Schweizer Städte gelten als teuer, Wien als museal-geschichtsträchtig, Frankfurt als unruhiges Pflaster, Matera verbinden wir nur mit alten Höhlen und auch unser Bild von Chemnitz ist einseitig geprägt – das fordert geradezu heraus, Städte jenseits ihrer Klischees kennen zu lernen. Martina Guthmann zeigt die andere Seite. Ihr 1. Tipp Wien, eine Stadt die seit Jahrhunderten immer der Zeit voraus war.

Die Austernpilze auf der Lehmofenflade im Café Heuer stammen aus der Wiener Kaffeesatz-Landwirtschaft „Hut&Stiel“. Den wertvollen Nährboden holen die jungen Unternehmer per Lastenfahrrad auch aus den weltberühmten Kaffeehäusern der Stadt. In Anbetracht von täglich ca. 100 Tonnen produziertem Kaffeesatz in Wien ist diese nachhaltige Geschäfts-Idee ebenso genial wie schmackhaft. Und sie ist ein Paradebeispiel dafür, wie in Wien aus der Tradition heraus zukunftstragendes Neues erwächst.

Wiener Kaffeesatz als Nährboden für Austern-Pilze, eine neue Delikatesse aus und für Wien.

 

 

 

„Mag das“ – wer deutsch lernt, kann mit diesen einfachen Worten sein Gefallen ausdrücken – und „Magdas“ heißt das wienerisch lässige Hotel am Prater. Das mit viel Kreativität sanierte ehemalige Seniorenheim wird voller Herzenswärme von Menschen aus 23 Sprachkreisen geführt. Auf dem Frühstückstisch gibt es Honig von den begrünten Dächern und Grünflächen der Stadt. Grün ist über die Hälfte Wiens und ein Viertel der Großstadt-Fläche wird landwirtschaftlich genutzt. So gehören die Wiener Stadt-Imker genauso zur Selbstverständlichkeit wie die Winzer und die Lobauerinnen, die in den Donauauen Obst und Gemüse anbauen.
Außer diesem Biosphären-Reservat gibt es mit dem Wienerwald auch einen Nationalpark – mitten in der Metropole. Dies zeigt: Mit Pioniergeist nachhaltig zu agieren hat in Wiens Stadtplanung jahrhundertelange Tradition. Schon seit dem 19. Jahrhundert wird ganz Wien über ein Hochleitungssystem mit Wasser aus Bergquellen versorgt. Von dem hervorragenden Nass, das ohne eine einzige Pumpe in die Stadt fließt, profitieren Einheimische ebenso wie Gäste der Stadt. Und dafür, dass es in Wien Wiener gibt, also Einheimische, die das Herz einer jeden Stadt ausmachen, ist nicht zuletzt der Wiener soziale Gemeindebau verantwortlich, mit mehr als 100.000 Wohnungen in allen 23 Stadtbezirken. Neuestes „Baby“ ist das Sonnwendviertel – ein neuer Stadtteil in Bahnhofsnähe – mit Gemeinschafts-Gärten, Werkstätten und einem für jedes Alter attraktiven Motorik-Parcours. Sehenswert ist das visionäre Projekt für jeden Gast der Stadt, der sich nicht nur für Wiens Prachtbauten, sondern auch für gelungenes Stadtleben der Zukunft interessiert.

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