Vom Benziner zum Stromer Abenteuer mit überraschenden Wendungen

Wenn man alle vier bis fünf Jahre ein neues Auto least, steht man irgendwann vor der großen Frage: Bleibt man der Marke treu? Oder macht man gleich etwas Radikales und probiert einen Stromer aus? Dieses Mal war es ernst: Egal, ob Förderungen oder nicht, ich musste eine Entscheidung treffen. Von Ralf Perey. 

Die große Frage: Ändern oder nicht?

Natürlich spielt das Umweltbewusstsein eine Rolle – ich möchte ja auch nicht, dass zukünftige Generationen meinen CO₂-Fußabdruck mit einem Teleskop sehen können. Doch dann kamen die anderen Überlegungen: Wie oft fahre ich eigentlich? Wie schnell? Und vor allem: Wie weit? Zunächst schien ein Hybrid die perfekte Lösung zu sein. Voll-, Mild- oder Plug-in-Hybrid – irgendwas mit ein bisschen weniger Spritverbrauch und einem Hauch Umweltfreundlichkeit. Oder bin ich mutig genug, direkt auf einen Stromer umzusteigen,
obwohl die Ladeinfrastruktur noch nicht überall optimal ausgebaut ist? 

Google, Bekannte und der Fachmann

Nach unzähligen Google-Sitzungen, Gesprächen mit Freunden („Was, du überlegst echt, auf Strom umzusteigen? Kann man damit überhaupt schnell fahren?“) und einer Fachberatung stand fest: Die wichtigste Frage lautet nicht, welches Auto die schönste Farbe hat, sondern wie meine typischen Fahrten aussehen. „Eigentlich bin ich ein Schnellfahrer“, gestand ich dem Fachmann mit ein wenig Stolz. Aber dann kam die bittere Erkenntnis: Autobahn? Selten. Über 30.000 Kilometer pro Jahr? Vergangenheit. Heute schleiche ich meist in der Stadt herum und komme auf gerade mal 10.000 Kilometer im Jahr. 

Die Macht der Gewohnheit (und des Egos)

Bleibt man bei der alten Marke? Klar, das macht es einfacher. Aber was tun, wenn der favorisierte Hersteller keinen schicken Stromer im Angebot hat? Mein erster Gedanke war: Ein Jeep Avenger – der „Rächer“ unter den Mini SUVs (nicht länger als eine Golfklasse)! Doch dann der Schock: nur 150 km/h Höchstgeschwindigkeit. Das hätte meine Frau gefreut, mich aber nicht wirklich. Trotzdem riet der Fachmann: „Versuchen Sie es. Zwei, drei Tage mit einem Stromer, und dann sprechen wir uns wieder.“

Die Probefahrt – ein leises Wunder

Was soll ich sagen? Die Probefahrt war eine Offenbarung. Ein Elektroauto fährt genauso wie ein normales Auto – bis es das nicht tut. Dieses leise Dahingleiten, die direkte Beschleunigung, das Gefühl, dass das Auto mitdenkt. Plötzlich war ich entspannt. Das Highlight: der Tachometer, der mich fast sekündlich ans Sparen erinnert. Fährt man sehr sparsam, zeigt er stolz, wie wenig Strom man verbraucht. Beim Bremsen? Strom zurückgewinnen! Ich fühlte mich wie ein echter Energierückgewinnungsprofi.

Plötzlich gelassen

Nach der Probefahrt war es entschieden: Ich steige um. Die magischen 240 km/h meines Benziners werde ich vermissen, aber witzigerweise fahre ich jetzt kaum noch 150 km/h. Warum? Weil die Reichweite bei hohen Geschwindigkeiten dahin schmilzt wie ein Eiswürfel in der Sonne. Wer will schon alle 280 Kilometer nachladen müssen? Bei vernünftiger Fahrweise schafft mein neuer Stromer immerhin 400 Kilometer – und plötzlich will ich vernünftig fahren.

Die kleinen Helferlein

Das Beste am neuen Auto? Die Gadgets! Mein Auto begrüßt mich, sobald ich mich nähere, und öffnet automatisch die Türen. Mit einem Fußschwenk geht der Kofferraum auf – ich komme mir vor wie ein Zauberer. Auf der Autobahn fährt mein Auto brav hinter dem Vordermann her, und beim Einparken bekomme ich eine gestochen scharfe 360-Grad-Sicht. Ach, und dank App kann ich das Auto vorheizen, bevor ich überhaupt einsteige. Komfort hat einen Namen: Stromer.

Fazit: Spaß am Sparen

Ich hätte es nie gedacht, aber der Umstieg hat sich gelohnt. Die Displays haben mich fest im Griff, ich bin entspannter als je zuvor und habe sogar Spaß daran, sparsam zu fahren. Manchmal frage ich mich, warum ich nicht früher umgestiegen bin – aber dann erinnere ich mich an meine alte Liebe zum Bleifuß. Heute genieße ich das leise Surren meines neuen Begleiters und freue mich über jeden geretteten Stromprozentsatz. Willkommen in der Zukunft!

Kritische Stimmen

Es heißt zwar immer, Stromer wären umweltfreundlich, aber oft wird die Sache nicht über alle Prozesse betrachtet:  Wie werden die verarbeiteten Rohstoffe gewonnen, wie viel Energie wird bei der Fertigung des Autos verbraucht, wie wird der Strom erzeugt, mit dem das Auto geladen wird?

Auch Elektrosmog soll ein nicht unerhebliches Thema sein: So wird berichtet, dass manche Menschen aufgrund der hohen elektromagnetischen Strahlung im Auto Beschwerden wie etwa Kopfschmerzen oder Übelkeit bekommen. 

Biild oben
Der grüne Balken auf dem Display auf der linken Seite zeigt, dass gerade Strom rückgewonnen wird. Auch in der Mitte zeigen die Vorderräder eine grüne Spur für die Rekuperation (Rückgewinnung verbrauchter Energie). 

Bild mitte
Der blaue Balken auf der linken Anzeige zeigt hohen Verbrauch an (Power). Die Marke ist nicht mehr im Eco-Bereich. Auch die Vorderräder in der Anzeige am Auto zeigen eine blaue Spur und damit, dass Energie verbraucht wird. 

Bild unten
Das große Display lässt sich per Touch-Screen steuern und ganz leicht ohne Kabel, zum Beispiel per Carplay, mit dem Mobiltelefon verbinden.