Nachhaltig Sanieren Teil 4
In einem alten Haus gibt es jede Menge Überraschungen, die den Baufortschritt in eine unerwartete Richtung lenken. So auch beim Ausbau einer Werkstatt zum Kunstatelier. Die frühere Waschküche soll in das Atelier integriert werden, aber ihr Dach ist kaputt. Das zieht eine Kaskade an Arbeitsschritten nach sich, die aufwendig, aber unvermeidbar sind. Abriss ist keine Alternative. Teil 4 der Serie Nachhaltig Sanieren
Seit rund zehn Jahren wartet das Dach der ehema-
ligen Waschküche darauf, erneuert zu werden. Das Blechdach hat Löcher, tragende Balken sind deshalb marode und die Dachkonstruktion muss schon mit Stahlstützen gesichert werden, so dass es im Winter unter dem Schnee nicht zusammenbricht.
Schnee und Regen als Herausforderung
Überhaupt führt das Wetter dazu, dass an die Tragkraft von Dächern und die Kapazität von Dachrinnen erhöhte Anforderungen gestellt werden. Im Winter wird Schnee schnell zur zentnerschweren Last, wenn es darauf regnet und sich der Schnee dann mit Wasser vollsaugt. Jeder Winter wird mit dem maroden Dach zur Zitterpartie. Aufgrund der Auftragsschwemme der vergangenen Jahre dauert es lange, bis ein Handwerker gefunden wird, der sich des maroden Dachs annehmen will.
Die Zimmerei Kecht stammt aus Inzell und rückt am ersten Tag der Dach-Sanierung mit einem Wagenpark aus Baggern und Gerätschaft an. Zunächst müssen Äste der vor dem Haus stehenden Linden entfernt werden, so dass die Bagger an den Anbau herankommen. Das marode Blechdach zu entfernen, geht mit dem großen Volvo-Bagger ruckzuck. Allerdings macht dies von oben den Blick frei auf eine Mauer, die zu wackelig ist, um den neuen Dachstuhl zu tragen. Daraus folgt eine Kaskade an unerwarteten Arbeiten: Bevor eine neue Mauer gebaut werden kann, braucht es ein Fundament. Also wird mit einem der Bagger ein Loch für das Fundament ausgehoben und unter Zuhilfenahme von Schalungssteinen betoniert. Um die Mauern des Anbaus fest zusammen zu halten und eine Auflage für die neuen Dachbalken zu schaffen, wird auf den Mauern zusätzlich ein so genannter Ringanker verlegt. Zu diesem Zweck werden in Ringanker-Schalen Moniereisen verlegt und mit Beton verfüllt.
Doch bevor der neue Dachstuhl aufgesetzt werden kann, zeigt sich durch das Abschlagen von Verputz eine weitere Schwachstelle des mehr als hundert Jahre alten Hauses: Ein bröckelnder Balken, auf dem ein Stahlträger aufliegt. Dieser bröckelnde Balken muss dringend durch einen neuen ersetzt werden, um zu verhindern, dass das Haus an dieser Stelle absackt. Erst nachdem der Balken vorsichtig herausoperiert und durch einen neuen ersetzt wird, kann es mit der Dachsanierung weiter gehen.
Dachrinnen mit mehr Fassungsvermögen
Um das Dach des Anbaus zukunftsfest zu machen, muss auch eine Dachrinne mit größerem Fassungsvermögen montiert werden. Denn die Dachrinne entwässert auch einen Teil des Daches des Haupthauses. Und weil das Haupthaus mit Kupfer eingedeckt ist, muss diese Dachrinne auch aus teurem Kupfer gewählt werden, denn Kupfer und Zink vertragen sich nicht und würden zu Materialschäden führen. Diese nicht kalkulierten Arbeiten sprengen die ursprüngliche Finanzplanung. QC70E20
Schneelast
Die Schneelast oder der Schneedruck gehört zu den klimatisch bedingten Einwirkungen auf Bauwerke. Die Schneelast hängt von Schneeart und Schneemenge ab. Unterschieden werden fünf Schneelastzonen: Zone 1, 1a, 2, 2a und 3. Die Intensität der Schneelasten nimmt von Zone 1 nach Zone 3 zu. Traunstein gehört zu Schneelastzone 3.
Niederschlagsmengen
Der langjährige Trend zeigt: Die Niederschlagsmengen in Traunstein nehmen zu. Betrachtet man den Zeitraum zwischen dem 22. August und dem 20. September dann lässt sich feststellen, dass vor etwa 60 Jahren im Landkreis Traunstein in diesem Zeitraum noch etwa ein Drittel weniger Niederschlag zu erwarten war.
Teil 1 Nachhaltigkeit als Dreiklang von Ökologie, Ökonomie und Sozialem
Nachhaltig zu sanieren, ist in dreifacher Hinsicht eine Herausforderung: In Sachen Ökologie gilt es, gesunde und werthaltige Materialien auszuwählen und die Umwelt zu schonen. In Sachen Ökonomie zwingt der Kontostand dazu, auch an die Finanzen zu denken. Und beim Sozialen geht es darum, einen Ausgleich zwischen den Interessen von Vermieter, Mieter und Nachbarschaft zu finden. QC67E02
Teil 2 Unerwartete Stolpersteine
Alter Gebäudebestand hält oft unvorhergesehene Überraschungen bereit. In der ehemaligen Werkstatt in Traunstein sind es die Wände, die den zügigen Ausbau zum Künstler-Atelier nun erst einmal gestoppt haben. Nun ist eine Atempause gefordert, um zu überlegen, was sich mit diesen Wänden am besten anfangen lässt. QC68E02
Teil 3 Die Wahl der Heizung
Die Wahl der Heizung ist bei der Umwandlung der ehemaligen Werkstatt in ein Künstler-Atelier eine wichtige Frage. Eine Gastherme, die das Haus versorgt, bildet den Rahmen. Die Herausforderungen: mit der Heizung die Wände trocken zu halten und zugleich die Energiekosten zu mini-mieren. Teil 3 der Serie Nachhaltig Sanieren. QC69F09
Teil 5 Eine besondere Atmosphäre
Rund ein Jahr lang hat es gedauert, um aus der ehemaligen Werkstatt in Traunstein ein Kunstatelier zu entwickeln. Das Sanierungsprojekt durchlief Höhen und Tiefen: Tiefen, da im Zuge des Ausbaus Eingriffe an dem rund 100 Jahre alten Haus notwendig wurden, die in diesem Umfang weder zeitlich noch finanziell geplant waren. Höhen, da durch das Atelier die Kunstszene der unteren Stadt in Traunstein schon während der Baustellenphase positive Anregungen erhielt. QC71L01