Wohltuendes für die Ohren

Radio oder Fernseher beschallen im Hintergrund, ein Flugzeug fliegt über das Haus, Kollegen im Großraumbüro telefonieren oder die Kinder streiten, der Server schnurrt, in der Nachbarwohnung wird gebohrt, von der Straße dröhnt die Sirene eines Einsatzwagens, jede eingehende E-Mail oder WhatsApp macht klick – und dann klingelt noch das Handy dazwischen. Nicht nur ohrenbetäubender Lärm, auch die Summe an Geräuschen, die uns alltäglich aufs Ohr gehen, kann uns auf die Nerven gehen und unsere Gesundheit negativ beeinträchtigen. Umso wichtiger, dass wir gegenüber allem, was wir uns Tag für Tag anhören müssen oder wollen, achtsam sind.

Denn nicht nur Lärm, auch unangenehme Geräusche können auf Dauer krank machen. Beispielsweise können sie neben anderen Ursachen zur Entstehung von Tinnitus beitragen. Wenn alles zu viel wird, reagieren die Ohren entweder damit, dass sie im wahrsten Sinne „zumachen“ oder anscheinend aus dem Nichts kommende Geräusche wahrnehmen. Doch soweit muss es nicht kommen, wenn wir auch unseren Ohren Wohlfühl-Auszeiten gönnen. Jeder weiß, wie wohltuend es ist, dem Zwitschern der Vögel zu lauschen. Nicht immer ist dies reell möglich, aber auch ein virtuelles Vogelkonzert in der Natur kann beruhigend und beglücken wirken: Auf der Website von Dawn-Chorus lassen sich jederzeit Vogelkonzerte anhören, die Menschen aus aller Welt aufgenommen und geteilt haben. Das ergibt eine einzigartige Klanglandschaft der Artenvielfalt und kann uns auf dieser auditiven Sinnesebene beglücken.

Was unser sensibles Sinnesorgan aufnimmt, kann uns tief berühren und auf anderer Ebene erreichen wie nur über die Augen. Das gilt auch für die bewusste Auswahl von Musik, die wir uns anhören oder für die Töne, die wir selbst anschlagen. Egal, ob wir vielleicht in einem Chor mitsingen oder jedes Lied nachsingen können, auch wenn vielleicht nicht jeder Ton im Sinne der strengen Lehre sitzt, tut es gut, die Stimmbänder zum Schwingen zu bringen. Das Summen ist eine gute Möglichkeit, den ganzen Körper auf ein anderes Energielevel zu bringen. Beim Chanten sind es zusätzlich die wohltuenden Botschaften, die sich aufgrund ihrer Kürze auch schnell einprägen, die zu positiver Grundstimmung führen.

Genauso wählerisch sollten wir auch beim Umgang mit auditiven Textinformationen sein, zumindest in unserer Freizeit: Viele Menschen nehmen Informationen auditiv leichter auf als über das Lesen. Es ist nicht nur einfach schön, sich ein Buch vorlesen zu lassen. Gerade bei komplexen Wissenschafts-Themen oder auch bei allem, mit dem wir unser Ich coachen, geht die Message über das Gehör oftmals tiefer. Von Menschen, die nicht oder schlecht sehen können, können wir lernen, mit unseren Gehörsinn bewusst umzugehen: So eignen sich Nacht-Spaziergänge in bekanntem Terrain, nicht nur dazu, unsere Augen zu erholen, sondern auch Geräusche bewusster wahrzunehmen und zur Ortung zu nutzen. Wie schön ist es dann, mit viel Glück vielleicht eine Nachtigall oder einen Kauz zu hören, einem Froschkonzert oder einer Grille zu lauschen.

 

16. März 2022