In der nahen Umgebung auf Entdeckungsreise zu gehen, kann zu erstaunlichen Aha-Erlebnissen führen.

Sie ist ein Geheimtipp und in der Tourist-Information wird man einen Hinweis auf sie vergeblich suchen: die frei zugängliche Trink-Quelle in Ruhpolding. Auf der Straße nach Maiergschwendt weist ein unscheinbares Schild mit der Aufschrift „Zeller Quelle“ auf einen Schotterweg hin, der nach rund hundert Metern in einer Ausbuchtung endet. Hier ist ein Treffpunkt für Autofahrer, Fahrradfahrer und Wanderer, die allesamt ein gemeinsames Ziel haben: an der hier gefassten Quelle frisches, lebendiges Wasser zu zapfen. Oft müssen sich die Wasserliebhaber in Geduld üben, denn nicht selten haben die Autofahrer ihren Kofferraum voll mit leeren Flaschen geladen, die sie hier auffüllen wollen. Der Wasserstrahl rinnt gemächlich und immer wieder kommen die Wartenden miteinander ins Gespräch. Manchmal werden auch eigene Erfahrungen ausgetauscht, bei welchen Befindlichkeitsstörungen das Wasser mit welchem Effekt eingesetzt wird. Die Quelle bekam ihren Namen ursprünglich von der Familie Zeller, die sie im Jahr 1901 für 5.000 Gulden erwarb. Der Kaufpreis ist deshalb bekannt, weil Ludwig Zeller in der Mitte der 1970er Jahre auf die Kaufurkunde in einem alten Kassenschrank seines Familien- unternehmens stieß. Dieses Dokument sollte fortan sein Leben verändern. Der hohe Betrag machte Ludwig Zeller stutzig. Wenn sein Großvater für die Quelle so viel bezahlt hatte, dann musste mehr dran sein als die Qualitäten, die normales Leitungswasser zu bieten hat. Ludwig Zeller ließ das Wasser vom renommierten Fresenius-Institut analysieren und dort riet man ihm, „dringend etwas mit dem Wasser zu unternehmen, da es ein phantastisches Wasser ist“, so erinnerte er sich. Nach unzähligen amtlichen Untersuchungen wurde das Wasser der Zeller Quelle im Jahr 1987 offiziell als natürliches Mineralwasser mit extrem niedrigem Natrium- und Nitratgehalt eingestuft. Fortan setzte er seine ganze Energie und sein Vermögen dafür ein, das Wasser der Öffentlichkeit zugänglich zu machen: Ludwig Zeller ließ die Quelle fassen und baute ein Brunnen- häuschen, an dem sich jeder gegen einen Unkostenbeitrag soviel er wollte abzapfen konnte.

Die Quelle wird zur Georgsquelle
Um die Vorzüge der Quelle einem größeren Personenkreis zugänglich zu machen, nahmen die St. Leonhardsbetriebe Anfang 2006 die Quelle mit in ihr Sortiment auf. „St.Georgsquelle“ nennen sie seither das Ruhpoldinger Wasser. Der Name wurde von Firmengründer Johann Abfalter mit Bedacht gewählt. So ist der heilige Georg, der erfolgreich gegen den Drachen kämpft, gerade in dieser Gegend überall als Nothelfer zu finden. Möglicherweise fiel der Blick von Johann Abfalter bei der Namenswahl auch auf die von der Quelle aus sichtbare Pfarrkirche von Ruhpolding, die dem heiligen Georg geweiht ist. Die auf einem Hügel thronende Rokoko-Kirche ist eigentlich für die „Ruhpoldinger Madonna“ bekannt, eine rund 800 Jahre alte Marienfigur mit Jesuskind. Aufmerksame Besucher werden jedoch in der Kirche einen tragbaren Drachentöter entdecken. Diese Figur ist die Hauptperson beim Ruhpoldinger Georgiritt, der in diesem Jahr am 3. September stattfindet – ein festlicher Umzug mit prächtig geschmückten Pferden und Festwagen.

Jodsole aus Resten des Urmeers 
Wer von der Quelle aus den Blick weiter nach rechts schweifen lässt, dem wird vielleicht in der Wiese ein unscheinbarer Holzbau auffallen. Der runde Bau ist verschlossen und nichts deutet darauf hin, welch seltenen Schatz der Bau im Inneren birgt: Den Zugang zu den Überbleibseln eines tropischen Urmeeres. Es bedeckte vor rund 230 Millionen Jahren den Chiemgau und ist in Resten noch heute unter einer gewaltigen Gesteinsschicht aus Marmor vorhanden. Diese Sole birgt viel Jod und hat als natürliche Jodquelle viele Fans unter Gesundheitsbewussten gefunden. Die Jodsole wird von den St. Leonhardsbetrieben dafür genutzt, um sie mit der St. Georgsquelle zu trinkfertiger „JODNATUR“ zu verdünnen. Die Jodsole wird dafür im Verhältnis von 1:54 mit St. Georgsquelle gemischt.

Aktivitäten im Namen von St. Georg

Im nahe gelegenen Ortsteil Mühlfeld hat das Unternehmen St. Leonhards eine Reihe von Aktivitäten zusammen geführt. Dort wird sowohl JODNATUR als auch die St. Georgsquelle in handliche 0,33 Liter-Leichtglasflaschen abgefüllt. Die St. Georgsquelle gibt es aber auch in der Literflasche – mit oder ohne Kohlensäure. Etwas ganz Besonderes sind die Bio-Spezialitäten aus der ebenfalls hier untergebrachten Naturkäserei St. Georg. Die aus Stuten und Ziegenmilch bestehenden Käsespezialitäten vereinen die Vorzüge beider Milcharten zu einer wohlschmeckenden Geschmackskomposition. Von Gesundheits- bewussten wird die bei der Verarbeitung anfallende Molke gerne getrunken, um die Verdauung auf Trab zu bringen und den Körper mit Energie aus Proteinen zu versorgen. Die können Ruhpolding-Besucher auch gut gebrauchen. Denn hier locken 240 Kilometer Spazier-,Wander- und Bergwege. Eine Wanderung der besonderen Art beschreibt die Chiemgau-Kennerin Dorothea Steinbacher in ihrem Führer „Magisches Oberbayern“: Diese führt von der nahe gelegenen Steinbergalm zur Michaelsgrotte am Fuß des Hochfellns. Dort ist zwar Georg nicht zu finden, aber Georg und Michael haben sich dem gleichen Ziel verschrieben: dem Drachen den Kampf anzusagen.

Ruhpolding
Eingebettet in der weiten Wiesenlandschaft des Miesenbacher Tals erstreckt sich die 6.800-Einwohner-Gemeinde mit 73 kleinen Ortsteilen zwischen den sanften Hügeln und bewaldeten Bergen der Chiemgauer Alpen. „Ruapading“, wie der Ort in der bayerischen Mundart heißt, hat für Touristen und Einheimische eine Menge zu bieten: Spaziergänger, Bergwanderer und auch anspruchsvolle Alpinisten finden hier zahllose Möglichkeiten, über Stock und Stein dem Himmel entgegen zu streben. Wer nicht ganz so gut zu Fuß ist, der lässt sich vom Unternbergersessellift oder von der Rauschbergbahn nach oben bringen. Wer Wasser innerlich und äußerlich anwenden möchte, der findet hier die Zeller Quelle sowie eine Kneippanlage an der Traun, die Spaziergängern und Wanderern einen erfrischenden Rastplatz bietet.
www.ruhpolding.de

Quelle-Foto: Konstantin Tichy, Andrea Tichy

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