In den letzten Jahren  hat sich in Deutschland die Zahl der Menschen, die Skitouren unternehmen, vervielfacht.  Inzwischen genießen immer mehr Menschen in Deutschland den Aufstieg aus eigener Kraft und die Möglichkeit, abseits der Pisten wieder abzufahren. Immer beliebter wird auch das Schneeschuhwandern und zunehmend finden auch diese Wintersportaktivitäten bei Nacht statt. Angesichts dieser Entwicklungen, wird es immer wichtiger,  Wintersportler über das Thema  „Wintertouren & Naturschutz“ zu  informieren.

Wintertouren & Naturschutz

Seit 2015 organisiert daher der DAV einen Aktionstag in den Bergen,Manfred Scheuermann, der das Projekt von Beginn an begleitet hat: „Ziel des Aktionstages ist es, einen Beitrag für naturverträgliches Skitouren- und Schneeschuhgehen zu leisten. Dazu werden die Wintersportlerinnen und Wintersportler im Tourengelände aktiv angesprochen und über das Thema ,Wintertouren & Naturschutz´ informiert.“

Tiere im Winter Konflikte kann es geben, wenn Tourengeherinnen und Tourengeher in die Überwinterungs-Lebensräume störempfindlicher Tierarten, wie zum Beispiel Birk- und Auerhühner, Schneehasen oder Gämsen eindringen. Gerade im Winter verbrauchen die Tiere immense Energiereserven bei der Nahrungssuche und noch mehr auf der Flucht.Wird Jungwald  durch Skikanten geschädigt, bringt dies neben der Flora auch die Fauna aus dem Gleichgewicht.

Naturverträgliche Routen wählen  Diese Kampagne ist wichtig, denn leider halten sich längst nicht alle Wintersportler-/innen an die naturverträglichen Ski- und Schneeschuhrouten Welche Routen naturverträglich sind, haben der DAV und das Bayerische Umweltministerium bzw. das Bayerische Landesamt für Umwelt im Rahmen des Projektes „Skibergsteigen umweltfreundlich“ und der Untersuchung „Wildtiere und Skilauf im Gebirge“ herausgefunden. Zwischen 1995 und 2013 sind dazu die gesamten Bayerischen Alpen und grenzüberschreitende Teilbereiche Österreichs flächendeckend bearbeitet worden. Rund 260 sensible Bereiche im Umfeld der üblichen Routen wurden als sogenannte „Wald-Wild-Schongebiete“ ausgewiesen, die Wintersportler-/innen auf Basis der Freiwilligkeit meiden sollen. Manfred Scheuermann:„Wir sind stolz darauf, dass für sämtliche Tourenberge Lösungen gefunden haben, denen die Vertreterinnen und Vertreter der unterschiedlich betroffen Behörden, Verbände, DAV-Sektionen etc. jeweils zugestimmt haben,“

Kanalisierung der Sportmöglichkeiten in der Nacht Um die nächtlichen Aktivitäten im freien Tourengelände einzuschränken, unterstützt der DAV die Tourenabende, die in zahlreichen Skigebieten angeboten werden.  Allein in den Bayerischen Alpen sind mittlerweile in etwa 25 Skigebieten an bestimmten Wochentagen Hütten bei den Bergstationen abends geöffnet. Praktisch in jeder Region gibt es so an jedem Tag irgendwo eine Möglichkeit, in den winterlichen Abendstunden die Natur zu genießen. Es geht den Sportlern dabei um Fitness und um Geselligkeit. Auch wenn Tourenabende mitunter kontrovers diskutiert werden, lässt sich aktuell einschätzen, dass sie auch den nächtlichen Pistenverkehr bündeln – was wiederum der Tierwelt in anderen Bereichen weitgehend Ruhe beschert.

