Die Kunst- und Kulturszene in und um Traunstein

Am letzten Novemberwochenende 2023 wurde die geballte Kreativität in und um Traunstein besonders schön sichtbar. Martina Guthmann lässt einige Events des ersten „Traunsteiner Strichs“ Revue passieren. Der Erfolg der Vernetzung von Künstlern und Kunstliebhabern inspiriert hoffentlich zu einer baldigen Wiederholung und Regelmäßigkeit derartiger Kunst-Events und Kultur-Festivals.

10 Jahre Kunstsprechstunde 

Wer sich in Traunstein für Kunst interessiert, stößt eher früher als später auf Helmut Mühlbacher.  Die von ihm ins Leben gerufene Kunstsprechstunde (abgekürzt KSS) – ein Ort des regelmäßigen Austauschs – feiert 2023 ihr 10jähriges Jubliäum. Anlässlich dieses Jubiläums der KSS fanden sich Kunst- und Kulturschaffende der unteren Stadt zusammen, um gemeinsam ein breitgefächertes und reichhaltiges Angebot der kreativen Szene Traunsteins zu entwickeln. Wenn mehrere kreative Köpfe in einen kollektiven Flow geraten, kann auch innerhalb von nur dreieinhalb Wochen Erstaunliches auf die Beine gestellt werden.

Kunst-Auktion im O.R.T., offener Raum Traunstein, am Samstag Nachmittag

Der offene Raum Traunstein ist ein schöner alter Gewölberaum, der für alle Menschen, die in Traunstein leben, zugänglich ist, auch für diejenigen mit kleinerem Geldbeutel. Ein Raum, den alle mit Ideen und Visionen bespielen können.

Hier führt mit Verve, Augenzwinkern und Witz der Traunsteiner Konzeptkünstler Robert Heigl durch die Kunstauktion. 16 Kunstwerke von Künstlern aus dem Chiemgau sind zu ersteigern. Mit einem Startpreis von 10 Euro kommen originelle Objekt-Kunstwerke unter den Hammer, wie die Muskat-Reibe-Maschine oder eine Bohrer-Installation, die Buntstifte eine Herzform zeichnen lässt. Aber auch Schönes zum Aufhängen an der Wand ist im Angebot, wie beispielsweise Bloody Willow, eine Radierung auf Büttenpapier von Clemens Büntig.

Robert Heigl ist Mitglied des Künstlerkollektivs „Einmal Utopie, bitte“ und erhielt ein Stipendiat des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst im Programm „Junge Kunst und neue Wege“. Zusammen mit der Künstlerin Lisa Klauser entwickelte er die Idee zu „NICHTS für Dich“, wo es beispielsweise eine Handvoll Nichts für 5 Euro gibt.

 

Spannende Gäste in der Zündfunk-Sendung am Samstag Abend

In dem alten Gemäuer der ehemaligen Saline, heute ein Lampenladen, findet die Zündfunk-Sendung live aus Traunstein statt – grandios musikalisch begleitet von der  LaBrassBanda von Stefan Dettl sowie der 20-köpfigen Bigband des Traunsteiner Annette-Kolb-Gymnasiums. Der Moderator „Achim 60 Bodghan“ ist sichtlich beeindruckt von der lebendigen Kunst- und Kulturszene Traunsteins. Mit dabei sind unter anderem die Künstlerin Lisa Klauser mit ihrem Projekt namens „Nichts kaufen“; die Architektin Daniela Lockowandt und ihr Projekt für einen „267m langen Tisch“ auf dem Traunsteiner Maxplatz; der Künstler Helmut Mühlbauer von der „Kunstsprechstunde“; Hans Wembacher, Gründer der Internet Plattform „Hey.Bayern“ und der Traunsteiner Popliterat Bernhard Straßer, der sein neuestes Buch „Falko“ vorstellt sowie Andi Auer, heute Kulturmanager der Stadt Traunstein und ehemals Gründer des Laden Bergen, in dem es von Vinylschallplatten bis hin zu biologischen Lebensmitteln so ziemlich alles Nachhaltige zu kaufen gibt.

Kunst-Stationen in der Traunsteiner Unterstadt

Der Name „Traunsteiner Strich“ spielt auf die Verbindungslinie zwischen Trauner Straße – mit dem Atelier von Clemens Büntig und dem O.R.T., dem gegenüberliegenden Werkraum hinter der Veste ­- und den beiden Kunst-Adressen in der Schützenstraße, dem PopUp Atelier und der Salonbaustelle von Lisa Klauser an. In dem hier entstehenden Kultursalon steht an diesem Samstag Abend eine Aktion der Künstlerin anlässlich des Internationalen Tages der Gewalt an Frauen auf dem Programm. Performances im Pop-Up-Atelier runden die Traunsteiner Kunstmeile ab.

Wie elitär darf Kunst sein? Diskussionsrunde am Sonntag Nachmittag

Am Sonntag Nachmittag finden sich dann über 50 Gäste in dem nachhaltig sanierten Atelier von Clemens Büntig in der Traunerstr. 1b  ein für die Diskussionsrunde „Wie elitär darf Kunst sein?“

Mit den Künstlern Helmut Mühlbacher, Robert Heigl und Clemens Büntig diskutieren Dr. Birgit Löffler, die Leiterin des Sachgebiets Kultur und Heimatpflege vom Landratsamt Traunstein, Judith Bader, die Leiterin der Städtischen Galerie Traunstein und der Schule der Phantasie, Dr. Maria Schindelegger, die Leiterin vom „DASMAXIMUM“ in Traunreut sowie Anke Hellmann, die Leiterin des K1 in Traunreut.

Impuls-Fragen der Moderatoren Robert Heigl und Clemens Büntig an die Runde wie  „Was ist das Gegenteil von Elitär?“ ,„Wenn ich ein Kunstwerk nicht verstehe, dann..“, „Was ist für eine Ausstellung wichtig außer den Besucherzahlen?, „Wenn ich in meinem Amt unerschöpfliche Mittel zur Verfügung hätte, dann ..?“ oder „Wie kann Kunst möglichst niederschwellig alle Menschen erreichen?“ inspirieren auch zu Redebeiträgen des Publikums, darunter auch der Bildhauer und Maler Johann Brunner, ebenfalls aus Traunstein.

Der Traunsteiner Kunstszene ist es jetzt schon gelungen, Menschen mit unterschiedlichem Können zusammenzubringen, Räume zu schaffen, in denen Kunst entstehen und sich vernetzen kann. Man darf gespannt sein auf viele folgende Kunst-Events.

Bild: Helmut Mühlbacher,  Robert Heigl,  Clemens Büntig,  Elke Barth, Lisa Klauser, Daniela Lockowandt

Links zur Traunsteiner  Künstler-Szene: www.offener-raum-traunstein.org, www.nichtskaufen.de, www.muehlbacher-kunst.de, www.clemensbuentig.de, www.johannbrunner.de, www.danielalockowandt.com

Über das nachhaltig sanierte Atelier von Clemens Büntig