Wohl temperiert

Der Einfluß der Wassertemperatur auf seine Wirkung ist eine von vielen Besonderheiten des Wassers. Wenn wir es gezielt temperieren, können wir unserem Körper Gutes tun und es effizient im Haushalt einsetzen. Von Martina Guthmann.

So wie wir bei unserem elementaren Lebenselexir auf seine Qualität achten, sollten wir dies auch ganz bewusst bei seiner Temperatur tun: Welche Wassertemperaturen eignen sich für welche Aktivitäten? 

Wassertemperaturen im Haushalt 

Betrachten wir zunächst das Ziel einer sorgfältigen Reinigung. Vier Faktoren beeinflussen laut dem Sinner´schen Kreis (siehe Randspalte) das Putz- und Waschergebnis: das gewählte Putzmittel, die Mechanik beziehungsweise Methode, die Einwirkzeit und die Temperatur des Wassers. Diese vier Faktoren stehen in Abhängigkeit zueinander. So kann zum Beispiel die Verlängerung der Einwirkzeit ermöglichen, dass eine niedrigere Temperatur, eine materialschonende Methode oder ein weniger aggressives  Mittel gewählt werden kann. Frische Flecken sollte man schnellstmöglich in kaltes Wasser einweichen, das danken nicht nur sensible Stoffe. Bei der Reinigungskraft in Abhängigkeit von der Wassertemperatur  gilt also nicht: je heißer – umso reiner, oft ist sogar das Gegenteil der Fall. Die Putzexpertin Linda Thomas rät bisweilen zu einer wiederholten „Therapie“ mit handwarmem klarem Wasser, wenn bestimmte Putzmittel in Kombination mit zu viel Wasser und Schmutz einen dicken SchmutzSchmierfilm auf dem Boden zurückgelassen haben. Thomas: „Vor dem Wischen sollte grundsätzlich immer gut gesaugt oder gefegt werden, ein hochwertiges Mikrofasertuch ist der beste Schmutzmagnet. Dann braucht es auch ganz wenig Wasser.“ Eine wichtige Rolle spielt auch die Qualität des Wassers, das im Sinnerschen Kreis bisweilen als  fünftes Element ergänzt wird: Sogenanntes „leeres“ Wasser“, dem durch ein paar Tropfen Butzwasser alle Informationen entzogen wurden,  kann verblüffende Reinigungserfolge erzielen. Hygiene-Ratgeber weisen darauf hin, dass zwar der Begriff Reinigung keinen Anspruch auf Keimtötung impliziert, aber sicher ist, mit jeglicher Schmutz-  Beseitigung werden erhebliche Keimpotenziale entfernt, so dass –  unabhängig von der Temperatur – eine deutliche Verringerung von Keimen stattfindet. Beim Einkochen von Marmelade  aber ist es unabdingbar, die Gläser drei Minuten bei 100 Grad im sprudelnden Wasser zu sterilisieren Gläser und keimfrei zu machen.  Jegliche Art der Hygiene beginnt mit sorgfältiger Reinigung, auch beim Waschen von Obst und Gemüse, lauwarmes Wasser ist dafür völlig ausreichend. Zimmerpflanzen lieben Wasser in Raumtemperatur, Pflanzen im Garten hassen den Kaltwasser-Schock an heißen Tagen. Kartoffeln möchten im kalten Wasser starten und Reis im kochenden. Eiswasser ist ein Geheimtipp für den gelungenen Mürbeteig. 

