Tee ist weit mehr als nur ein Heißgetränk. Denn damit lassen sich vielfältige geschmackliche Erlebnisse und körperliche Effekte erzielen.  In Ländern wie Japan, China, aber auch in der Türkei wird Teetrinken als Ritual zelebriert. Dieses unterscheidet sich sowohl in den verwendeten Teesorten als auch in deren Zubereitung. 

Chinesische Teekultur
Die ersten waren die Chinesen: Sie entdeckten beim Erforschen verschiedener Kräuter, Wurzeln und Pflanzen, dass aufgebrühte Teeblätter belebende und Müdigkeit vermindernde Eigenschaften haben. Über Jahrtausende hinweg kultivierten die Chinesen das Teetrinken, bis die Kulturrevolution den Menschen die Teekultur austreiben wollte und öffentliche Teehäuser zerstörte. Dennoch gehörte das Teetrinken bei den chinesischen Familien immer zum Alltag: Dort wird vor allem ungesüßter grüner Tee getrunken und damit tun sich Chinesen gesundheitlich sehr viel Gutes. Grüner Tee regt die Magensäfte und andere Verdauungssäfte an. Außerdem verfügt Grüner Tee über biochemische Strukturen, die dem Alterungsprozess entgegenwirken.
Und mittlerweile erlebt auch die Teekultur in Form unterschiedlicher Zeremonien in China wieder eine Renaissance. Bei der Gongfu Cha-Teezeremonie etwa werden Oolong-Teeblätter  in eine Kanne gegeben und in mehreren Aufgüssen mit heißem Wasser übergossen. Der erste Aufguss öffnet nur die Blätter und mildert die Bitterkeit der späteren Aufgüsse. Er wird zum Riechen in die Tee-Schälchen abgegossen und nicht getrunken. Beim zweiten Aufguss – dem „Aufguss des guten Geschmacks“ zieht der Tee etwa 10 bis 30 Sekunden in heißem Wasser. Die Aufgüsse werden dann mehrfach wiederholt, bei sehr guter Teequalität bis zu 15- Mal. Dabei lässt man den Tee jeweils zehn Sekunden länger ziehen als zuvor. Jeder Aufguss schmeckt anders.

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Japanische Teekultur
Die japanische Teekultur hängt eng mit der Philosophie des Zen zusammen. Bei der Teezeremonie geht es darum, seine ganze Konzentration auf die Teebereitung zu legen und damit einen meditativen Zustand zu erreichen. Bei der traditionellen Teezeremonie bekommen ein oder mehrere Gäste vom Gastgeber Tee und leichte Speisen gereicht. Die Zusammenkunft folgt in ihrem Ablauf festen Regeln und findet in einem Teehaus statt. Dieses besteht aus einem Haupt- und einem Vorbereitungsraum und ist bewusst schlicht eingerichtet. Um den Geist vor der Zeremonie möglichst demütig zu machen wird es auf Knien durch eine maximal ein Meter hohe Öffnung betreten. Während eines Großteils der Zeremonie wird geschwiegen.
Verwendet wird für die Teezeremonie in Japan ausschließlich Grüntee. Getrunken werden vorzugsweise hochwertige Grünteesorten, die entsprechend teuer sind. Die Japaner zeigen so ihre Wertschätzung für das belebende und gesundheitsförderliche Getränk. Im häuslichen Bereich ist die japanische Teekultur weniger komplex als in der zeremoniellen Teebereitung. Trotzdem wird man niemanden finden, der sich einen simplen
Teebeutel ins Glas hängt. Denn die Identifikation mit der Teekultur ist immer noch groß. Die japanische Grünteesorte Sencha ist der in Japan mit Abstand am häufigsten getrunkene grüne Tee. Der Geschmack des Sencha variiert stark je nach Anbauregion und Qualität. Er kann von etwas
herb und bitter bis hin zu frisch, duftig, grasig und leicht süßlich
schmecken.

