„Inflation 1923 – Krieg, Geld, Trauma“: Über die Aktualität des Themas

Die Sonder-Ausstellung „Inflation 1923 – Krieg, Geld, Trauma“ im Historischen Museum  (im Mai 2023) in Frankfurt bekam in Anbetracht des Überfalls Russlands auf die Ukraine und dessen Folgen eine ungeplante Aktualität. Andrea Tichy hat die Ausstellung im Mai 2023 besucht.

Doch was macht die Inflation von 1923 so ungewöhnlich? Das ist vor allem die Dimension. Zwar erlebte Deutschland im vergangenen Jahr mit durchschnittlich 7,9 Prozent die größte Preissteigerung seit der Wiedervereinigung, doch ist das nichts im Vergleich zu den Ereignissen von damals. So war der Wert der Mark bereits zum Ende des ersten Weltkriegs rapide gefallen. Im Jahr 1922 nahm das Drama dann seinen Lauf, die trabende Inflation (bis 50 Prozent Entwertung im Jahr) steigerte sich zur galoppierenden (mehr als 50 Prozent im Jahr) und mündete 1923 schließlich in einer Hyperinflation (mehr als 50 Prozent im Monat).

Veranschaulichen kann man dies in Frankfurt vielleicht am besten mit Preisen für das Getränk Apfelwein, das in der Stadt am Main gern und viel genossen wird. So stieg der Preis für einen Schoppen im Inflationsjahr 1923 von 20 Mark auf sage und schreibe 100 Milliarden Mark Ende November. Allein die Geldmassen, die nötig waren, um den Zahlungsverkehr aufrecht zu erhalten, waren immens. Banken mußten zusätzlich Räume schaffen, um all das viele Geld unterzubringen. Zum Transport größerer Summen bot sich nicht mehr das Portemonnaie, sondern die Schubkarre an.

Bereits 50 Jahre davor sorgten in mehreren deutschen Städten Verteuerungen von Bier für Krawalle. Bei den sogenannten Frankfurter Bierkrawallen wurden insgesamt 18 Lokale zerstört. Die zahlenmäßig bei weitem unterlegene Polizei muss dabei tatenlos zusehen. Erst das herbeigerufene Militär beendet schließlich die Sache auf seine Art und Weise: Nachdem Warnschüsse nichts bringen, feuern die Soldaten wahllos in die Menge, 20 Menschen starben.

Die Frankfurter Ausstellung spannte einen Bogen über das Phänomen der Geldentwertung, das schon seit der römischen Antike bekannt ist. Mit der Ausgabe von Papiergeld statt Münzen kam im 14. Jahrhundert in China die Inflation so richtig in Schwung. Seinen Höhepunkt erreichte das Phänomen Inflation im Jahr 1923 und aus dieser Zeit stammten die meisten Exponate der sehr sehenswerten Ausstellung. Zur Ausstellung erschien ein schöner Katalog, der im Museum erworben werden kann. www.historisches-museum-frankfurt.de/ausstellung/inflation

Fotonachweise: Inflationskleid:

„Inflationskleid“ aus Inflationsgeld, um 1923, Foto: Museen der Stadt Hanau, Schloss Philippsruhe, Kai Jakob

Geldschein:Reichsbanknote über 10 Billionen Mark vom 1. November 1923, Historisches Museum Frankfurt

Historisches Museum Frankfurt
Saalhof 1 (ehemals Fahrtor 2)
60311 Frankfurt am Main

www.historisches-museum-frankfurt.de/ausstellung/inflation

www.historisches-museum-frankfurt.de

Mehr zum Thema Inflation

Beitrag Besiege die Inflation

Beitrag Wir sind reicher, als wir denken

Booklet Besiege die Inflation