statt Münzen kam im 14. Jahrhundert in China die Inflation so richtig in Schwung. Seinen Höhepunkt erreichte das Phänomen Inflation im Jahr 1923 und aus dieser Zeit stammen die meisten Exponate der sehr sehenswerten Ausstellung.

Historisches Museum Frankfurt
Saalhof 1 (ehemals Fahrtor 2)
60311 Frankfurt am Main
www.historisches-museum-frankfurt.de

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