Zu Fuß gehen

Die wohltuenden Effekte des Zufußgehens auf Körper, Geist und Seele sind vielfältig. So stärkt regelmäßiges Gehen das Immunsystem und senkt die Gefahr, an einer Infektion zu erkranken. Es stabilisiert das Herz-Kreislauf-System, dessen Versagen zu den häufigsten Todesursachen zählt. Menschen mit hohem Blutdruck beispielsweise können mit einem moderaten Bewegungspensum ihr Sterbe-Risiko deutlich verringern. Auch bei starkem Übergewicht ist Gehen – im Gegensatz zu anderen Ausdauersportarten – zu empfehlen. Übergewichtige können dabei viel Fett verbrennen und sogar Diabetes vorbeugen.

Wer zu Fuß geht, stärkt Knochen, Gelenke, Sehnen, Bänder und trainiert die Haltemuskulatur des Körpers. Das vermindert das Verletzungsrisiko durch Stürze und steigert die körperliche Leistungsfähigkeit. Außerdem führt regelmäßiges Gehen zu einer tieferen Atmung, was sich unter anderem positiv auf den nächtlichen Schlaf auswirken kann. Gehen generell wirkt wie ein Stimmungsaufheller, denn es kurbelt die Produktion der Glücks-Stoffe Dopamin und Serotonin an. Zu Fuß gehen wirkt antidepressiv und kann so wirksam sein wie Medikamente und psychotherapeutische Behandlungsmethoden. Gehen ist auch ein probates Mittel zum Abbau von Stress: Das Stresshormon Kortisol geht zurück und die Resistenz gegen Stress baut sich auf. Kein Wunder, dass zu Fuß gehen auch kreativitätsfördernd wirkt. Der dänische Philosoph, Theologe und Schriftsteller Kierkegaard sagt von sich: „Ich habe mir meine besten Gedanken ergangen und kenne keinen Kummer, den man nicht weggehen kann.

Vom Spazierengehen bis zum Bergsteigen 

Es gibt viele verschiedenen Weisen, sich zu Fuß fortzubewegen: Vom gemächlichen Bummel in der Stadt bis zum schweißtreibenden Bergsteigen, vom würzigen Waldspaziergang bis zum puristischen Barfußgehen oder alltäglichen Treppensteigen lässt es sich in verschiedenen Formen praktizieren. Das Schöne daran: Positive Effekte haben alle Varianten zu bieten, wenn auch mit verschiedenen Zusatz-Effekten. Mehr als 90 Prozent der Deutschen gehen spazieren, mehr als zwei Drittel sogar mehrmals im Monat. „Nahezu jeder, und sei es nur zum Zeitvertreib oder Beine vertreten, geht ab und an spazieren“, so analysiert Rainer Brämer, Wanderforscher und Mitbegründer des Deutschen Wanderinstituts. Aber er schreibt zugleich: „Über dieses Gehhobby wissen wir derzeit so wenig wie vor anderthalb Jahrzehnten über das Wandern.“ (Das Wandern ist mittlerweile in groß angelegten Studien erforscht.)

Jeden Tag 10.000 Schritte gehen 

Allgemein lautet die Empfehlung fürs Gesundbleiben: Jeden Tag 10.000 Schritte gehen. Diese Empfehlung wird von den meisten Deutschen nicht erreicht. Eine Telefonistin geht durchschnittlich 1.200, ein Manager 3.000, ein Verkäufer 5.000 Schritte täglich. Nur ein Postbote bringt es auf 15.000 Schritte. Um von dem normalerweise „geringen aktiven Gehverhalten“ auf gesundheitsfördernde Werte zu kommen, empfehlen die Kölner Wissenschaftler, einfach jeden Tag 3.000 Schritte mehr zu gehen. Das entspricht etwa 30 Minuten Bewegung in einer moderaten Intensität. „Der menschliche Organismus hat sich im Laufe der Evolution auf die Bewegungserfordernisse von Jäger, Sammler- und Ackerbaukulturen angepasst. Heute wissen wir, dass das Gehen von 10.000 Schritten am Tag ein gesundheitlich sinnvolles Maß für die täglich notwendige Ausdauerleistung darstellt“, ist auf der Homepage des „Projekts 10.000 Schritte“ nachzulesen.

Foto: Andrea Tichy

24. Juni 2022