Psychosomatische Reaktionen und wie sich diese auflösen lassen.
Ein Erfahrungsbericht von Peter Maier.

Bei der Urlaubs-Camper-Fahrt nach Italien im August 2018 hatte ich ein seltsames Erlebnis. Zusammen mit meiner Frau war ich ins Gressoney-Tal unterwegs – bis direkt unter die faszinierenden Monte-Rosa-Berge mit ihrem Gletscher, der abends in den wunderbarsten Farben leuchtete. Offensichtlich hatte ich mich bei der stundenlangen Fahrt dorthin etwas verkrampft. Jedenfalls konnte ich mich am nächsten Morgen kaum mehr bewegen, mehrere Muskelpartien im Hüft- und Lendenwirbelbereich taten furchtbar weh. Ich war wie gelähmt. Bei dem Versuch, nach dem Frühstück aus meinem Sitz wieder aufzustehen, schrie ich vor Schmerz. Ich musste mich sogar aus dem Stuhl heben lassen. Noch nie hatte ich vorher so etwas erlebt. Was war nur los mit mir? Zwei Tage lang ging das so, eine Entspannung stellte sich nicht ein. Instinktiv wusste ich, dass diese Verkrampfungen vielleicht zwar vom langen Autofahren ausgelöst, sicher aber nicht davon verursacht worden waren. Welchen Arzt sollte ich aufsuchen? Gab es überhaupt einen Mediziner am Ende dieses Gebirgstals auf 1.800 Metern Höhe?

Ein schrecklicher Traum

In der dritten Nacht wachte ich schweißgebadet auf. Mein längst toter Vater war mir soeben im Traum erschienen. Im Halbschlaf hörte ich nun seine Stimme in mir: „Wenn du mich nicht endlich liebst, lasse ich dich nicht mehr los und du wirst dich nicht mehr bewegen können!“
Ja, zu Lebzeiten hatte ich viele Jahre lang Schwierigkeiten mit meinem Vater gehabt, ich haderte mit ihm, weil ich mich nie von ihm anerkannt und um mein Erbe betrogen fühlte. Ich fand auch meinen inneren Frieden nicht mit ihm, nachdem er 2014 gestorben war. Konnte ich ihm denn nicht wenigstens jetzt verzeihen? Ich fühlte mich deshalb meinem Vater gegenüber immer mehr schuldig. Jetzt hatte er im Traum rumort. Das nahm mich alles sehr mit und beim Frühstück beschloss ich, all meinen Hader ihm gegenüber endlich zu vergessen und ihn posthum in mein Herz zu schließen. Er war ja schließlich mein Vater, das hatte er doch trotz allem verdient. Sofort merkte ich, dass sich etwas in mir zu entspannen begann. Zwei Stunden später konnte ich mich wieder relativ gut bewegen. Als ich dann nach einer weiteren Camperfahrt an die Ligurische Küste abends im Meer zum Schwimmen ging, spürte ich, wie sich meine Muskeln vollkommen entkrampften und mein ganzer Körper wieder elastisch und beweglich wurde. Dabei erinnerte ich mich an eine spektakuläre Bibelgeschichte, in der vier Männer einen Gelähmten zu Jesus brachten in der Hoffnung, für ihn Heilung zu erlangen. (Die Geschichte aus der Bibel können Sie unter QC58L21 nachlesen).
Diese Geschichte hat mich schon als Kind fasziniert. Wie ist es möglich, dass ein Gelähmter so schnell geheilt werden konnte? Warum war der Mann eigentlich gelähmt? Was war das Geheimnis der Heilung? Warum war Jesus als Heiler so erfolgreich? Diese Bibelgeschichte ist für mich bei rechter Betrachtung „die“ Bibelgeschichte zum Thema „Psychosomatik“ geworden.
Ich denke, dass Jesus ein sehr einfühlsamer Heiler war, der in das Gemüt und in die Seele seiner Patienten schauen konnte, ähnlich wie auch manche Geistheiler oder sensible Therapeuten heute dazu in der Lage sind. Und da konnte Jesus wohl schnell sehen, wo der Schuh wirklich drückte. Denn nicht zufällig sprach Jesus den Mann als erstes von seinen Sünden los. Offensichtlich hatte den Mann eine schwere Schuld belastet und diese war es, die ihn so sehr verkrampfte. Die Symptom-Verschiebung von der Seele auf den Körper konnte rückgängig gemacht werden. Die Seele hatte ja soeben bekommen, was sie brauchte: Anerkennung, tiefe menschliche Annahme, Ent-Schuldung. Es handelte sich also bei dem Mann um eine heftige Psychosomatik.

Wenn der Seele etwas fehlt

Dieser Begriff wird heute bei jeder Gelegenheit verwendet, er ist viel- und nichtssagend zugleich. Aus langjähriger Erfahrung weiß ich: Wenn die Seele ein Problem hat oder wenn ihr etwas fehlt, dann kommt es leicht zu einer Symptom-Verschiebung von der Seelen- auf die Körperebene. Da wir „Westler“ uns so sehr mit dem Körper beschäftigen und den Zugang zu unserer Seele oft verloren haben, ist dieses Manöver der Seele wohl sehr geschickt. Denn Körperprobleme nehmen wir sofort ernst, Seelenprobleme schieben wir dagegen oft weit weg von uns. Dabei könnten uns körperliche Symptome solch einen guten Dienst erweisen, um auf die wahren und eigentlichen Ursachen eines Problems auf der Seelenebene zu stoßen und diese ernst zu nehmen. Denn wenn die Seele das bekommt, was sie braucht, kann sie damit aufhören, dem Körper ein Symptom zu schicken. Seele und Körper sind eben doch eine Einheit, auch wenn dies schulmedizinisch in der Praxis oft nicht oder schon aus zeitlichen Gründen zu wenig beachtet wird.
Meine Erfahrung in dem italienischen Hochtal war folgende: Ich durfte den direkten Zusammenhang zwischen einer (Schuld)Emotion und einem heftigen körperlichen Symptom erleben. Einen Arzt habe ich damals nicht gebraucht, weil ich die Körper-Seelen-Verbindung schnell erkennen durfte und das Heilende tun konnte: einen inneren, längst überfälligen emotionalen Schritt, der einen meiner engsten Familienangehörigen betraf. Es ging um die Beendigung des Haderns und um die Liebe zu meinem Vater. Dazu war ich endlich bereit und das war sehr heilsam für mich.

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www.alternative-­heilungswege.de

Der Autor
Peter Maier ist Gymnasiallehrer und Initiations-Mentor. Der in Ostbayern geborene Autor durchlief langjährige Fortbildungen in Gruppen-dynamik, initiatischer Therapie und christlicher Kontem-plation. Dazu kommen Selbsterfahrungen mit Visionssuchen, Familien-aufstellungen, in der Männer- und Ritualarbeit und mit vielfältigen alternativen Heilmethoden.

Bildnachweis: Titelbild, Monte Rosa Berge – depositphotos.com | fbxx