„Wo die Sonne nicht hinkommt, ist der Doktor nicht fern“, formuliert der Volksmund den offensichtlichen Zusammenhang zwischen Sonnenlicht und Gesundheit. Ein wichtiger Grund dafür ist Vitamin D, das der Körper dann produziert, wenn die Haut (ungeschützt) UVB-Strahlung ausgesetzt wird.

„Rund 100 Krankheiten sind mit einem niedrigen Spiegel an Vitamin D verbunden“ bestätigen Experten auf der kalifornischen Internet-Seite www.vitamindcouncil.org. Unter den dort aufgeführten Krankheiten finden sich Akne ebenso wie Bluthochdruck, Infektionen wie etwa Aids, Karies und Parodontose ebenso wie 19 Arten von Krebs. Und tatsächlich beschäftigt derzeit kein anderes Vitamin die Wissenschaft so sehr wie Vitamin D, das eigentlich gar kein Vitamin, sondern eine Hormon-Vorstufe ist. Im Gegensatz zu einem echten Vitamin kann es der Körper selbst herstellen. Das sogenannte Sonnenhormon wird in der Haut gebildet, von der Leber umgebaut, von der Niere aktiviert und an das Blut abgegeben.

Die Symptome eines Vitamin D-Mangels
Ein Vitamin D-Mangel kann den ganzen Körper erfassen und hat unterschiedliche Erscheinungsformen. Zu den Beschwerden zählen Müdigkeit, verlangsamtes Denken, Depressionen, Muskelschwäche und -krämpfe, Schmerzen in den Knien und im Rücken, Schlafstörungen, Hautprobleme, erhöhte Anfälligkeit für Infekte und bakterielle Infektionen, Knochenbrüche, Überfunktion der Schilddrüse, Osteoporose und schmerzhafte Knochenerweichung.

Vitamin D: Wie sieht es in Deutschland aus?
„Deutschland ist Vitamin D-Mangel-Land“ sagt Prof. Jörg Reichrath, Professor für Dermatologie an der Universität des Saarlandes. Laut einer Studie aus dem Jahr 2008 weisen in Deutschland 57 Prozent der untersuchten Männer zwischen 18 und 79 Jahren und 58 Prozent der Frauen einen Vitamin D-Mangel auf (weniger als 20 Nanogramm pro Milliliter25-D, der Speicherform des Vitamin D im Blut). Ein schwerer Mangel tritt vor allem im Winter auf, wenn die Intensität an UVB-Strahlung hierzulande gering ist. Denn Vitamin D wird in einem nennenswerten Umfang durch Sonneneinstrahlung erst dann erzeugt, wenn die Sonne zu 45 Grad oder mehr über dem Horizont steht. In Nordamerika und Europa ist dies im Sommer zwischen 11 Uhr mittags und 3 Uhr nachmittags der Fall.
Im Winter bekommt kaum jemand Vitamin D über die Sonne, denn in Deutschland wird etwa sechs Monate lang ein UV-Index von 3 (mittlere Bestrahlungsstärke) unterschritten, was für eine nennenswerte Vitamin D-Synthese zu wenig ist. Im Sommer genügt auch in Deutschland schon eine kurze Sonnenlichtexposition, um eine ausreichende Vitamin D-Synthese zu erzielen.

Vitamin D und Sonnenbrand
„Es gibt keine Vitamin D-Synthese ohne DNA-Schädigung der Haut“, bringt Dr. Rüdiger Greinert, Leiter der Abteilung Molekulare Zellbiologie am Dermatologischen Zentrum Buxtehude, das Dilemma auf den Punkt. Denn die UV-Spektren, die zur Vorstufe des Vitamin D führen, aber auch zu Sonnenbrand, Bräunung oder sogar Hautkrebs, überlappen nahezu. Und so lässt die Angst vor Hautkrebs viele Menschen vor dem Vitamin D-förderlichen Sonnenbaden zurückschrecken. Zumal viele Aufklärungs-Kampagnen in den letzten Jahren darauf abzielten, den Körper und das Gesicht durch Kleidung und Sunblocker völlig von UV-Strahlung abzuschotten. Der englische Wissenschaftsautor Oliver Gillie schimpft: Die australische Kampagne „Slip! Slop! Slap! Wrap!“ – Cremt euch ein, zieht euch gut an, setzt Brille und Sonnenhut auf – die in den 1980ern in Australien zu einem völlig anderen Umgang mit der Sonne sorgte, habe den Umgang mit der Sonne auch im nördlichen Europa drastisch verändert.

Besser oft und maßvoll, als selten und lange
Während intensiver Sonnenschutz bei hellhäutigen Menschen im sonnenreichen Australien durchaus Sinn macht, ist die Situation in Mittel- und Nordeuropa aber eine völlig andere. Hier genügt es auch im Sommer nicht, nur Hände und Gesicht in die Sonne zu halten, um ausreichend UVB-Strahlung abzubekommen. In seinem Buch „Sonnenlicht – das größte Gesundheitsgeheimnis“ rät der Autor Thomas Klein: Möglichst große Hautflächen der Sonne aussetzen. Regelmäßiges Sonnenbaden, besser oft und maßvoll, als selten und lange. Im Frühjahr und Herbst jeden Sonnenstrahl nutzen, um die Haut auf die UV-Strahlung vorzubereiten. So kann Sonne im Körper eine ganze Reihe gesundheitsfördernder Effekte in Gang setzen, die über die Vitamin D-Synthese noch hinausgehen: Sie fördert die Durchblutung und den Muskelaufbau und bringt den Körper dazu, verstärkt das Glückshormon Serotonin auszuschütten; auch die Produktion des Anti-Aging-Hormons Melatonin und des Sexualhormons Testosteron wird durch Sonnenlicht angekurbelt. Dieser Wirkmechanismus erklärt, warum im Frühjahr mit zunehmender Sonneneinstrahlung das Liebesbarometer zu steigen beginnt. Sonne und Liebe hängen zusammen!

Sonnenlicht: Hauptquelle fürs Vitamin D

Das Sonnenlicht ist für die Vitamin D-Versorgung des Körpers von zentraler Bedeutung: 80 bis 90 Prozent seiner Vitamin D-Versorgung produziert sich der Körper unter Sonneneinstrahlung selbst. Sonnenbaden, das eine gerade sichtbare Hautrötung hervorruft, bringt nach Experten-Schätzungen mehr als 12-mal so viel, wie die Deutsche Gesellschaft für Ernährung für die Zufuhr über Vitamin D-Tabletten für ältere Menschen empfiehlt.

Vitamin D aus der Nahrung

Nur etwa 10 bis 20 Prozent des Vitamin D nimmt der Körper mit der Nahrung auf. Vor allem in fettem Fisch, Milch und Milchprodukten, Eiern und Pilzen ist Vitamin D in größeren Dosen enthalten. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt eine Vitamin D-Zufuhr von täglich 5 Mikrogramm (μg) beziehungsweise 200 Internationale Einheiten (I.E) für Kinder und jüngere Erwachsene, die doppelte Menge für Säuglinge und Senioren.

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