Wassertemperatur und Gesundheit

Aus der Kneipp‘schen Lehre wissen wir,  welch heilsame Wirkkraft der gezielte Einsatz von Wassertemperaturen hat. Bei warmen Güssen soll das Wasser eine Temperatur von 34 bis 38 Grad haben, bei kalten Güssen 8 bis 12 Grad aufweisen. So wird beispielsweise beim Wechselduschen der Körper zweimal mit körperwarmem und kaltem Wasser abgebraust. Schon zwei Anwendungen täglich reichen, egal ob im Bad zuhause, auf Wanderungen, am Kneipp-Becken oder im Kneipp-Urlaub. Ein kaltes Sitzbad am Morgen kann Wunder wirken. Während der Putzarbeit empfiehlt Linda Thomas, wenn möglich, die Unterarmen zur Erfrischung unter kühlem Wasser zu spülen. Am Abend hilft ein Fußbad im heißen Wasser, um sich und seinem Körper vom Putzen Erholung zu schenken. Im Sinne eines  kurzen Innehaltens  in jeder Lebenslage ist das Trinken eines Glases wohl temperierten Wassers immer  zu empfehlen. Als Faustregel für die Trinktemperatur gilt: Getränke sollten nicht zu heiß und nicht zu kalt sein. Sehr heiße Getränke verstärken das Schwitzen und bringen den Körper auf Hochtouren. Sehr kalte Getränke geben dem Körper das Signal, mehr Wärme zu erzeugen. Als besonders günstig gelten Getränke, deren Temperatur der Körpertemperatur entsprechen, also etwa 37°C warm sind. Gemäß der traditionellen chinesischen Medizin aktiviert ein Glas warmes Wasser am Morgeb in idealer Weise das Verdauungssystem.Wasser-Sommeliers wissen, dass ein hochwertiges lebendiges  Wasser bei Raumtemperatur oder sogar etwas höherer Temperatur  gut schmeckt, während man ein minderwertiges Wasser nur kalt trinken kann. Dies liegt daran, dass sich bei kaltem Wasser die Geschmacksknospen zusammenziehen und unsensibler werden. Unser Tipp für kältere Jahreszeiten: Wasser auf den Kachelofen stellen – schmeckt und schaut gut aus. Beim Baden liegt die ideale Wassertemperatur zwischen 36 und 38 Grad. Ein zu heißes Bad aber ermüdet und trocknet aus. Wassertemperaturen von 24 bis 29 Grad erfrischen, wenn es draußen heiß ist. Der Körper kann so die aufgestaute Hitze besser über die Haut entweichen lassen. Ein solches Bad schenkt Kühle für Stunden, wogegen ein kaltes Bad nur für kurze Zeit erfrischt. Möchte man Haare und Körper reinigen und pflegen, sollte man ganz genau auf die Bestandteile des Produktes achten, das man – neben dem Wasser – an seine Haut lässt. Im Idealfall ist das Seifenstück zu 100 Prozent abbaubar, wie es zum Beispiel bei der Schwarzen Seife Dudu-Osun der Fall ist. Wenn man diese ideale Outdoor-Seife, die sich in die natürlichen Kreisläufe wieder eingliedert, in Hinsicht auf Hygiene betrachtet, hat die Wassertemperatur keinen Einfluss auf die Reduktion der Mikroorganismen und den Reinigungs-Effekt. Damit ihre pflegenden Bestandteile – wie zum Beispiel Sheabutter und Aloevera –  aber optimal von der Haut aufgenommen werden können, ist es unter diesem Aspekt am besten, sich bei einer Wassertemperatur einzuschäumen, die der Temperatur  des Körpers entspricht,  also bei rund 36 Grad.  Haare lieben bei der letzten Spülung kaltes Wasser. Die Haaroberfläche wird dadurch geglättet, die feinen Poren verschließen sich – das sorgt für eine Extraportion Glanz. Mit der Kraft der Wassertemperatur zu experimentieren, macht Freude und  ist immer ein Gewinn. 

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Sinner´scher Kreis  Durch eine optimale Abstimmung der vier Faktoren Mechanik, Zeit, Temperatur und Chemie kann man beim Reinigen Energie und Reinigungsmittel sparen. Reduziert man beispielsweise die Faktoren Temperatur und Putzmittel, kann mit mehr Mechanik und Einwirkzeit das gleiche Reinigungs­ergebnis erzielt werden.

11. August 2021