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Türkische Teekultur
Die türkische Teekultur ist relativ jung und man geht davon aus, dass der Tee von China über die Seidenstraße in die Türkei gelangte. Das erklärt, warum Tee im Türkischen „Çay“ – ausgesprochen tschai – heißt. Der Begriff ähnelt dem Chinesischen „Cha“. In der Türkei trinkt man vor allem schwarzen Tee und im Tagesablauf der Bevölkerung spielt er eine wichtige Rolle. Tee trinkt man immer frisch und heiß, Sommer wie Winter, morgens wie abends und als gastfreundliche Geste wird er zu jeder Gelegenheit angeboten. Zubereitet wird er in einem elektrisch oder mit Kohlen beheiztem Behälter, dem Semaver  oder Samowar. Dieser besteht aus einem Wasserkessel und einer darauf gesetzten separaten Kanne, in der dann mit Teeblättern und wenig Wasser ein Teekonzentrat angesetzt wird. Den trinkbaren Tee erhält man erst, indem man eine kleine Menge Teekonzentrat mit dem kochenden Wasser aus dem Samowar zur gewünschten Konzentration verdünnt.
Getrunken wird der Tee aus kleinen Gläsern. Das Glas wird am oberen Rand angefasst, da es sich durch den brühend heißen Tee sehr
erhitzt. Charakteristisch für den türkischen Tee ist seine mahagonibraune oder auch rote Färbung. Man gibt in die kleinen Teegläser zwei Zuckerwürfel oder Teelöffel Zucker, was für fünf Aufgüsse genügt.
Großen Wert legen die Türken auf das für den Tee verwendete Wasser. Sie wissen aus Erfahrung: Der Tee kann nur so gut wie das verwendete Wasser sein. Deshalb meiden manche Türken für ihre Teekultur Leitungswasser und holen sich stattdessen frisches Quellwasser aus der Umgebung. An manchen Quellen sieht man Türken in langen Schlangen anstehen, um sich frisches Quell-Wasser abzuzapfen. So etwa an der Königsteiner Quelle in der Nähe von Frankfurt. Dort stehen Bürger türkischer Herkunft häufig mit Bergen von Kanistern und Mehrliterflaschen Schlange und decken sich mit großen Mengen von Wasser ein.

Teesorten
Grüner Tee, Oolong-Tee und schwarzer Tee bestehen aus den gleichen Pflanzen. Grüner Tee ist jedoch unfermentiert, während der vor allem auf Taiwan getrunkene Oolong-Tee halbfermentiert und schwarzer Tee ganz fermentiert ist. Die Fermentierung oder Oxidierung entsteht durch den Kontakt der Blätter beziehungsweise des Pflanzensaftes mit Sauerstoff, was die Blätter rotbraun bis schwarz verfärbt.
Für grünen Tee werden die frisch gepflückten Blätter kurz über siedendem Wasser gedämpft und dann mit warmer Luft getrocknet. Die grüne Farbe bleibt so erhalten. Je nach Anbaugebiet unterscheiden sich die Teesorten durch unterschiedliche Aromen.
Grünen Tee kann man zwei- bis dreimal aufgießen. Die Zahl der möglichen Aufgüsse steigt mit der Qualität des Blattguts. Je heißer der Tee aufgegossen wird oder je länger er zieht, desto schneller erschöpft sich sein Geschmackspotential. Bei einem Sencha-Grüntee sollte das Wasser nur noch eine Temperatur von ca. 70° haben. Feiner grüner Tee sollte mit weichem Wasser aufgegossen werden.

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Qualität und Quellwasser
Je hochwertiger ein Tee, desto wichtiger wird es, auf die Qualität des Wassers zu achten. Um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen, bietet es sich an, weiches Quellwasser zu verwenden. Wer keinen Zugang zu einer sprudelnden Quelle mit weichem Wasser hat, der kann sich auch mit Quellwasser aus dem Getränkemarkt behelfen.

Bildnachweis: depositphotos.com | Monika Frei-Herrmann | St, Leonhards |

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Lebendige Quellen

Trinkbecher für den mobilen Teekult