Das ganze Jahr über schön

Besonders intensiv lässt sich der Wechsel der Jahreszeiten an vertrauten Lieblings-Orten erleben, sei es im nahen Park, Wald oder Moor. Dass es sich auch lohnt, Ausflugs-Ziele in der Natur ganz bewusst außerhalb der Hauptsaison anzusteuern, zeigen diese Beispiele. Von Martina Guthmann.

Parks

Verweilen und genau hinschauen tut gut.

Vor allem dem 18. und 19. Jahrhundert verdanken wir eine Reihe von großzügigen, historisch gewachsenen Parkanlagen mit visionärer und weitsichtiger Landschaftsarchitektur. Von Bergparks wie der Kasseler Wilhemshöhe bis hin zu Parks an Flußufern wie dem Weimarer Park an der Ilm enstanden diese Naturjuwelen meist ganz bewusst an landschaftlich reizvollen Stellen, von deren Energie und Anmut wir heute zehren können. Ob englisch oder französich angelegt, ob mit  durchdachten Sichtachsen oder exotischen Solitärbäumen, der nächste Park mit reizvollen Fotomotiven ist  meist nicht weit weg und eine wunderbare Gelegenheit, die Natur im Lauf der Jahreszeiten zu beobachten, ob mit oder ohne Foto-Linse. Seiner besonderen Bauweise, die man eigentlich keinem Menschen zutrauen würde, schuldet die grazile Teufelsbrücke im Kromlauer Park ihren Namen. In windstillen Momenten spiegelt sie sich im See zu einem Kreis und zaubert optisch ein Tor in eine andere Welt. Für Liebhaber solch magischer Parkmomente ist die Region Oberlausitz ganzjährig eine Reise wert. QC62F06

www.kromlau-online.de

 

Bildnachweis: Bärbel Höfling-Schmaus

Moore

Die Kendlmühlfilzen gehört zu den wertvollsten Hochmooren Mitteleuropas. 

Vor vielen tausend Jahren am Ende der letzten Eiszeit entstanden, lange Zeit für den Torfabbau ausgebeutet oder für die Landgewinnung stark beschädigt, stehen Moore als effiziente Kohlendioxid-Speicher heute unter Naturschutz. Die natürlichen Klima-Retter sind wertvolle Bio­tope für seltene Tier- und Pflanzenarten, Juwelen der Nah-Erholung  und attraktive Reiseziele in unvergleichlich schöne Naturlandschaften. Besonders reich an großen geschützen Moorflächen in Deutschland ist neben Niedersachsen vor allem der Süden Deutschlands. 

Zu den best erhaltensten Hochmooren Mitteleuropas gehören die Kendlmühlfilze, die sich aus einer Verlandungszone des Ur-Chiemsees gebildet haben. Von menschlichen Eingriffen im Kerngebiet weitgehend verschont, ist das riesige Areal bereits seit 1992 Naturschutzgebiet. Folgt man dem „Ewigkeitsweg“ über die ehemaligen Wege der Torfbauern bis zum Aussichts­turm, eröffnet sich der Blick über die beeindruckend weitflächige, stille, völlig unbebaute Landschaft. Egal ob in Nebelschwaden oder bei glasklarer Fernsicht, die Wanderung hat zu jeder Jahreszeit ihren immer wieder anderen Charme: Im Frühsommer überziehen die weißen Blütenstände des Wollgrases die Landschaft, später im Sommer dann das violett blühende Heidekraut, im Herbst leuchtet das rötlich verfärbte Pfeifengras zwischen den blauschimmernden Wasserflächen und den markanten Stämmen der Moorbirken, bei Frost glänzen die Filze fast silbern. Das nahe Moormuseum erklärt faszinierende Zusammenhänge über das Moor, die dem Auge verborgen sind. QC62F07

www.grassau.de/kendlmuehlfilzen-und-moorerlebnisweg

Bildnachweis: Depositphotos

Bildnachweis: Depositphotos

Wälder

Deutschlands Buchenwälder sind Unesco-Weltnaturerbe.

Mit einem Drittel Waldfläche leben wir in Deutschland im waldreichsten Land Mitteleuropas und können uns glücklich schätzen, dass es niemand von weit hat zu einem Refugium der grünen Lunge unserer Erde. Regelmäßige Waldspaziergänge sind zu jeder Jahreszeit und bei jedem Wetter eine Wohltat für Körper und Seele, egal ob im Laub-, Nadel- oder Mischwald. Faszinierend ist das leuch-
tende Farbenspiel der Blätter bei der Buche, wenn sich mit fortschreitendem Herbst erst einzelne saftgrüne Blätter, dann Zweige, dann der ganze Baum nach und nach erst goldgelb, dann orange, dann rostrot verfärben. Natürliche Buchenbestände mit hohen Anteil an Alt- und Totholz sind für die biologische Vielfalt im Wald besonders wertvoll und beherbergen bis zu 10.000 Tierarten. Bucheckern werden von Vögeln und Nagetieren geliebt und sind – nebenbei bemerkt – angeröstet auf Müsli oder Salat gestreut, auch für uns Menschen eine nussig aromatische Delikatesse. Auf totem Buchenholz gedeihen mehr als 250 Pilzarten. Ohne den Eingriff des Menschen wäre nahezu ganz Europa heute Buchen-Urwald. Die letzten Bestände solch unberührter, uralter Buchenwälder stehen auf der Liste des Unesco-Weltnaturerbes, darunter auch fünf deutsche Buchenwälder: Das sind der Nationalpark Hainich in Thüringen, die Nationalparke Jasmund und Müritz in Mecklenburg-Vorpommern, das Waldgebiet Grumsin im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin und der Nationalpark Kellerwald-Edersee in Hessen. Wer sich in den heimischen Mischwäldern in die Buche verliebt, sollte sich einen Ausflug gönnen in diese großflächigen Buchenbestände, die ein Gefühl von der ursprünglichen Wildnis Europas geben. Je nach Jahreszeit und Wetter muten die majestätischen, bis zu 30 Meter hohen Bäume mal mystisch, mal romantisch an.  QC62F08

www.weltnaturerbe-buchenwaelder.de

Bildnachweis: Depositphotos

Wald & See

Nationalpark Kellerwald-Edersee

Beim Streifzug durch die nach Urwald anmutenden Wanderwege des Nationalparks eröffnet sich immer wieder der Blick auf ein wahres Meer von Buchen und auf die sich im Tal durch die Landschaft schlängelnde aufgestaute Eder. Und wenn sich im Winter die Eisschollen auf dem drittgrößten Stausee Deutschlands aneinander reiben, kann man den See in der Stille des Waldes singen hören.  

www.nationalpark-kellerwald-edersee.de

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7. November 2021