Sicherheit auf Tour  Geschlossene Pisten sind nicht lawinensicher! – Speziell nachts, nach Ende des Skitages, aber auch tagsüber können Lawinen in Skigebieten kontrolliert gesprengt werden. Dabei werden mitunter auch grö­ßere Pistenabschnitte verschüttet. Geschlossen sind Pisten auch in der Zeit vor und nach der Skisaison.Bei Touren auf geschlossenen Pisten gilt generell dasselbe wie im alpinen Gelände: Obligatorisch sind eigenverantwortliches Einschätzen sämtlicher alpiner Gefahren, besonders der Lawinengefahr. Ebenso obligatorisch ist es, die vollständige Notfallausrüstung (LVS-Gerät, Sonde, Schaufel) dabei zu haben – und damit auch umgehen zu können. Sperrungen sind nur bei konkreter Gefahrenlage, insbesondere bei Pistenpräparierung, Lawinensprengung oder Vereisung, zulässig, dann aber dringend zu beachten! Auch die FIS- und die DAV-Regeln für Skitouren auf Pisten sowie örtliche Regelungen (z.B. zu den Tourenabenden) müssen eingehalten werden.

Zu beachten ist, dass Pisten fast immer „oben“ gesperrt werden, Tourengeher aber von unten kommen. Im Zweifel sollte man sich unbedingt informieren, beispielsweise auf der Skigebiets-Homepage. Wenn Aufstiegsrouten abschnittsweise oder ganz von der Piste weg ins freie alpine Gelände führen, gelten ohnehin die Regeln normaler Skitouren. Keine Lawinensicherheit gibt es auch bei spontanen oder geplanten „Ausflügen“, etwa auf einen Aussichtsgipfel oder über die Freeride-Abfahrt ins Nachbartal.

Generell wichtig: Sperrungen bedeuten Lebensgefahr.

Hinweise für Ski-Tourengeher und Schneeschuhwanderer

In allen bayerischen Skigebieten gibt es Aufstiegsmöglichkeiten für Tourengeher, entweder auf ausgewiesenen Routen oder am Pistenrand. Seit 2014 wurde für nahezu die gesamten Bayerischen Alpen naturverträgliche Schneeschuhrouten bestimmt. Diese sind in den neuen Ausgaben der AV-Karten (analog und digital) sowie auf den neuen Natürlich-auf-Tour-Infotafeln ersichtlich.

Freiwilliger Obolus

Die Skigebietsbetreiber und die Gesetzgeber der Alpenländer reagieren sehr unterschiedlich auf das Skitourengehen auf Pisten. Manche empfinden Tourengeherinnen und Tourengeher in Skigebieten eher als störend, Unfallgefahren und Haftungssorgen werden thematisiert. In anderen Regionen erkennt man, dass immer mehr Wintergäste die Abwechslung suchen: Mal Langlaufen, mal Pistenskifahren, mal eine Skitour – und diese gerne auch auf der Piste. Die Verantwortlichen einiger Alpenregionen gehen weiterhin restriktiv vor, während in anderen Ländern stark auf gegenseitiges Verständnis gesetzt wird.

Lift- und Bahnbetreiber reagieren mit wachsendem Einfallsreichtum: So werden Tourengeher-Parkplätze ausgewiesen; es gibt teils mit Sponsorenhilfe beschilderte Aufstiegsrouten, Skitourenlehrpfade und natürlich die beliebten Tourenabende. Pistentourengeher sollten stets beachten, dass Skigebiete eine aufwendige Infrastruktur bereitstellen und Pisten in erster Linie für die Nutzer der Seilbahnen und Lifte gedacht sind. Rücksichtnahme ist daher geboten und es freut die Gastgeber, wenn seitens der Tourengeher Bereitschaft zu erkennen ist, die Infrastruktur nicht nur zu nutzen, sondern auch monetär zu unterstützen – sei es durch das Bezahlen des geräumten Parkplatzes oder durch eine Einkehr in einer Berghütte im Skigebiet.

 Natürlich auf Tour

Projektleiter Manfred Scheuermann ( Bild unten, Martina Guthmann): „Freiwilliger Verzicht zum Schutz der Natur  ist nur auf rund 20 Prozent der üblicherweise genutzten Fläche erforderlich.Wenn es uns jetzt noch gelingt, die Akzeptanz möglichst aller Tourengerinnen und Tourengeher zu erzielen, hat sich die Arbeit wirklich gelohnt.“

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Bildnachweis: Skibergsteigen-umweltfreundlich-1DAV-Manfred-Scheuermann
3. Februar 2019