Perfekter Kreislauf

„Wir haben keine Biotonne“, sagt Beate Illbruck mit Blick auf die Hühner, die in Sichtweite zum Hofladen Etzel ihr Gnadenbrot picken dürfen. Hierher werden die Hühner nach etwa zweieinhalb Jahren im Hühnermobil gebracht und sie dürfen auf der großen Wiese nach Herzenslust scharren, sich mit dem Hahn vergnügen oder sich ins Hühnerhaus zurückziehen. Den gut genährten Hühnern zuzuschauen wirkt wie Meditation.

Mehr als 200 Eier wirft die Hühnerschar von Etzels Biohof täglich ab. Die wertvollen Eier mit den sonnengelben Dottern sind begehrt. Begehrt von den Menschen aus dem Main-Taunus-Kreis, die extra hierher nach Wehrheim kommen. Manchmal sind auch Frankfurter dabei, die von den Vorzügen des Hofladens gehört haben und deshalb die etwa dreißigminütige Autofahrt antreten.

Beliebt ist auch der Kuchen, den Betreiberin Beate Illbruck aus den Eiern bäckt. Sie ist die Tochter des Bauernehepaars Brunhilde und Paul Erich Etzel, die den traditionsreichen Hof vor mehr als 30 Jahren auf kontrolliert biologischen Anbau umgestellt haben. Tradition, so sagt Beate Illbruck ist ihr wichtig. Sichtbaren Ausdruck findet diese Liebe zur Tradition in gusseisernen Formen, die Beate Illbruck für ihre legendären Gugelhupf-Kuchen verwendet. Ihre Sammlung umfasst mittlerweile 59 Formen, die teilweise aus dem 19. Jahrhundert stammen. Die ersten hat sie im Keller ihres denkmalgeschützten Hofes gefunden. Dann kamen Trouvaillien auf Flohmärkten dazu. Und weil sich herumgesprochen hat, dass Beate Illbruck den gusseisernen Formen neues Leben verleiht, kommen auch immer neue Raritäten hinzu, die man ihr im Hofladen vorbeibringt. „Nicht alle kann ich verwenden, manche sind einfach nur schön und erinnern an die Wertschätzung, die man früher Kuchen entgegengebracht hat“, so erzählt die studierte Kunsthistorikerin.

Das ganze Tun der Hofladen-Betreiberin, die sich nach dem Studium ihrer Wurzeln besann, ist von Wertschätzung geprägt. Sie freut sich, wenn ihre „Gäste“, so wie sie die Hofladen-Kunden bezeichnet, durch die dort verkauften Produkte den wahren Wert von Lebensmitteln kennenlernen. Neben ausgesuchten Waren des täglichen Bedarfs gibt es im Biohof Etzel auch Besonderheiten, die ansonsten nur schwer zu bekommen sind. Bio-Fleisch von Rind und Schwein beispielsweise, das Beate Illbruck vom Bio-Hof der Familie bezieht, den mittlerweile ihr Bruder betreibt. Ihre Spezialität ist es, Schinken zu fermentieren. Dazu gibt die rührige Bioladen-Betreiberin auch Seminare. Denn wenn man weiß, wie es geht, dann ist es gar nicht so schwer, Schinken per Fermentation haltbar zu machen.

Die dem Hofladen angeschlossenen Küche vermittelt auf den ersten Blick den Eindruck, dass dort intensiv gearbeitet wird. Neben Gugelhupf werden dort diverse Sorten von Kuchen gebacken: Obst-Streusel, Rübli-Torte, Käsekuchen, Engadiner Nusstorte, Nusskuchen, Russischen Zupfkuchen oder Rote-Beete-Kuchen, dessen Rezept von einer Australierin stamm. Begehrt sind auch die Bratwürste, die regelmäßig in der Küche in Schafdarm gefüllt und gebrüht werden.

Auch die Hühner finden in dieser Küche ihre letzte Wertschätzung von Familie Etzel. Alle Reste von Obst und Gemüse des Hofladens wurden ohnehin an sie schon verfüttert. Am Ende ihres Lebens werden sie zu Hühner-Suppe, die – in Gläser gefüllt – den Menschen Energie schenkt.

In den Kreislauf der Natur und der Generationen eingebunden zu sein empfindet Beate Illbruck als beglückend. Und wenn es ihr durch ihr Tun gelingt, davon etwas an ihre „Gäste“ weiter zu geben, dann ist sie zufrieden: „Es sind die Kleinigkeiten im Leben, die zusammen ein größeres Ganzes ergeben“, so zieht sie das Fazit.

Hofladen im Bio-Bauernhof
Bauer Etzel Vertriebs GmbH
Pfaffenwiesbacher Str. 6
61273 Wehrheim
Tel:  06081 586615/  0173 3144034

Mo,Di, Mi, Do 9-13 Uhr und 15-19  Uhr, Fr 9-19 Uhr, Sa 9-14 Uhr

28. April 2021