Vittel verschwindet vom deutschen Markt

Als der Film „Bottled Life“ vor zehn Jahren in die Kinos kam und in 90 Minuten Nestlés weltweite Geschäfte mit dem Wasser dokumentierte, war die Aufregung groß. Weltweit sorgte der Dokumentarfilm für Diskussionen über die „Machenschaften im Milliardengeschäft mit Wasser“.

Nun hat Nestlé auf dem deutschen Markt Konsequenzen aus dem für sie immer ungemütlicher werdenden Marktumfeld gezogen: Das von Nestlé abgefüllte Mineralwasser von Vittel wird es schon bald in den Regalen der deutschen und österreichischen Supermärkte nicht mehr geben. Noch vor dem Sommer soll das Geschäft mit den Marken Vittel und Contrex eingestellt werden.

Die anhaltenden Proteste der Umweltschützer an dem Wassergeschäft von Nestlé scheinen Wirkung zu zeigen. Am Vittel-Wasser kritisiert wird zum einen die Verpackung in PET-Flaschen, die zur Flut an Plastikmüll beitragen. Aber auch die zu intensive Nutzung der Quellen in Vittel sorgte immer wieder für Kritik. Der Grundwasserspiegel des Örtchens Vittel in den Vogesen sinkt seit Jahren, weshalb Nestlé die Entnahmemenge des Wassers bereits herunter fuhr.

Die Kritik am Unternehmen sei nicht der Grund für den Rückzug, erklärte nun Nestlé. Für das milliardenschwere Unternehmen sind es vor allem wirtschaftliche Gründe, warum Nestlé nun lieber in Deutschland auf Premiumwässer wie San Pellegrino oder Aqua Panda und Wässer mit Zusatznutzen setzt. So hatte der größte Anbieter von Vittel-Wasser – der Discounter Lidl – schon im November 2021 das Produkt von Nestlé durch ein Produkt von Danone, nämlich Volvic-Wasser, ersetzt. Für Nestlé ist das Massengeschäft mit Mineralwasser schon lange nicht mehr lukrativ genug. Denn hierzulande ist der Verbrauch von Mineralwasser seit Jahren rückläufig. Der Pro-Kopf-Verbrauch sank 2020 von knapp 140 auf 132 Liter. Viele Verbraucher verlegen sich  auf das Sprudeln von Leitungswasser. Für Brancheninsider hat Nestlé den Fehler gemacht, zu sehr auf das Massengeschäft im Discounter zu setzen, wo die Margen und die Gewinnerwartungen nur gering sind.

Für die Deutsche Umwelthilfe ist der Rückzug von Nestlé aus dem deutschen Markt kein Grund, zu feiern. Sie kritisiert den Austausch durch Volvic bei Lidl als Bärendienst für den Klima- und Ressourcenschutz. „Die Auslistung von Vittel hätte der Discounter für den Umstieg auf klimafreundliche Mehrwegflachen nutzen müssen“, zitiert das Handelsblatt die stellvertretende DUH-Bundesgeschäftsführerin Barbara Metz. Das neu gelistete Vovic-Mineralwasser werde im Vergleich zu Vittel 400 Kilometer weiter nach Deutschland transportiert. In Deutschland existierten mehr als 180 Brunnen, die ihr Wasser überwiegend in Mehrweg abfüllen und regional vertrieben.

 

4. Februar 2022