Weil jeder Baum einen Beitrag leistet

Die Baumpflanzaktion „George-Projekt“ verfolgt das Ziel, Bäume in verschiedenen Ländern, an ausgewählten Orten zu spenden und somit in Zeiten immer knapper werdender Ressourcen ein Zeichen für die Erhaltung einer lebenswerten Umwelt zu setzen. Hinter jeder Baumpflanzung verbirgt sich eine individuelle Geschichte. Von Nadia Abdallah.

Als Brigitte Winterstein-Drilling vor neun Jahren ihren ersten Baum in die Erde setzt, weiß sie noch nicht, dass dies die Geburtsstunde eines globalen Pflanzprojekts sein wird. Zum Gedenken an ihren verstorbenen Vater pflanzt sie im Frühjahr 2015 auf Ballynahinch im Westen Irlands an dessen Geburtstag eine Eiche, um sich im wahrsten Sinne an diesem Ort zu verwurzeln. Denn als ihr Vater verstarb, hatte sie das Gefühl, ein Stück Heimat zu verlieren – und in Irland fühlt sie sich aufgehoben. Als sie kurze Zeit später einen weiteren Walnussbaum bei Cork am George-Chanel pflanzt, beschließt sie, in jedem europäischen Land ein bis zwei Bäume zu setzen.

Es sei das zunehmende Waldsterben, entstanden durch Stürme, Käfer und Hitze, das sie inspiriert habe, etwas zu unternehmen. Das multinationale Baumpflanzprojekt benennt Winterstein-Drilling nach ihrem Vater Georg, ihr Großvater hatte den gleichen Vornamen und auch bei ihren drei Enkelkindern taucht der Name des Heiligen auf.

Wie Bäume als Kraftorte wirken, war schon oft Thema in Quell, beispielsweise in diesem Beitrag.

AN BESONDEREN ORTEN, AN BESONDEREN DATEN, MIT BESONDEREN MENSCHEN

Inzwischen hat die gebürtige Sauerländerin 24 Bäume in sechs Ländern auf drei Kontinenten ge- pflanzt; In Deutschland sind es bislang zehn. Einer von ihnen steht auf dem Grundstück des ehemaligen Bundeskanzlers Konrad Adenauer in Rhöndorf. Gemeinsam mit dessen namensgleichen Enkel setzte sie vor drei Jahren eine Ginkgo Pendula in den sorgsam gepflegten Garten des Altkanzlers. „Meine große Verbundenheit mit Adenauer besteht darin, die Schöpfung zu bewahren und sie nicht täglich zu reduzieren“, so die Baumpflanzerin. Als Oberbürgermeister der Stadt Köln bescherte Konrad Adenauer seinen Bürgern nach dem 1. Weltkrieg eine 800 Hektar große Grünanlage inmitten der Großstadt.

Winterstein-Drilling hat es sich zur Aufgabe gemacht, ausgewählte Baumarten zu stiften, die „an besonderen Orten, an besonderen Daten, mit besonderen Menschen gepflanzt werden“. Und so hat auch auf der Fraueninsel im Chiemsee vor zwei Jahren eine fünf Meter hohe Winterlinde ihren Platz gefunden, auf dem Kinderspielplatz in unmittelbarer Nähe der geschichtsträchtigen 1000 Jahre alten Tassilo-Linde. Mit dem Insel-Spielplatz habe man den idealen Ort gefunden, so die Stifterin: „Eine Baumpflanzung ist etwas für die Zukunft und deswegen ist gerade dieser schöne Platz, wo sich Kinder mit ihren Eltern und Großeltern treffen, der richtige.“

DEN BLICK IN DIE ZUKUNFT RICHTEN

Mit ihrem George-Projekt möchte die 61-Jährige ein Zeichen setzen: „Dass ich mit meinen Bäumen nicht das Weltklima retten kann, ist mir bewusst, aber vielleicht kann ich ein klein wenig zum Nachahmen animieren und das Bewusstsein meiner Mitmenschen stärken. Jeder Einzelne kann ein kleines Stück dazu beitragen, unsere Umgebung nachhaltig zu schützen.“ QC72E01